Wer mit einer chronischen Erkrankung lebt und damit dauerhaft in seinem Alltag eingeschränkt ist, kann einen Schwerbehindertenausweis beantragen. Je nach Grad der Behinderung erhältst du damit steuerliche Vorteile oder beispielsweise Vergünstigungen für den öffentlichen Nahverkehr und mehr Schutz im Arbeitsleben. Aber was ist eigentlich der Grad der Behinderung und was bringt seine Feststellung wirklich? Wir haben die wichtigsten Informationen für dich zusammengefasst.
Das Wichtigste zum Schwerbehindertenausweis
Wann bekommst du einen Schwerbehindertenausweis?
Einen Schwerbehindertenausweis erhältst du, wenn bei dir ein Grad der Behinderung (GdB) von mindestens 50 festgestellt wurde. Den GdB bestimmt das Versorgungsamt oder eine ähnliche zuständige Behörde anhand deines Gesundheitszustands. Dabei werden sowohl körperliche als auch geistige und seelische Beeinträchtigungen berücksichtigt. Aber keine Sorge: Du musst in der Regel nicht extra zu Untersuchungen antreten: Die Feststellung findet meist durch bestehende Befunde und Berichte deiner Ärzt:innen statt und nur in Ausnahmefällen wird eine Nachuntersuchung angeordnet.
Den Antrag auf Feststellung des Grades der Behinderung nach dem Schwerbehindertenrecht kannst du oft auch online stellen, wie zum Beispiel das Landesamt für Gesundheit und Soziales Berlin erklärt.
Grad der Behinderung: Was bedeuten die Stufen?
Die Behinderung wird in Graden (GdB) von 20 bis 100 eingeteilt. Je höher der GdB, desto schwerwiegender ist deine Beeinträchtigung – und je mehr Vorteile bringt dir der Schwerbehindertenausweis als Ausgleich dazu. Der GdB wird in Schritten von 10 festgelegt, also 10, 20, 30 und so weiter. Dabei ist es wichtig zu wissen, dass du den Schwerbehindertenausweis erst ab einem GdB von 50 bekommst. Ab einem GdB von 30 kann jedoch bereits eine Gleichstellung mit Schwerbehinderten möglich sein, um zum Beispiel im Arbeitsleben von besonderen Schutzregelungen zu profitieren.
Nachteilsausgleich: Das sind die Vorteile des Schwerbehindertenausweises
Der Schwerbehindertenausweis bringt dir viele Vorteile, die dir den Alltag mit deiner Beeinträchtigung erleichtern sollen. Dabei handelt es sich um sogenannte Nachteilsausgleiche, denn oft wird vergessen: Menschen mit Beeinträchtigungen haben oft hohe Kosten zu tragen und müssen im Alltag mit vielen Hürden und Vorurteilen zurechtkommen – zusätzlich zu ihrer körperlichen und psychischen Belastung.
1. Besonderer Kündigungsschutz
Mit einem Schwerbehindertenausweis genießt du im Arbeitsleben einen besonderen Kündigungsschutz. Dein:e Arbeitgeber:in kann dir nicht ohne Weiteres aufgrund der Auswirkungen deiner Erkrankung kündigen: Vor einer Kündigung muss er die Zustimmung des Integrationsamtes einholen. Doch Vorsicht: Das heißt nicht, dass man mit Schwerbehinderung unkündbar ist.
2. Zusätzliche Urlaubstage
Wenn du einen GdB von mindestens 50 hast, stehen dir in der Regel zusätzliche Urlaubstage zu. In vielen Fällen bekommst du fünf Tage mehr Urlaub im Jahr. Diese zusätzlichen freien Tage sollen dir helfen, dich besser von den Belastungen durch deine Beeinträchtigung zu erholen.
3. Steuerliche Vergünstigungen
Mit einem Schwerbehindertenausweis kannst du steuerliche Vorteile in Anspruch nehmen. Je nach deinem GdB steht dir ein jährlicher Pauschbetrag zu, den du in deiner Steuererklärung geltend machen kannst. Damit sollen die zusätzlichen Kosten, die durch deine Behinderung entstehen, ausgeglichen werden. Bei besonders schweren Beeinträchtigungen kannst du zudem die Kosten für Pflege oder Hilfsmittel absetzen.
4. Freifahrt und Ermäßigungen im öffentlichen Nahverkehr
Je nach GdB und Art deiner Beeinträchtigung kannst du den öffentlichen Nahverkehr vergünstigt oder sogar kostenlos nutzen. In vielen Bundesländern gibt es entsprechende Regelungen, die dir erlauben, entweder eine Ermäßigung auf deine Fahrkarten zu erhalten oder mit einer entsprechenden Wertmarke kostenlos Bus und Bahn zu fahren.
5. Sonderrechte bei der Kfz-Steuer
Wenn du auf ein Auto angewiesen bist, kann der Schwerbehindertenausweis dir auch Vorteile bei der Kfz-Steuer bringen. Je nach Behinderungsgrad und gesundheitlicher Einschränkung kannst du von der Kfz-Steuer befreit werden oder eine Ermäßigung erhalten.
6. Besserer Zugang zu Hilfsmitteln und Dienstleistungen
Mit einem Schwerbehindertenausweis hast du oft schnelleren Zugang zu speziellen Hilfsmitteln und Dienstleistungen. Das kann zum Beispiel den Anspruch auf eine spezielle medizinische Versorgung, Rehabilitationsmaßnahmen oder auch die Bereitstellung von Pflegehilfsmitteln betreffen.
Der Schwerbehindertenausweis kann sich lohnen
Der Schwerbehindertenausweis ist nicht nur ein Ausweis, sondern ein wichtiges Instrument, das dir hilft, deinen Alltag trotz Behinderung besser zu bewältigen. Er bietet dir Schutz im Berufsleben, finanzielle Entlastungen und ermöglicht dir Zugang zu speziellen Leistungen, die dir den Alltag erleichtern. Wenn du der Meinung bist, dass du einen Anspruch auf einen Schwerbehindertenausweis hast, solltest du diesen unbedingt beantragen. Die Vorteile, die er dir bringt, sind wertvoll und können dir viele Hürden im Alltag nehmen.
Weit verbreitet ist immer noch das Vorurteil, dass ein Schwerbehindertenausweis die Jobsuche erschweren kann, weil Arbeitgeber:innen keine Mitarbeitenden wollen, die nicht belastbar oder „dauernd krank“ seien. Dabei können Unternehmen, die Schwerbehinderte einstellen, laut der Bundesagentur für Arbeit sogar finanzielle Förderungen erhalten.
Du magst unsere Themen? Dann lies uns auch bei Google News.