Einsamkeit fühlt sich oft wie eine tiefe, innere Leere an. Du hast das Gefühl, dass niemand wirklich versteht, wie es dir geht, und dass du von der Welt abgeschnitten bist. Selbst in Gesellschaft fühlst du dich isoliert und mit niemandem wirklich verbunden. Aus einer aktuellen Umfrage der Bertelsmann-Stiftung geht hervor, dass sich fast die Hälfte der jungen Erwachsenen einsam fühlt. Dabei gibt es sogar besonders anfällige Risikogruppen.
Wie fühlt sich Einsamkeit an?
Wer sich schon einmal einsam gefühlt hat, kennt diese hoffnungslose Leere und das drückende Gefühl der Traurigkeit, welches mit dem Alleinsein einhergeht. Das Verlangen nach menschlicher Nähe ist stark, scheint jedoch unerreichbar zu sein. Physisch können Symptome wie Müdigkeit, Schlaflosigkeit oder Appetitlosigkeit auftreten. Einsamkeit kann dich auch dazu bringen, an deinem Selbstwert zu zweifeln und dich ungewollt und unbedeutend zu fühlen.
Umfrage ergibt: Fast die Hälfte der jungen Menschen sind einsam
Für die repräsentative Studie wurden 2.532 junge Menschen im März 2024 befragt, ob sie sich einsam fühlen und wenn ja, wie intensiv dieses Gefühl auftritt. Die aktuelle Umfrage der Bertelsmann-Stiftung hat ergeben: 46 % der 16- bis 30-Jährigen in Deutschland fühlen sich einsam. Davon gaben 35 % an, sich „moderat einsam“ zu fühlen, während 10 % sogar von einem starken Einsamkeitsgefühl sprachen.
Bestimmte Personen besonders häufig von Einsamkeit betroffen
Interessant war nicht nur, wie viele junge Menschen sich tatsächlich einsam fühlen, sondern auch, dass sich einige Gruppen tendenziell stärker einsam fühlen als andere. Darunter beispielsweise:
- Frauen: Frauen sind oft sozial orientiert. Wenn diese Verbindungen fehlen oder gestört sind, fühlen sie sich eher einsam. Zudem erleben sie gesellschaftliche und berufliche Drucksituationen, die zu Einsamkeit beitragen können.
- 19- bis 22-Jährige: Diese Altersgruppe befindet sich oft in einer Übergangsphase, wie z.B. dem Beginn eines Studiums oder einer Ausbildung. Veränderungen im sozialen Umfeld führen oft zu Einsamkeitsgefühlen, da bestehende Freundschaften möglicherweise nicht mehr bestehen bleiben und neue Kontakte erst geknüpft werden müssen.
- Menschen, die keine Arbeit haben: Der Verlust eines Arbeitsplatzes führt oft zu einem Verlust von sozialen Kontakten und einer geregelten Tagesstruktur. Arbeitslose Menschen haben auch mit finanziellen Sorgen zu kämpfen, was soziale Interaktionen erschwert.
- Menschen mit Migrationshintergrund: Diese Gruppe kann aufgrund sprachlicher Barrieren, kultureller Unterschiede und Diskriminierung Schwierigkeiten haben, soziale Netzwerke aufzubauen. Das Gefühl, nicht vollständig integriert zu sein, führt häufig zu Einsamkeit.
- Geschiedene oder Verwitwete: Der Verlust eines Menschen führt zu einem signifikanten Einschnitt im sozialen Leben. Geschiedene oder verwitwete Menschen müssen ihre sozialen Netzwerke oft neu aufbauen, was neben der Trauerarbeit schwierig und zeitaufwändig sein kann.
- Menschen mit geringem Bildungsniveau: Ein niedriger Bildungsabschluss kann die beruflichen und sozialen Chancen einschränken. Das kann zu Isolation und dem Gefühl der sozialen Ausgrenzung führen.
- Menschen aus mittelgroßen Städten: In mittelgroßen Städten gibt es oft weniger Möglichkeiten für soziale Aktivitäten und Treffen im Vergleich zu großen Städten. Zudem sind die sozialen Netzwerke in kleinen Gemeinden oft enger.
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Einsamkeit ist ein gesellschaftliches Problem
Die Studie legt offen, dass Einsamkeit längst nicht mehr nur ältere Generationen betrifft, sondern auch bei jungen Menschen vertreten ist. Es ist demnach als ein gesellschaftliches Problem zu betrachten, das Konsequenzen mit sich bringt, die wir alle ausbaden müssen.
Wenn Menschen unter Einsamkeit leiden, hat das Auswirkungen auf ihre physische, aber auch auf ihre psychische Gesundheit. Einsame Menschen sind unzufriedener mit ihrem Leben und neigen zu extremen politischen Einstellungen. Außerdem sollten sie anfälliger sein, an Verschwörungstheorien zu glauben, schreibt die Bertelsmann-Stiftung auf ihrer Webseite.
Dr. Anja Langness, Expertin für Jugend und Gesundheit der Bertelsmann Stiftung, äußert sich klar zu den Ergebnissen:
„Einsamkeit ist längst nicht mehr ein Phänomen, das ausschließlich ältere Menschen betrifft. In den letzten Jahren hat sich gezeigt, dass auch junge Menschen zunehmend von Einsamkeit betroffen sind und damit eine neue Risikogruppe darstellen. Diese Entwicklung erfordert eine gesamtgesellschaftliche Verantwortung, um Einsamkeit in dieser Altersgruppe effektiv zu bekämpfen.“
Dr. Anja Langness
Gemeinsam weniger einsam: So können wir uns helfen
Um uns aus der Einsamkeit herauszuholen, gilt es, aktiv zu werden und soziale Kontakte zu knüpfen sowie auch zu pflegen. Soziale Medien, Events, Aktivitäten oder ehrenamtliche Tätigkeiten eignen sich gut, um neue Menschen kennenzulernen. Sprich offen über deine Gefühle und tausche dich im Freundeskreis oder in der Familie aus.
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„Wir müssen gezielte Maßnahmen zur Reduzierung von Einsamkeit bei jungen Menschen umsetzen: mehr Prävention, mehr Beratung online und durch pädagogische Fachkräfte und Psychologinnen“, schlägt Dr. Anja Langness vor. „Hier können wir auch viel von anderen Ländern lernen, die sich schon viel länger mit dem Thema beschäftigen und innovative Ansätze zur Bekämpfung von Einsamkeit realisiert haben.“