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Brustverkleinerung: Fragen an eine plastische Chirurgin

Ich habe mit 18 eine Brustverkleinerung machen lassen. Hier erfährst du alles über die Operation, was auch ich gerne davor gewusst hätte.

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Hier kannst du das ganze Interview mit Frau Dr. Buschmann als Video sehen.

Ich habe mit 18 eine Brustverkleinerung vornehmen lassen. Mir wurde vor meiner Operation öfter die Frage gestellt, warum ich mir meine Brüste überhaupt verkleinern lassen möchte. „Das sieht doch so toll aus! So schön weiblich und damit ziehst du alle Blicke auf dich.“ Oder auch der Klassiker: „Da könntest du mir ja eher etwas abgeben. Du solltest echt zufrieden, damit sein.“ Aber ich war nicht zufrieden. So wie mir ging, geht es vielen Frauen, egal ob jung oder alt.

Unsere Expertin für plastische und ästhetische Chirurgie Frau Dr. Buschmann beantwortet uns unsere Fragen

Deswegen haben wir uns mit einer Expertin zum Thema Brustverkleinerung unterhalten. Frau Dr. Buschmann ist Ärztin für plastischen und ästhetische Chirurgie in Berlin und hat uns ein paar Fragen beantwortet.

Wer über eine Brustverkleinerung nachdenken sollte

wmn: Frau Dr. Buschmann hätten sie mir damals auch eine Brustverkleinerung empfohlen?

Dr. Buschmann: Ich mache das immer abhängig von der Größe der Brust, die die Frauen haben. Besonders, wenn die Frauen noch sehr jung sind, haben die meistens schon eine sehr große Cupgröße und da empfehlen wir meisten eine Brustverkleinerung, weil die Einschränkung im täglichen Leben so groß ist, dass das völlig in Ordnung ist, das zu operieren.

wmn: Was sind die häufigsten Beschwerden von Patientinnen, die zu Ihnen kommen und sich über eine Brustverkleinerung informieren wollen? 

Dr. Buschmann: Das Wichtigste sind meistens Schmerzen in der Wirbelsäule und das strahlt häufig auch in die Brustwirbelsäule aus. Damit entstehen erhebliche Einschränkungen im Alltag durch die Größe der Brust. Das enorme Gewicht verursacht Verspannungen und Fehlhaltungen, die auf Dauer die Wirbelsäule schädigen. Das Tragen eines Büstenhalters führt häufig zu unangenehmem Einschneiden der Träger im Schulter- und Rückenbereich.

Es passiert oft, dass es keine passende Kleidung gibt und dass man am Sportunterricht nicht teilnehmen kann. Auch im Sozialleben spüren junge Frauen das, wenn sie beispielsweise nicht mehr ins Schwimmbad gehen, weil sie sich im Bikini unwohl fühlen. Mit dieser Art von Beschwerden kommen im Prinzip eigentlich alle Frauen zu uns.

Frau Brüste
Foto: IMAGO/ Addictive Stock

Die mentale Belastung durch große Brüste

wmn: Kommen Frauen auch wegen einer mentalen Belastung, durch ihre großen Brüste zu Ihnen?

Dr. Buschmann: Die mentale oder psychische Belastung ist im Prinzip für alle Frauen gleich. Wenn die Frauen sehr jung sind, kommt es häufig zu Hänseleien in der Schule. Diese Art von Belastung tritt vor allem bei jungen Frauen auf.

Wenn die Frauen älter werden, ist es vor allem die Einschränkung im Alltag. Oft können sie sich nicht richtig bewegen und damit auch nicht richtig Sport machen. Dadurch nehmen sie häufig an Gewicht zu. Das alles können Einschränkungen sein, die durch die Größe der Brust resultieren.

„Man sollte sich mit der psychischen Belastung zurückhalten.“

wmn: Kann man beim Arzt oder der Ärztin auch auf diese psychischen Gründe eingehen, oder sollte man da wirklich bei den medizinischen Gründen bleiben?

Dr. Buschmann: Man sollte sich mit der psychischen Belastung, die ja häufig damit einhergeht, aber tatsächlich zurückhalten. Früher haben die Kassen dann nämlich den Patientinnen für 1 oder 2 Jahre eine Psychotherapie verschrieben und haben den Antrag auf eine Brustverkleinerung dann trotzdem abgelehnt.

Dabei gab es eigentlich nie eine Notwendigkeit für eine Psychotherapie, weil der Grund der Belastung ganz normal ist. Dafür braucht man weder Psycholog:innen noch Psychiater:innen, um das festzustellen.

Frau Melone Brüste
Abnehmen ist kein Ersatz für eine Brustverkleinerungsoperation Foto: shutterstock/Romanno Foto: shutterstock/Romanno

Kleinere Brüste durch Abnehmen?

wmn: Viele denken, dass man eine Brustverkleinerung auch nur durch Abnehmen erreichen kann. Wie viel ist da dran?

Dr. Buschmann: Also eigentlich gar nichts. Die Größe der Brust ist nicht das Festgewebe, sondern die Drüse. Der Fachausdruck ist Makromastie. Das verursacht die Größe und den Umfang der Brust, sowie die damit einhergehenden Beschwerden. Natürlich haben Frauen auch manchmal ein paar Kilo zu viel, aber das ist nicht entscheidend für die Brüste.

Es gibt auch Frauen, die haben bis zu 20 Kilo abgenommen, aber das hat überhaupt nichts an der BH Größe verändert. Die Kassen nehmen das aber gerne als Vorwand, um die Kostenübernahme nicht zu bewilligen.

Wie viel kostet eine Brustverkleinerung?

Dr. Buschmann: Man sagt eigentlich immer, die Kosten starten so ab 8.000 Euro. Das passt sich dann aber immer dem Umfang des Krankenhausaufenthaltes und der Menge des Drüsengewebes, welches entnommen wird, an. Der Preis ist damit also immer abhängig von der Dauer der OP.

Wenn es sehr große Brüste sind, spricht man von einer Gigantomastie, da braucht man so etwa 4 ½ Stunden. Dann ist es automatisch teurer, wenn das die Kasse nicht übernimmt. Bei sehr großen Brüsten, also jenseits Doppel J, würde ich immer eine Beantragung bei den Kassen empfehlen.

Große Brüste bedeuten ein enormes Gewicht, welches sich auf Rücken, Kopf und Nacken auswirken kann

Was genau passiert bei einer Brustverkleinerung?

Dr. Buschmann: Das Wichtigste bei der Brustverkleinerung ist immer die Entfernung der Drüse. Und zwar an den Stellen, an denen es später nicht zu Einschränkungen kommt, in dem Sinne, dass man nicht mehr Stillen kann. Man versucht immer die Stillfähigkeit zu erhalten und das gelingt in der Regel bei über 90 % der Fälle.

Man bespricht davor mit den Frauen, wie viel Brustdrüsengewebe entnommen werden soll und das kalkuliert man mit ein. Oft wollen Frauen, die sehr viel Drüsengewebe, also sehr große Brüste haben, diese nach der OP so klein wie möglich haben. Dann nimmt man das Gewebe, was man entfernen kann, ohne die Durchblutung der Brustwarze zu gefährden und das entfernt man dann auch.

Das erfolgt dann im sogenannten T-Schnitt oder der Ankernarbe. Dieser geht einmal um die Brustwarze herum, senkrecht nach unten und dann in der Brustfalte. Vor allem bei großen Brüsten ist das die häufigste Narbenführung.

Viele haben Angst, dass sie nach einer Brustverkleinerung nicht mehr Stillen können. Bei über 90 % aller Fälle, kann das aber ausgeschlossen werden. Foto: Imago/Wavebreak Media Ltd

Was sind die Risiken bei dieser Operation?

Dr. Buschmann: Risiken sind vor allem die Schwellung und wenn man sich nach der OP nicht ausreichend körperlich schont, besteht die Gefahr einer Entzündung. Aber ansonsten rührt man für den Körper keine wichtigen Strukturen an. Also keine großen Gefäße, keine Nerven, keine inneren Organe. Es ist nur an der Körperoberfläche, aber das wichtigste ist im Nachgang, dass du dich körperlich schonst.

Wie alt sind die Patientinnen, die sich für diese Operation entscheiden?

Dr. Buschmann: Im Prinzip sind alle Altersklassen dabei. Zu uns kommt die 17-jährige Patientin, die nur noch auf ihren 18. Geburtstag wartet und das dann auch direkt machen lässt. Es kommt aber auch die Frau, die schon Kinder bekommen hat, diesen Teil also schon abgeschlossen hat und die wollen dann auch den „Ballast“ loswerden.

wmn: Lassen sich auch noch ältere Patientinnen ihre Brüste verkleinern und wenn ja, warum erst so spät?

Dr. Buschmann: Früher war das einfach noch nicht so publik. Die plastische Chirurgie hat sich in den letzten 15 Jahren extrem geändert und ist mehr und mehr gesellschaftsfähig geworden. Vor 18 Jahren hat das alles noch hinter der vorgehaltenen Hand stattgefunden. Inzwischen gehört das mit zum normalen Wissensspektrum und wurde normalisiert.

Brüste wachsen
Frauen können aus den verschiedensten Gründen unzufrieden mit ihren Brüsten sein. Foto: Pixabay/ Foundry via canva

Wie ist das Verhältnis von Brustvergrößerungen und Brustverkleinerungen?

Dr. Buschmann: Das ist schwer zu sagen. Es gibt immer mal Phasen, da gibt es mehr Verkleinerungen, aber wenn man es aufs Jahr herunterbrechen möchte, sind es so 60-70 % Vergrößerungen und 30-40% Verkleinerungen.

Häufig trauen sich Frauen nicht. Die Scham lässt viele denken, sie seien die einzigen, denen es so geht. Dabei geht es ganz vielen Frauen so. Man kann es mit einem relativ überschaubaren Risiko gut behandeln.

Fazit: Das A und O ist die ärztliche Beratung

wmn: Haben sie etwas, was sie jungen Frauen mit auf den Weg geben wollen, die mit dem Gedanken spielen, ihre Brüste verkleinern zu lassen?

Dr. Buschmann: Das A und O ist die Beratung. Man kann im Netz gucken und sich erste Informationen holen, aber das Allerwichtigste ist die ärztliche Beratung. Ich empfehle immer drei Beratungen bei einem/r Fachärzt:in für plastische und ästhetische Chirurgie. Da holt man sich die Meinung ein und lässt das erst mal sacken. Dann kann man irgendwann die Entscheidung treffen. Man soll sich mit der Entscheidung auf gar keinen Fall stressen.

Man braucht sich auch auf gar keinen Fall zu schämen. Als Arzt oder Ärztin hat man da einen ganz anderen Blick und für uns ist das alles ganz normal. Wir denken in erster Linie daran, wie kann man das für die Patientin bestmöglich operieren, damit sie am Ende happy ist.

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