Der weibliche Körper ist ein Wunderwerk der Natur und funktioniert in vielen Belangen komplexer als ein männlicher Körper. Immerhin können wir Menschen in unserem Bauch entstehen lassen. Doof nur, dass die Wissenschaft jahrelang versäumt hat, dem weiblichen Körper die Anerkennung zu geben, die er verdient.
So wurden Medikamententests vor allem an männlichen Mäusen durchgeführt, weil weibliche Hormone als zu kompliziert eingestuft wurden. Die Folge? Medikamente sind für Männer konzipiert und Frauen haben nachweislich mit mehr Nebenwirkungen zu kämpfen. In den 90er-Jahren etablierte sich dahingehend die Gendermedizin, die seither versucht, den weiblichen Körper angemessen zu verstehen. Mehr dazu findest du in diesem Artikel.
Gendermedizin: Was ist das?
Die Gendermedizin betrachtet vor allem die biologischen Unterschiede von Männern und Frauen im Hinblick auf die Erforschung und Behandlung von Krankheitsbildern. Dabei geht es jedoch nicht allein darum, die Versäumnisse der Medizin im Hinblick auf den weiblichen Körper aufzuholen. Denn auch Männer wurden lange Zeit nicht angemessen aufgrund ihrer biologischen wie genetischen Veranlagungen behandelt.
Ein Beispiel dafür: die Männergrippe. Wer auch denkt, dass Männer mehr jammern während einer einfachen Erkältung, der weiß nicht, dass Männer häufiger an schweren Atemwegsinfekten erkranken und auch anfälliger für Komplikationen sind. Was zu beweisen war: Darum sind Männer anfälliger für Corona.
Vera Regitz-Zagrosek, die Expertin für Geschlechterforschung, an der Berliner Charité, weiß, dass dieser Umstand damit zusammenhängt, dass Frauen das aktivere Immunsystem haben.
Was im ersten Moment positiv klingt, hat aber auch Schattenseiten, denn die Immunabwehr richtet sich häufig auch gegen den weiblichen Körper. So finden sich die meisten Autoimmunerkrankungen bei Frauen.
Frauen wurden in Medikamentenstudien vernachlässigt
Im Zuge des Feminismus schreit es an jeder Ecke nach Gleichstellung und Gleichberechtigung und das auch völlig zu Recht. In der Medizin kann und sollte es diese Gleichstellung allerdings nicht geben, denn Fakt ist, dass Männer und Frauen biologisch wie genetisch unterschiedlich sind.
Der Apotheken Rundschau gibt Regitz-Zagrosek zu bedenken, dass Medikamententests viel zu lange an männlichen Mäusen durchgeführt wurden.
Viel gravierender noch: Wenn ein Präparat dann mal nur bei den weiblichen Mäusen anschlug, wurde es nicht weiter entwickelt. Und auch Frauen wurden viel zu lange als Probandinnen außen vor gelassen, weil Hormonschwankungen die Ergebnisse verfälschen könnten und stets die Gefahr einer Schwangerschaft im Raum steht. Zweitere Sorge kann auf den Contergan Skandal aus den 50er-Jahren zurückgeführt werden.
Frauen leiden häufiger an Nebenwirkungen
Frauen bei Medikamententests außen vor zu lassen, die sie später dennoch verschrieben bekommen, ist nicht nur absurd, sondern auch gefährlich. Frauen haben dann in der Folge mit stärkeren Nebenwirkungen zu kämpfen, andere Mittel wirken bei ihnen gar nicht und wieder andere wie Digoxin gegen Herzschwäche schaden Frauen sogar nachweislich.
Mittlerweile ist es daher verpflichtend, Frauen in Medikamententests mit einzubeziehen. Weiter werden dank der Gendermedizin heute bereits viele moderne Mittel hergestellt, welche auf Frauen abgestimmt sind. Was jedoch nicht heißt, dass diese von den Ärzten auch verschrieben werden. Und auch in Sachen Dosierung weiß die Gendermedizin mittlerweile, dass Frauen deutlich weniger vertragen.
Das liegt zum einen daran, dass sie kleiner sind und weniger wiegen. Aber auch die Hormone spielen mit rein: Testosteron hemmt die Abwehr, wohingegen Östrogen die Abwehr verstärkt. Zudem bauen Frauen Arznei schlechter ab, sodass Überdosierungen wahrscheinlicher sind.
Laut einer Studie am Walter Reed Army Medical Center in Washington konnte nachgewiesen werden, dass Frauen bei der Grippeimpfung eine halbe Dosis genügte und diese sogar länger anhielt.
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Frauen haben einen atypischen Herzinfarkt
Hast du auch schon mal davon gehört, dass ein Herzinfarkt in den linken Arm ausströmt und ein starkes Engegefühl in der Brust auslöst? Das ist bei Männern ganz richtig. Doch bei Frauen verläuft so ein Herzinfarkt oft atypisch: Übelkeit, Erschöpfung und Schmerzen im Oberbauch können dann der Indikator sein. Die Gendermedizin hat auf diese Diskrepanz hingewiesen und sorgt dafür, dass seither weniger Fehldiagnosen gestellt werden.
Dank der Gendermedizin werden so tagtäglich neue Erkenntnisse gewonnen und vor allem in der Herzmedizin werden dahingehend große Fortschritte gemacht. Starben früher deutlich mehr Frauen an einem Herzinfarkt, sind die Quoten heute ausgeglichen.
Gendermedizin räumt den Medizinmarkt auf
Lange Zeit wurden Frauen in der Medizin vernachlässigt und ihnen wurden Medikamente vorgesetzt, die nicht auf sie abgestimmt waren. Die Gendermedizin ist zum Glück hinterher, Männer und Frauen gleichermaßen zu verstehen und ihnen eine auf sie angepasste medizinische Versorgung zu ermöglichen. Auch wenn hier die Unterschiede zwischen Mann und Frau aufgezeigt werden, ist dieser Schritt eindeutig wichtig, um eine Gleichberechtigung zu bewirken.
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