„Wenn du mich lieben würdest, dann würdest du mit mir zu dem Konzert gehen“, sagte mein Partner einmal zu mir. Sofort fühlte ich mich unter Druck gesetzt. Wenn ich nicht auf das Konzert mit ihm ginge, würde er dann denken, dass ich ihn nicht liebe? Ich bin verunsichert und das Gedankenkarussell beginnt. Dieses Phänomen wird als „Gaslighting“ bezeichnet. Was sich dahinter verbirgt und an welchen Aussagen du erkennst, dass du manipuliert wirst, erfährst du hier.
Was bedeutet „Gaslighting“ überhaupt?
Das klassische „Gaslighting“ bedeutet laut Definition, dass man versucht, einen Menschen gezielt zu verunsichern. Das passiert meistens bis zum völligen Zusammenbruch oder dem absoluten Zweifel an einem selbst. Das Opfer des Gaslightings kann nicht mehr zwischen Wahrheit und Schein unterscheiden. Namensgeber für dieses Phänomen war das Theaterstück „Gas Light“ aus dem Jahr 1938. Was einst auf der Bühne geschah, ist heute Teil unseres Alltags. Wir haben für dich herausgefunden, welche Sätze beim Gaslighting oft gesagt werden – ob bewusst oder unterbewusst.
Gaslighting: An diesen Aussagen erkennst du, dass du manipuliert wirst
Gaslighting kann sowohl im Alltag passieren als auch im familiären Kontext oder Freundeskreis. Oft gaslighten die Menschen unterbewusst und sind sich der psychischen Manipulation, die sie gerade betreiben, nicht bewusst. Wir haben 19 Beispiele herausgearbeitet, in denen Gaslighting laut Expert:innen eine Rolle spielt. Ohren auf – das sind gängige Ausdrücke, die Gaslighter verwenden können:
- „Das habe ich nie gesagt.“
Das Leugnen der Situation ist ein typisches Anzeichen von Gaslighting. So steht Aussage gegen Aussage und du fängst an, deine Wahrnehmung anzuzweifeln.
- „Ich habe das getan, weil ich dich liebe.“
Etwas aus vermeintlicher Liebe zu tun, ist ebenfalls ein Anzeichen von Gaslighting. Dabei will dir die Person suggerieren eigentlich etwas Gutes getan zu haben, obwohl es sich für dich nicht so anfühlt.
- „Ich weiß nicht, warum du so eine große Sache daraus machst.“
In diesem Fall wird dir vorgeworfen, aus einer Mücke einen Elefanten zu machen. Deine Gefühle werden dabei minimiert.
- „Du bist übermäßig empfindlich.“
Zu empfindlich sein, ist Wahrnehmungssache. Denn deine Gefühle sind in Ordnung, auch wenn sie für andere nicht verständlich sind.
- „Du bist dramatisch.“
Dasselbe gilt fürs dramatisch sein. Was für den einen dramatisch klingen kann, ist für den anderen harte Realität.
- „Du bist das Problem, nicht ich.“
Die Schuld schieben Gaslighter gerne von sich, denn sie wollen dir genau das damit suggerieren: Sie sind nicht das Problem, sondern du.
- „Wenn du mich lieben würdest, würdest du …“
… Ist eine versteckte Drohung und Manipulation. Denn selbstverständlich liebst du die Person.
- „Du bist verrückt.“
Jemanden als verrückt zu betiteln ist nicht nur grenzüberschreitend, sondern auch eine klare Situation der Manipulation.
- „Du hast Wahnvorstellungen.“
… und so verhält es sich auch mit dieser Unterstellung.
- „Du bist nur unsicher.“
Unsicher ist die Person, die das Gaslighting betreibt in der Regel selbst am meisten. Deshalb soll dir suggeriert werden, dass du es bist. Vielleicht sucht die Person auch nur nach Fehlern deinerseits oder nach deinen Schwächen.
- „Du bist so egoistisch, wenn du das nicht für mich tust.“
Ist ein weiterer Fall einer Drohung. Denn egoistisch ist eigentlich, die andere Person so lange zu manipulieren, bis er oder sie das tut, was man will.
- „Du bildest dir das nur ein.“
Auch der Versuch dir einzureden, es wäre alles Einbildung, ist eine Situation, in der dir deine Wahrnehmung abgesprochen werden soll.
- „Du hast mich dazu gebracht, das zu tun.“
Also ist es ja deine eigene Schuld, oder? So versuchen Gaslighter dir das Gefühl zu geben, du hättest dich selbst in eine missliche Lage gebracht.
- „Du fühlst nicht wirklich so.“
Gefühle abzusprechen, ist in keinem Kontext in Ordnung. Gerade beim Gaslighting ist dies eines der größten Ziele.
- „Das ist nie passiert.“
Doch du denkst dir: „Genauso ist es passiert?“ Unterschiedliche Wahrnehmungen können bis zu einem gewissen Grad normal sein, doch sobald dir jemand deine abspricht, handelt es sich um Gaslighting.
- „Es ist keine große Sache.“
Wenn es für dich eine große Sache ist, muss es das nicht für andere sein.
- „Du bist einfach nur paranoid.“
Gerade wenn mit Begriffen wie „paranoid“ oder „wahnsinnig“ kontextlos um sich geworfen wird, solltest du achtgeben.
18. „Immer verdrehst du die Sachen.“
Schon hier möchte dir dein Gegenüber das Gefühl geben, dass du eine Sache falsch aufgeschnappt hast – was aber meistens nicht der Fall ist. So möchte dir der oder die Gaslightende das Gefühl geben, dass du etwas nicht richtig verstanden hast und du die Schuld an dieser Diskussion bist – du wirst also von der Opfer- in die Täterrolle geschoben
19. „Du wirkst gestresst. Nicht jeder kann mit neuer Verantwortung umgehen.“
Dieses Beispiel von Gaslighting ist schwer zu erkennen, da es sich hinter der Sorge um das Opfer verbirgt. Gerade im Arbeitskontext können solche Sätze oft vorkommen. Indem jemand vorgibt, sich um das Stressniveau des Opfers zu sorgen, gewinnt der Täter das Vertrauen des Opfers. Er setzt das Opfer jedoch auch herab, indem er ihm das Gefühl gibt, inkompetent zu sein, weil es nicht in der Lage ist, ein hohes Arbeitspensum zu bewältigen.
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Was du in dieser Situation sagen kannst
- „Meine Gefühle und meine Realität sind gültig. Ich mag es nicht, wenn du mir sagst, dass ich zu sensibel bin.“
- „Sag mir bitte nicht, was ich fühlen soll.“
- „Ich darf diese Themen und Gespräche mit dir besprechen. Sag mir nicht, dass ich dramatisch bin.“
- „Ich weiß, was ich gesehen habe.“
- „Ich werde dieses Gespräch nicht fortsetzen, wenn du weiterhin meine Gefühle herunterspielst.“
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So solltest du auf Gaslighting reagieren
Wenn du von Gaslighting betroffen bist, werden dir die oben genannten Beispiele helfen, dich der Situation zu entziehen. Sobald du Gaslighting erkannt hast, empfehlen Expert:innen, sich daran zu erinnern, dass du nicht schuld bist. Außerdem kann die Sicht eines Therapeuten dir dabei helfen kann, herauszufinden, ob du ein Opfer von Gaslighting bist, sowie Bewältigungsmechanismen besser zu verstehen und sicherzustellen, dass du eine objektive Sicht auf Ihre Situation erhältst.
Wenn wir Gaslighting erlebt haben, verlieren wir den Sinn für unser eigenes Gefühlsbarometer.
Bibita Spinelli, Therapeutin
Mache einen Schritt nach dem anderen, um dich von dem Gaslighter zu lösen und ihm Grenzen zu setzen. Umgib dich außerdem mit Menschen, denen du vertraust und die deine Erfahrungen bestätigen können.
Gaslighting erkennen und sich abgrenzen
Kennst du diese Aussagen und Situationen? Wichtig ist es sich darüber klarzuwerden, wieso dein Gegenüber so agiert. Auch solltest du deiner eigenen Wahrnehmung auf keinen Fall anfangen zu misstrauen. Schau dir deshalb jede Situation genau an und lass dir deine Sicht der Dinge nicht einfach nehmen.