Jeder Mensch hat hin und wieder Ekel vor Essen und vor anderen Dingen. Sei es Omas Hähnchen in Aspik, das du auf den Tod nicht ausstehen kannst oder irgendeine andere Speise, bei der sich dir der Magen dreht. Vielleicht löst aber auch ein in das Stadion rotzender Fußballer auf der Mattscheibe in dir tiefen Ekel aus. Egal, was es ist: Ekel ist etwas ganz Natürliches.
Ekel vor dem Essen: Das hat es damit auf sich
Ekel: Eines der 7 grundlegenden menschlichen Gefühle
Ekel ist eine der sieben grundlegenden menschlichen Gefühle, aus denen wir unsere gesamte Gefühlswelt zusammensetzen. Dem Management Magazin zufolge sind diese Gefühle in jedem Menschen irgendwie verankert. Wir können uns also gar nicht gegen diese Gefühlswelten wehren. Wir wollen klären, wo der Ekel vor Essen und anderen Dingen herrührt und wir wollen wissen, wie wir ihn bekämpfen können.
Der Entdecker der sieben Basisemotion ist Paul Ekman, ein US-amerikanischer Anthropologe und Psychologe. Und das sind die 7 Basisemotionen eines jeden Menschen: Seiner Forschung zufolge gibt es Freude, Überraschung, Angst, Wut, Ekel, Trauer und Verachtung.
Ekel ist eine der interessantesten Basisemotionen, da er auf ganz verschiedene Lebensbereiche angewandt werden kann. Wir empfinden nicht nur Ekel vor dem Essen, sondern auch vor Sexualitäten und sogar vor Handlungen.
Das Disgusting Food Museum: Warum ekeln wir uns?
Das Disgusting Food Museum in Berlin hat es sich zur Aufgabe gemacht, unseren menschlichen Ekel zu triggern und uns aufzuzeigen, wie willkürlich dieser entsteht. Der Betreiber Martin Völker ist Ekelspezialist und kennt sich ziemlich gut mit dem Widerlichen auf der Welt aus. Er weiß: Überall auf der Welt gibt es vermeintlich ekelhaftes Essen.
Wir Deutschen trinken Bibergeil (der aus dem Anus des Biebers hergestellt wird). In Japan gibt es hingegen Schlangenschnaps (mit echten Schlangen drin). Warum ist das eine ekelig und das andere nicht? Das hat nur damit zutun, was unsere Kultur uns vorschreibt.
Die 7 Kategorien des Ekels
In seinem Museum beschreibt Martin Völker sieben verschiedene Kategorien des Ekels, die auf die eine oder andere Weise im Menschen vertreten sind. Alle diese Formen des Ekels haben einen Sinn, denn sie schützen uns.
- Nahrung: Der Ekel vor Essen schützt uns davor, verdorbene und verunreinigte Lebensmittel zu sich zu nehmen.
- Krankheit: Der Ekel vor Krankheit kann dazu beitragen, dass wir uns nicht so leicht mit Infektionen anstecken.
- Körper: Der Ekel vor unserem eigenen Körper ist kompliziert. Wir ekeln uns beispielsweise vor Kot, Erbrochenem und Spucke. Das ist gut so, denn sie sind voller Bakterien, die uns krank machen können.
- Missgestaltung: Der Ekel vor Verwundeten, Narben, Blut und Gliedmaßen. Dazu gehört auch der Ekel vor krankhafter Fettleibigkeit. Dieser Ekel hilft uns ebenfalls dabei, gesund zu bleiben.
- Tieranmutung: Hier ist nicht der Ekel vor Tieren gemeint, sondern der Ekel, wenn sich Menschen wie Tiere verhalten. Beispielsweise ist hier ein Mensch gemeint, der seit vielen Tagen nicht geduscht hat und dementsprechend riecht.
- Sexualität: Der Ekel vor Sexualität ist bei Menschen ganz unterschiedlich ausgeprägt. Die meisten von uns werden von Sodomie, Pädophilie und Nekrophilie angeekelt. Noch gibt es aber auch Menschen, die sich bei der Vorstellung von Homosexualität ekeln.
- Moral: Auch Handlungen können Ekel hervorrufen. Dazu gehören beispielsweise Untreue in der Ehe, unehrliche Politiker:innen oder der falsche religiöse Glaube.
Wenn du tief in dich hineinhorchst, dann fällt dir sicher auf, dass auch du alle diese Formen des Ekels in dir vereinigst. Bei jedem Menschen sind sie verschieden stark ausgeprägt.
Ekel vor Essen: So kann Ekel Spaß machen
Ekelhafte Beispiele gibt es in Martin Völkers Disgusting Food Museum genug. Interessant ist dabei, dass die folgenden Speisen in ihrem Heimatland nicht als ekelhaft gelten, sondern echte Delikatessen darstellen. Es liegt einzig im Auge des Betrachters, was wirklich ekelig ist.
Mäusewein aus China
Der Mäusewein wird in China als Heilmittel angesehen und wird sogar bei hohen Anlässen als Aperetif angeboten. Er besteht aus hunderten weißer Babymäuse, die in Rotwein eingelegt werden. Die haarlosen Dinger verrotten in dem Wein und geben ihm einen Geschmack von Benzin und Tod. Eher nichts für deutsche Zungen.
Madenkäse aus Sardinien
Für den Madenkäse wird ein ganzer Pecorino gebraucht. Dieser wird aufgeschnitten und im Freien stehengelassen, bis sich die ersten Käsefliegen dort niederlassen. Die Maden fressen sich an dem Käse satt und koten ihn wieder aus. Dieser Kot macht das besondere Aroma des Käses.
Übrigens: Die Maden werden vor dem Verzehr wieder vom Käse heruntergepflückt, denn sollte man sie mitessen, können sie sich durch den Magen fressen. Aus diesem Grund ist der Käse in Deutschland verboten.
Gammelfisch aus Schweden
Das wohl bekannteste Ekelessen stammt aus Skandinavien. Es ist wohl das am ekelhaftesten riechende Lebensmittel auf der Welt und löst bei den meisten Menschen, die den Gestank abbekommen, sofortigen Würgereiz aus.
Wer den Gestank ertragen kann, der isst den Ostseehering, der viele Monate in Salzlake herumgegammelt hat, mit Fladenbrot, Kartoffeln und Zwiebeln.
Noch mehr ekelhafte Beispiele gibt es im Berliner Disgusting Food Museum. Ihr findet es in der Schützenstraße 70, 10117 Berlin-Mitte.
Ekel vor Essen: Wie widerlich sind wir eigentlich selbst?
Bevor wir anfangen andere Kulturen für ihre Essgewohnheiten zu verurteilen, sollten wir lieber vor unserer eigenen Haustür kehren. Bibergeil ist beispielsweise ein Stoff, der in Deutschland und in den USA verwendet wird. In Deutschland kann man ihn im gleichnamigen Schnaps finden. Die USA verwendet den Stoff aus den Anusdrüsen des Bibers, um künstliche Aromen wie Himbeeren und Vanille nachzuahmen.
In den USA gibt es einige andere Lebensmittel, die hier nicht einmal die Bezeichnung „Lebensmittel“ verdient hätten. Dennoch gelten sie dort sogar als gesund.
Wären wir in einem anderen Umfeld aufgewachsen, würden wir Ekel vor ganz anderem Essen verspüren. Es lohnt sich, hin und wieder einen Blick über den eigenen Tellerrand zu riskieren und sich mit den Lebensmitteln aus anderer Welt auseinanderzusetzen – Das „Schlimmste“, was passieren kann, ist, dass wir mehr Verständnis für andere Kulturen entwickeln.