Alle Jahre wieder: Du sitzt mit deiner Familie an Weihnachten beisammen. Das Essen wird serviert. Plötzlich argwöhnische Blicke auf deinen Teller: Wie, du isst nur Beilagen? Was, du isst kein Fleisch mehr? Vegan, das ist doch ungesund? Aha, für dich wurde also extra gekocht! – Kommt dir das bekannt vor? Dann kannst du die alljährliche Diskussion um deine Essgewohnheiten an Weihnachten sicherlich kaum erwarten. Damit du dieses Jahr deine Nerven behältst und dich nicht in endlosen Argumentationsketten verlierst, kommt hier der Notfall-Guide, wie du auf die nervigsten Kommentare deiner Mitesser:innen reagieren kannst.
1. „Für deinen Tofu wird der Regenwald abgeholzt!“
„Nicht für meinen Tofu, aber für dein Rindfleisch!“ – Auch wenn du gerne so entgegnen würdest, solltest du lieber ruhig und sachlich bleiben. Sonst wird aus der Diskussion nur allzu schnell ein hitziges Wortgefecht. Und darauf hat an Weihnachten niemand Lust.
Stattdessen könntest du den Sachverhalt so klären: Es stimmt, dass Soja unter anderem auf gerodeten Flächen des Regenwalds angebaut wird. Aber: Das Soja, das man dort anbaut, wird größtenteils als Tierfutter genutzt. Laut einem 2022 erschienenen Report zur europäischen Soja-Lieferkette nehmen Menschen aus der Europäischen Union und Großbritannien im Jahr über 60 Kilogramm Soja zu sich – 55 Kilogramm davon in Form von verzehrtem Fleisch, Eiern, Milch oder Fisch.
Hinzu kommt: Sojabohnen, aus denen Tofu und anderen Lebensmitteln hergestellt werden, stammen meist aus europäischem Anbau.
2. „Vegan ist ungesund!“
Hinter dieser Pauschalaussage versteckt sich oft die Sorge, man nehme nicht alle lebenswichtigen Nährstoffe zu sich. Fakt ist: Es gibt kritische Nährstoffe, die bei einer veganen Ernährung nicht oder oftmals nicht ausreichend aufgenommen werden. Wer sich dafür entscheidet, auf tierische Produkte zu verzichten, hat sich für gewöhnlich jedoch ausgiebig mit seiner Ernährungsweise auseinandergesetzt und weiß, dass beispielsweise Vitamin B12 supplementiert werden muss.
Am besten widerlegst du dieses Argument, indem du zeigst, dass du wohl weißt, mit welchen pflanzlichen Lebensmitteln du die kritischen Nährstoffe aufnehmen kannst. Hier ist eine Liste, die auch in deinem Alltag hilfreich sein kann:
- Omega-3-Fettsäuren (DHA/EPA): Rapsöl, Walnüsse, Mikroalgen
- Vitamin D: Pfifferlinge, Champignons, Pflanzenmargarine
- Vitamin B2: Pinienkerne, Kürbiskerne, Steinpilze, Hülsenfrüchte, Vollkorngetreide
- Kalzium: Brokkoli, Mandeln, Amaranth
- Eisen: Spinat, Haferflocken, Trockenfrüchte
- Zink: Soja, Hirse, Erdnüsse
- Jod: Jodsalz
Nice to know: Viele Menschen, die sich noch nie mit veganer Ernährung beschäftigt haben, denken, diese bestehe entweder nur aus Pasta und Pommes oder veganem Convenience Food. Dieses Schwarzweiß-Denken kannst du vorsichtig hinterfragen, indem du entgegnest, dass sich ein:e Feischesser:in sicher auch nicht den ganzen Tag von Schnitzel und Salami ernährt.
3. „Früher hat es dir doch auch geschmeckt!“
„Ja, und es schmeckt mir immernoch“, möchtest du sagen, wenn alle um dich herum Fleisch essen. Aber du verzichtest trotzdem. Weil dir Tierwohl wichtiger ist, als ein kurzer Genuss. Auch wenn diese Aussage wahr ist, solltest du sie dir verkneifen. Denn die meisten wissen, dass Schlachttiere unter elenden Bedingungen gehalten werden. Hält man ihnen den Spiegel vor, fühlen sie sich ertappt und reagieren selten mit Einsicht, sondern werden vielleicht sogar böse.
Stattdessen kannst du erklären, dass der Verzicht auf Fleisch dein Beitrag zum Umweltschutz ist: „Durch die Tierhaltung werden klimaschädliche Gase produziert. Indem ich auch Fleisch verzichte, tue ich etwas Gutes für die Welt.“ Punkt.
4. „Aber Käse isst du ja auch noch!“
Hier kommt wieder das typische Schwarzweiß-Denken zum Vorschein. „Du verzichtest auf Fleisch, aber isst noch Käse? Das passt ja nicht zusammen!“
Doch, tut es. Denn egal, ob der Verzicht auf Fleisch ein erster Schritt oder bereits das Ziel für dich ist: Es ist allein deine Sache. Jede:r tut, was er / sie kann. Und niemand hat das Recht, das zu bewerten oder zu beurteilen.
Hier hilft also nur die liebgemeinte Schock-Therapie: „Vielleicht esse ich ja nächstes Jahr auch keinen Käse mehr?“ Nach einem schockierten Blick wird die Diskussion damit sicher beendet sein.
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