Wer darf Blut spenden? Ab sofort lautet die Antwort: Jeder – zumindest darf kein Mensch mehr aufgrund seiner sexuellen Orientierung vom Blutspenden ausgeschlossen werden. Das legt eine Neuerung der Blutspende-Richtlinie der Bundesärztekammer fest. Wie die neue Regelung umgesetzt wird, erfährst du in diesem Artikel.
Wer darf Blut spenden? Ab sofort jede:r!
Kaum zu glauben: Noch bis vor Kurzem durften homosexuelle und bisexuelle Männer kein Blut spenden. Eine Änderung trat 2021 in Kraft. Diese sah vor, dass Männer, die Sex mit Männern haben, erst 12 Monate, dann nur noch 4 Monate vor einer Blutspende monogam gewesen sein mussten. Wie das überprüft wurde? Mittels eines Fragebogens, bei dem eine Frage ist, ob man in den letzten 4 Monaten Sex mit einem neuen Partner hatte. Frauen werden gefragt, ob sie Sex mit einem bisexuellen Mann gehabt haben.
Kritiker:innen sahen in dem neuen Beschluss eine lebensfremde Regelung, die praktisch einem Ausschluss gleichkam. In ihrem Koalitionsvertrag aus dem Jahr 2021 hatte die Ampel-Regierung bereits ein Gesetz angekündigt, das schwulen Männern und Trans-Personen Blutspenden ermöglichen soll. Am 4. September des Jahres ist es nun endlich in Kraft getreten.
Das neue Transfusionsgesetz in der Praxis
In der neuen Fassung des Transfusionsgesetzes heißt es: „Die sexuelle Orientierung darf bei der Bewertung des Risikos, das zu einem Ausschluss von der Blutspende führt, nicht berücksichtigt werden.“ Demnach sei nur noch das individuelle Verhalten des Spenders oder der Spenderin relevant.
Das Gesetz verpflichtet damit die Bundesärztekammer, neue Richtlinien für die Blutspende zu erlassen. Dadurch werden auch Altersgrenzen für die Blutspende abgeschafft. Somit dürfen künftig auch Menschen über 60 Blut spenden, wenn ihr Gesundheitszustand es zulässt.
Dennoch: Wann die einzelnen Blutspendedienste auf einen neuen Fragebogen umstellen und dadurch die neue Regelung auch in der Praxis anwenden, ist fraglich.
Nice to know: Laut der Deutschen Aidshilfe sind Männer, die mit Männern Sex haben, noch immer die am stärksten von HIV betroffene Gruppe in Deutschland. Trotzdem sei das individuelle Risiko verschieden. Ein grundsätzlicher Ausschluss aller Männer, die Sex mit Männern haben, sei daher diskriminierend.