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Zwischen Wut und Akzeptanz: Die 5 Phasen der Trauer

Den Tod einer geliebten Person zu verarbeiten, ist sehr individuell. Dennoch gibt es Parallelen, die jeder in den Trauerphasen durchlebt.

Frau traurig
© canva.com/ Scopio

Verhalten im Trauerfall // IMTEST

Trauer ist für alle Beteiligten ein schwieriges Thema.

Dass unsere geliebten Menschen sterben werden, versuchen wir oft, zu verdrängen. Bis uns das traurige Ereignis dann mit voller Wucht erwischt und eine tiefe, schmerzende Wunde hinterlässt. Die Zeit wird ihr Bestes tun, um diese Wunde zu heilen. Dabei durchlaufen wir verschiedene Trauerphasen, die sehr individuell und doch irgendwie gleich sind.

Das bekannte Phasenmodell der Trauerbewältigung

Du wirst vielleicht schon einmal von den sogenannten Trauerphasen gehört haben, die den Fortschritt unseres Trauerprozesses anzeigen. Verschiedene Psycholog:innen haben dazu Modelle entwickelt, die sich mehr oder weniger ähneln. 

Der Grundsatz, dass jede:r unterschiedlich trauert, bleibt dabei erhalten. Die individuellen Unterschiede würden vor allem darin liegen, wie lange sich Hinterbliebene in der jeweiligen Phase aufhalten und wie häufig sie Rückschritte erleben würden. Wie du Trauer bewältigst, haben wir dir bereits in einem anderen Artikel erklärt. 

Mental
Trauer zersetzt uns, doch Stück für Stück finden wir wieder zu uns.

Das Trauerphasen-Modell nach Elisabeth Kübler-Ross

Die wesentlichen Trauerphasen nach der Psychologin Elisabeth Kübler-Ross gestalten sich wie folgt:

  1. Leugnen: Niemand wird sich sofort mit dem Tod einverstanden zeigen. Meist wollen wir nicht wahrhaben, dass jemand sterben wird oder bereits gestorben ist.
  2. Wut: In dieser folgenden Phase sind wir wütend auf alles und jeden: Auf den Toten, weil er uns verlässt, auf den Arzt oder die Ärztin, weil er oder sie nicht mehr tun konnte, auf Familienmitglieder, die weiterleben dürfen und auch auf uns. Die Schuldgefühle sind kaum zu ertragen. Es ist wichtig, diese Gefühle nicht herunterzuschlucken. Wut wurde uns in der Erziehung ausgetrichtert, ist aber gerade jetzt unser wichtigstes Ventil.
  3. Verhandlung: Der Kampf ist längst nicht vorbei, nur gestaltet er sich jetzt weniger emotional. Viele beginnen nun zu beten, zu wünschen und suchen nach Strategien, um sich damit abzufinden. 
  4. Depression: Der Todesfall wird soeben verstanden und hinterlässt eine innere Leere, Verzweiflung und Reue. Viele verlieren sich in einem Was-wäre-wenn-Gedankenspiel, aus dem es jetzt zeitnah auszusteigen gilt.
  5. Akzeptanz: Das hehre Ziel bei der Bewältigung von Trauer ist es, diese Phase zu erreichen. Hier liegen die starken Emotionen hinter einem. Der Kampf wird als verloren akzeptiert. 

Das Trauerphasen-Modell nach Verena Kast

Auch die Psychologin Verana Kast hat ein Trauerphasen-Modell entwickelt, welches wesentlich aus vier Phasen der Trauer besteht und ebenfalls individuell erlebt wird:

  1. Nicht-Wahrhaben Wollen: Auch Kast beschreibt im ersten Moment eine Art Leugnen, die sich auf dem Schock gründet, in dem man sich als Hinterbliebener befindet. 
  2. Aufkommende Emotionen: Der Schock, die Taubheit und die erstarrten Gefühle weichen nun den aufbrechenden, schmerzhaften Emotionen. Allen voran die Wut, ähnlich wie bei Kübler-Ross, die sich gegen alles und jeden richtet. Neben den Schuldzuweisungen und den Versäumnissen werden allerdings auch schöne Dinge erinnert – es beginnt ein Wechselbad der Gefühle. Dieses Chaos an Gefühlen würde es unbedingt brauchen, um stark aus der Trauer emporzusteigen.
  3. Langsames Loslösen: In dieser Phase ist der Hinterbliebene zwar wieder im Leben, wird jedoch durch die steten Gedanken an den Verstorbenen begleitet. Zum Teil werden Eigenarten oder Redeweisen der Verstorbenen übernommen. Nicht selten wird man mit Fantasien zu kämpfen haben, der Verstorbene könnte noch leben. Diese Phase ist geprägt durch Verzweiflung und Depression, doch je mehr Zeit verstreicht, desto eher wird man Loslassen können von diesen negativen Gefühlen. 
  4. Selbst- und Weltbezug: Erst, wenn die Ausrichtung auf den Verstorbenen ein Ende findet, wird man sich wieder selbst in den Bezug zur Welt stellen können. Was natürlich nicht heißt, dass nicht mehr an den Verstorbenen gedacht wird. Nur werden nun eben Dinge hinterfragt und das Leben wird wieder nach eigenen Wünschen ausgerichtet. Das Selbstvertrauen nimmt zu und der Hinterbliebene beginnt, neue Chancen wahrzunehmen.
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Verena Kast beschreibt eindringlich, dass es ein Chaos an Gefühlen gebraucht, ein hin-und her, bevor sich Besserung einstellen kann.

Diese Phasenmodelle ergeben nur bedingt Sinn

Die dargestellten Trauerphasen sind beliebt, um den Fortschritt der Trauernden aufzuzeigen und auszudrücken: Die Trauer wird ein Ende finden. Zumindest jeden Tag mehr abschwächen. Dennoch wird es nun viele geben, die sich keiner dieser Phasen oder nicht allen zuordnen können.

Das Wellenmodell nach George A. Bonnano

Dahingehend hat der Psychologe und Trauerforscher George A. Bonanno ein Wellenmodell entwickelt, welches vielen Trauernden eher hilft, ihre Gefühle zu verstehen. Er meint, dass Trauer durch ein Hin- und Her positiver wie auch negativer Gefühle gekennzeichnet wäre. Die Intensität der Trauerphasen und auch ihre Häufigkeit würden dabei über die Zeit abnehmen, bis sich der Trauernde wieder im Gleichgewicht befindet.

Dieses Modell dient als verlässliche Erklärung für all diejenigen, die auch nach dem Verlust noch Freude im Leben verspüren. Dabei muss es sich um keine Verdrängung der Gefühle handeln, wie Außenstehende annehmen könnten. Vielmehr trauern sie auf ihre Weise und integrieren ihre Trauer in ihren Alltag

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Nicht immer erfolgt Trauern nach diesen festen Phasen, manche Menschen trauern auch in Wellen.

Trauerphasen geben individuellem Leid einen Rahmen

Trauerphasen oder auch das Wellenmodell haben alle gemein, dass es an einem Punkt des Trauerprozesses unausweichlich wird, sich seinen Emotionen zu stellen. Mag der Schmerz auch noch so übermannend sein, es braucht ihn, um über den Verlust hinwegzukommen und anschließend wieder zu Kräften zu kommen. Die Modelle helfen dann dabei, diesen Prozessen einen Rahmen zu geben und anzuzeigen, dass es wieder eine bessere Zukunft geben wird – auch ohne die geliebte Person. 

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