Auf Instagram, TikTok und Co. finden wir seit Jahren immer wieder Content, der uns dazu bringen soll, uns selbst mehr zu lieben. Das passiert meistens unter dem Hashtag #bodypositivity. Die Bewegung hat sich innerhalb der letzten Jahre sehr verändert und bekommt immer mehr Kritik ab, weswegen sich viele Menschen mehr und mehr mit der Body Neutrality-Bewegung solidarisieren. Ist die Bewegung aber wirklich besser? Das ist meine Meinung als Plus-Size-Frau.
Body Positivity früher & heute
Um zu erforschen, welche Bewegung nun wirklich besser und inklusiver ist, muss man den Ursprung von Body Positivity kennen: In den 60er Jahren in den USA bildete sich das Fat Acceptance Movement. Es machte darauf aufmerksam, welche Probleme Menschen mit höherem Gewicht tagtäglich erleben. Darunter gehört unter anderem die Diskriminierung bei der Suche nach Arbeitsplätzen, der medizinische Bias oder auch die soziale Ausgrenzung, die die Menschen der Bewegung tagtäglich erfahren. Es geht also hauptsächlich um Respekt, Akzeptanz und Anerkennung.
Aus dem Fat Acceptance Movement ist dann später der Begriff Body Positivity entstanden. Hierbei haben die Aktivist*innen durch Auftritte in der Öffentlichkeit versucht zu erklären, warum die Diätindustrie eine Geldmasche ist. Die Menschen sollten sich selbst so akzeptieren, wie sie sind.
Heutzutage sieht das ganz anders aus. Wer auf Instagram den Hashtag #bodypostivity eingibt, der findet lauter Frauen, die vollkommen anders aussehen, als die der Bewegung damals. Die meisten von ihnen entsprechen den Schönheitsidealen und haben andere „Probleme“ wie Cellulite oder kleine Rollen am Bauch. Dies wird von Menschen, die sich für den ursprünglichen Sinn der Bewegung einsetzen, kritisiert und als „Thin Privilege“ (Zu Deutsch: dünnes Privileg) bezeichnet.
Was genau bedeutet nun Body Neutrality?
Weitere Kritik kommt auch aus den feministischen Kreisen: Diese kritisieren an Body Positivity, dass der Hauptaugenmerk trotzdem auf dem Aussehen liegt. Daher ist Body Neutrality entstanden. Hierbei soll man das Hauptaugenmerk nicht auf das Aussehen von sich oder einer Person legen, sondern auf die inneren Werte. So soll man dem Körper komplett neutral gegenüberstehen.
Zudem fühlen sich Menschen mehr und mehr zu der Bewegung angezogen, da sie sich von der Body Positivity-Bewegung wie sie heutzutage ist, unter Druck gesetzt fühlen. Es besteht der Irrglaube, dass das Ziel der Bewegung ist, sich bedingungslos zu lieben. Da dies bei Body Neutrality nicht der Fall ist, stimmen sie der Bewegung eher zu.
Das Grundproblem bleibt bei beiden Bewegungen dasselbe
Ich sehe in beiden Bewegungen ein und dasselbe Problem: Der ursprüngliche Zweck, die Akzeptanz von Menschen, die sich außerhalb des Gewichtsideals befinden, ist immer noch nicht gegeben. Es wurden zwar kleine Fortschritte erzielt, jedoch werden sie auch heutzutage weltweit diskriminiert. Das erfolgt auch in denselben Bereichen wie damals: im sozialen Leben und der Medizin. Das zeigt die Stereotypen, die in uns verankert sind und die dünner-ist-auch-gleich-gesünder-Mentalität.
Dabei hat eine Studie aus USA im Jahr 2013 sogar herausgefunden, dass leichtes Übergewicht sogar dazu führen kann ein längeres Leben zu haben. Andere Studien wie eine WHO haben ebenfalls bewiesen, dass die Diskriminierung von Menschen mit Übergewicht, zu anderen gesundheitlichen Problemen führen kann und Abnehmen nicht immer der beste Weg ist, um ein gesundes Leben zu führen.
Das müsste sich verändern, damit Body Neutrality wirklich besser ist
Fest steht: Keine der beiden Communities ist perfekt. Aber die Mentalität zu Menschen mit höherem Gewicht muss sich ändern. In der Body Positivity-Bewegung werden Frauen wie ich verdrängt, da wir nicht als „gesund“ gelten. In der Body Neutrality-Bewegung beobachte ich zunehmend das Gleiche. Einige von ihnen finden Body Neutrality sogar besser, weil sie denken, dass die Normalisierung eines höheren Gewichts ungesund ist.
Trotzdem finde ich, das beide Ansätze in der Gesellschaft unglaublich wichtig sind. Man sollte seinen Körper so wie er ist akzeptieren UND lernen sich selbst zu lieben. Nur so können wir gemeinsam Schönheitsideale bekämpfen und uns gegenseitig akzeptieren.
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