Wie wichtig eine ausgewogene Ernährung für die Gesundheit ist, wissen wir alle. Vor allem Kinder und Jugendliche benötigen vollwertige, nährstoffreiche Lebensmittel für ihr Wachstum. Trotzdem essen Kinder im Schnitt doppelt so viele Süßigkeiten und nur halb so viel Obst und Gemüse, wie die WHO empfiehlt. Deshalb fordert ein Bündnis verschiedener Verbände zum Schutz von Kindern ein Werbeverbot für Süßigkeiten. Ob die Parteien der Bundesregierung dem Appell folgen werden?
Werbeverbot für Süßigkeiten: Das steckt dahinter
Zu dem Bündnis, das ein Werbeverbot für Süßigkeiten fordert, gehören u. a. die Organisation Foodwatch, das Deutsche Kinderhilfswerk, die Krankenkassen AOK und Techniker sowie die Deutsche Adipositas-Gesellschaft.
Ihr Anliegen machen die insgesamt 37 Verbände in einem offenen Brief an die Parteispitzen von SPD, GRÜNE und FDP deutlich. Sie wünschen sich „eine umfassende Regelung zum Schutz der Kinder und Jugendlichen“ in Form einer „Beschränkung der Werbung für Lebensmittel mit einem hohen Gehalt an Zucker, Fett und Salz.“
Auf verschiedene Maßnahmen, um eine gesunde Ernährung im Kindesalter zu fördern, hat sich die Ampelkoalition bereits geeinigt. So soll Werbung für ungesunde Lebensmittel nicht mehr im Rahmen von Kindersendungen zu sehen sein.
Doch das Bündnis will noch mehr:
- TV, Radio und Streamingdienste sollen in der Zeit zwischen 6 und 23 Uhr keine Werbung für ungesunde Lebensmittel schalten dürfen
- Influencer:innen sollen grundsätzlich nur Werbung für gesunde Lebensmittel machen dürfen
- In einem Umkreis von 100 Meter rund um Schulen, Kitas und Spielplätzen soll keine Außenwerbung für Ungesundes angebracht werden dürfen
Was genau als „ungesund“ und „gesund“ gilt, soll auf Grundlage der Nährwertempfehlungen der WHO Europa festgelegt werden.
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Warum ausgerechnet ein Werbeverbot?
Das Bündnis argumentiert damit, dass Werbung „nachweislich die Präferenzen und das Essverhalten von Kindern und Jugendlichen“ beeinflusse. Laut einer Studie der Universität Hamburg sehen 3- bis 13-Jährige täglich knapp 12 Werbespots für Lebensmittel. Bei fast allen gehe es um Fast-Food, Snacks oder Süßigkeiten.
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Großbritannien als Vorbild
In Großbritannien wurde ein solches Werbeverbot für Süßigkeiten bereits beschlossen. Es soll ab 2024 umgesetzt werden. Dass es zu dem Beschluss kam, ist u. a. TV-Koch Jamie Oliver zu verdanken. Denn der 5-fache Vater setzt sich seit Jahren für gesünderes Essen in Schulen ein.
Er erklärt: „Tag für Tag bombardiert die Lebensmittelindustrie unsere Kinder mit Werbung für Zuckerbomben und fettige Snacks – sie schaltet TV-Spots während Fußballspielen, Casting-Shows und Kindersendungen und engagiert beliebte Influencer:innen.“
Wie sinnvoll ist ein Werbeverbot für Süßigkeiten?
Tatsächlich treten ernährungsbedingte Krankheiten wie Adipositas, Bluthochdruck und Diabetes immer häufiger bei Kindern auf. Gründe dafür sind mangelnde Bewegung und schlechte Ernährung. Laut Foodwatch sind bereits 15 Prozent aller Kinder übergewichtig und leiden deshalb an Folgen wie Gelenkproblemen.
Fraglich ist, ob allein ein Werbeverbot für Süßigkeiten, ungesunde Snacks und Fast-Food dieses Problem lösen kann. Möglicherweise sollten auch andere Maßnahmen wie mehr Aufklärung über gesunde Ernährung in Schulen und Kindergärten ausgebaut werden.