Rassismus zeigt sich in allen Lebenslagen: Im Gespräch mit Menschen, in einem Kommentar im Internet und selbst an der Supermarktkasse beim Einkaufen kommen uns die eigenen Rassismen entgegen. Jede:r hat sie, manche sind stärker und manche sind weniger stark ausgeprägt. Rassismus zeiht sich durch die Gesellschaften, doch es ist an der Zeit, ihm die Stirn zu bieten.
Produktnamen sind immer ein Anzeichen dafür, wie die Gesellschaft zu einem bestimmten Zeitpunkt handelte und welche rassistischen Stereotype als normal galten. Heute wird noch immer viel über rassistische Produkte wie Zigeunerschnitzel und den N-Wort-Kuss gesprochen, die einst eingeführt wurden, aber eigentlich längst hätten ausgemerzt sein sollen.
Triggerwarnung: Im Folgenden werden rassistische Worte zum Zwecke der Aufklärung über diese verwendet. Wenn dich diese Worte triggern könnten, dann lies den Artikel lieber mit jemandem, dem du vertraust.
6 rassistische Produktnamen
Rassistische Produkte gab es früher noch viel mehr
Noch vor wenigen Jahrzehnten wurden Produkte und Produktmaskottchen mit rassistischen Stereotypen bedacht. Wir werden dir in diesem Artikel Unternehmen zeigen, die bis heute rassistisch verfahren und solche, die sich bereits gebessert haben.
Beispiele für rassistische Produktnamen hierfür sind der Mohrenkopf und der N-Wort-Kuss, der im Folgenden nur noch als N-Wort-Kuss bezeichnet werden wird.
Rassistische Produktnamen gibt es noch immer. Aber sie werden immer weniger. Es ist schön zu sehen, wie die meisten großen Firmenchef:innen nach und nach ein Bewusstsein für rassistische Stereotype entwickeln.
1. Der N-Wort-Kuss
Der N-Wort-Kuss ist wohl das umstrittendste rassistische Produkt und hat bereits einige Diskussionen ausgelöst. Im Grunde wird das N-Wort bei den allermeisten Menschen in Deutschland nicht mehr genutzt. Nur noch wenige plädieren dafür, das Wort noch immer nutzen zu „dürfen“.
Es gibt allerdings so viele gute Gründe, dafür, dieses Wort nicht zu nutzen. Um diese Gründe zu verstehen, muss man sich einfach nur den Ursprung des N-Wortes anschauen.
Das Wort stammt vom Lateinischen „Niger“ ab und bedeutet so viel wie „schwarz“. Allerdings bezeichnet es nicht die Hautfarbe. Mit dem Sklavenhandel kam das Wort auch nach Europa. Deutschland bediente sich bei dem N-Wort am spanischen „niger“ und am französischen „nègre“. Daraus wurde im 16. Jahrhundert das N-Wort.
Während der Zeit der Kolonialisierung Afrikas und danach war das N-Wort die Bezeichnung für die Schwarze Bevölkerung, die immer negativ konnotiert war und als weniger Wert angesehen wurde.
Übrigens: „Schwarz“ wird mit einem großen S geschrieben, wenn es dabei um einen Menschen mit dunkler Hautfarbe geht. Der Grund dafür ist, dass Schwarzsein als Identität und nicht als Farbe angesehen wird.
Der N-Wort-Kuss ruft gerade bei Schwarzen Menschen Erinnerungen an Diskriminierungen hervor, die ihnen persönlich oder im Laufe ihrer Geschichte entgegengebracht wurden, hervor.
Gerade Menschen aus älteren Generationen argumentieren oft damit, dass das Wort „nicht böse gemeint“ ist. Diese Menschen sollten verstehen, dass sie einer sehr Art von Rassismus aufgesessen sind, die sie selbst oft nicht immer benennen oder verstehen.
Alltagsrassismus ist hier gemeint. Nachlesen, was Alltagsrassismus aussagt, kannst du hier. Wer das nicht versteht, sollte sich dringend mit dem Thema auseinandersetzen. Wir haben eine große Auswahl an Lektüre über Rassismus für dich zusammengetragen:
- Anti-Rassimus Bücher & Podcasts, die jetzt besonders wichtig sind
- Filme über Rassismus, die du gesehen haben musst
Warum auch das Wort „Mohr“ nicht mehr genutzt werden sollte, erfährst du im nächsten Abschnitt.
2. Der Sarotti-Mohr
Die Firma Sarotti hatte seit dem Jahr 1918 den sogenannten Sarotti-Mohren als Maskottchen und Firmenlogo. Wie rassistisch dieses Logo ist, wird klar, wenn man es sich ganz genau anschaut.
Die Schwarzen wurden in der Kolonialzeit vor allem als Sklaven gehalten. Der Sarotti-Mohr verknüpft die sogenannte Exotik, die damals mit den Schwarzen in Verbindung gebracht wurde, mit einer Darstellung der Sklavenarbeit. Das Maskottchen trägt ein Tablett und ist offensichtlich ein Diener.
Das Wort „Mohr“ ist übrigens auch ein rassistisches Stereotyp. Es bezieht sich auf die Darstellung nordafrikanischer Menschen, der Mauren. Das Wort wurde dennoch später für alle Schwarzen verwendet.
Heute gibt es den Sarotti-Mohr nicht mehr. Seine dunkle Hautfarbe wurde in goldene geändert. Er wird jetzt der Magier mit den goldenen Sternen genannt, statt der Botschafter des guten Geschmacks.
3. Zigeunersauce, heute Paprikasauce
Zigeunersoße ist genauso wie das Zigeunerschnitzel ein absolutes Unding. Das wissen Knorr und alle anderen Marken, die ihre Soßen unter diesem Namen verkauft haben, inzwischen. Im Jahr 2020 benannte Knorr die Soße in Paprikasauce ungarischer Art“ um.
Der Begriff „Zigeuner“ ist im Deutschen nicht grundsätzlich als Beleidigung deklariert. Laut Strafrecht bezeichne es in erster Linie eine Bevölkerungsgruppe. Diese wird heute aber „Sinti und Roma“ genannt.
Beleidigend ist das Wort vor allem deshalb, da Sinti und Roma sich selbst nie als „Zigeuner:innen“ bezeichnet haben. Damit spricht man ihnen nicht nur Selbstbestimmtheit ab, sondern bringt das Wort auch noch mit Vorurteilen in Verbindung, die nichts mit der Lebensrealität dieser Menschen zutun haben.
Übrigens: Die Begriffe Sinti und Roma haben eine interessante Abstammung. „Sinti“ kommen auf dem Mitteleuropa des Mittelalters. „Roma“ sind eher in ost- bzw. Süd-Osteuropa beheimatet gewesen. Dadurch, dass die Sinti- und Roma-Gemeinschaften sosehr von ihren Ursprungsländern geprägt sind, unterscheiden sie sich stark in ihren Kulturen und Bräuchen.
4. Othello-Kekse
Alle, die in Ostdeutschland geboten und zur Schule gegangen sind, kennen die Othellos und die Winker ganz genau. Doch wisst ihr auch, wer Othello war?
Othello war William Shakespeare’s Mohr von Venedig. In dem Stück kommen einige Vorurteile gegen Schwarzen vor, die der Theatergemeinschaft zu Shakespeare’s Zeiten nicht besonders aufgefallen waren. Aus heutiger Sicht ist das anders.
Literaturwissenschaftler Jürgen Wertheimer erklärte dem Dlf., dass der Rassismus in Othello ganz offensichtlich sei. Hier soll nämlich ein Schwarzer eine weiße Frau heiraten. Das sorgt in der Community für großen Aufschrei.
“Genau in diesem Augenblick springe der immer latent vorhandene Rassismus an die Oberfläche und werde zum politischen Instrument“, so Wertheimer.
5. Wikinger-Kekse
Wikinger Kekse sind ähnlich problematisch wie die das rassistische Produkt Othello-Kekse. Heute verbinden die meisten Menschen die Wikinger mit zwei Dingen: Entweder sie sind süße kleine Zeichentrickfiguren, die nach einer Idee von nasereibenden kleinen Jungen ein Abenteuer erleben. Oder aber sie sind barbarische langhaarige Prolls, die sich gegenseitig abschlachten.
Die Wikinger Kekse nehmen ersteres Klischee auf und verbreiten es weiter. Dass wir uns thematisch mit den Wikingern als interessantes Volk auseinandersetzen könnten, ist somit ausgeschlossen.
6. Uncle Ben’s
Uncle Ben’s-Reis bedeutete für mich immer eine ganze Mahlzeit für Faule, denn der Reis ist in Minuten fertig und man braucht oft nicht mal mehr einen Kochtopf. Dass der Name mit dem Logo des Schwarzen Herrn auf dem Cover rassistisch ist, wurde mir erst später klar.
Die Bezeichnung „Uncle“ in Verbindung mit dem Kopf des Schwarzen ist besonders schwierig, weil es an die Zeit der Sklaverei erinnert. Ab jetzt wird aus Uncle Ben’s Ben’s Original. Ohne einen Schwarzen Mann daneben. Ob Uncle Ben’s heute noch zu den rassistischen Produkten gehört, ist Auslegungssache. Hier gehen die Meinungen auseinander, da der Name noch immer rassistisch anmutet, auch wenn das Logo es nicht mehr ist.
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