Immer wieder hören wir vor allem von unseren Großeltern, dass sich die Zeiten ja so extrem geändert haben. Manchmal können wir uns gar nicht vorstellen, dass es irgendwann mal anders war, als es heute ist. Wenn man sich allerdings in der Geschichte umschaut, wird man merken, dass einiges extrem anders war. Denn manche Dinge, die heute verboten sind und sogar als sinnlos, riskant oder regelrecht grausam angesehen werden, waren damals komplett normal. Wir haben uns einige dieser Dinge angeschaut.
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Dinge, die früher normal waren und heute verboten: 9 interessante Geschichten
Bevor wir zu einigen der Dinge kommen, die früher normal waren und heute schlichtweg verboten sind, möchten wir dir eine kleine Trigger-Warnung aussprechen. Denn manche dieser Dinge, von denen wir sprechen, sind nichts für schwache Nerven und können für manche Menschen grausam oder traumatisierend sein.
Natürlich ist heute nicht alles besser als früher und auch in unserer jetzigen Gesellschaft gibt es noch einige Baustellen. Allerdings haben wir heutzutage zumindest in einigen Bereichen Regeln und Gesetze, die abartige Dinge von früher verbieten. Wir haben uns einige Kuriositäten unserer vergangenen Gesellschaft angeschaut.
1. Frei verkäufliches Kokain gegen Zahnschmerzen
Ja, du hast richtig gelesen. Im 19. Jahrhundert entdeckte man Kokain zur Behandlung von Morphinabhängigkeit und damit die schmerzstillenden Effekte der Droge. Neben dem Fakt, dass hier versucht wurde, eine Droge mit einer anderen abhängig machenden Droge zu bekämpfen, wurde Kokain zum populären „Wundermittel“. Man setzte es gegen Müdigkeit, Zahnschmerzen und auch Heuschnupfen ein – und jede:r konnte es erwerben. Hierzulande wurde der Konsum der Droge schon um 1930 verboten.
2. Kinderversand per Post
Nein, wir erlauben uns hier keinen Schmerz. Denn zu Beginn des 20. Jahrhunderts war es absolut in Ordnung und legal in den USA Kinder als Postpakete zu verschicken. Wenn das Kind nicht mehr wog als ein normales Paket, war es dementsprechend kein Problem, es auf diesem Weg günstig zu den Verwandten zu senden.
Wer sich jetzt aber vorstellt, dass die Kinder in Pakete gepackt wurden, den- oder diejenige können wir beruhigen. Die Kinder wurden lediglich von Beamten, die Verwandte oder Freund:innen der Eltern waren, von A nach B gebracht. Die Kinder konnten so legal als Pakete an den Autoritäten ‚vorbeigeschmuggelt‘ werden. Offiziell wurde der Versand von Kindern per Post aber schon 1913 verboten.
3. Hauswand-Babykäfige
Wo wir schon einmal bei Kindern sind: Wusstest du, dass es in den 1930er Jahren in England sehr verbreitet war, Babys in wenig frische Luft zu gönnen, indem man sie in Drahtkäfigen aus dem Fenster hängt? Kein Scherz, wir denken uns diese Geschichten nicht einfach aus. Hatte die Mama keine Zeit, mit dem Kind hinauszugehen, wurde dies einfach in den Kasten gelegt, der außen hin am Fenster befestigt war. Der käfigartige Charakter verhinderte, dass das Kind herausfiel.
4. Schmuckeremiten
Es wird noch kurioser. Denn im 18. Jahrhundert entwickelte sich in der High Society eine bizarre Mode. Hier stellten reiche Leute mit großen Gärten Männer ein, die in einer kleinen Hütte auf dem Grundstück wohnten, als wären sie lebendige Gartenzwerge. Diese Männer wurden „Schmuckeremiten“ genannt, durften sich weder die Haare, noch den Bart oder die Fingernägel schneiden und mussten als Druide oder als alter Kauz verkleidet den Garten dekorieren.
Die Schmuckeremiten sollten sich zu bestimmten Tageszeiten sehen lassen, um die Eigentümer:innen des Gartens und deren Gäst:innen mit ihrem Anblick zu unterhalten. Diese Männer sollten Weisheit und Nachdenklichkeit verkörpern und damit auch den intellektuellen Wert des Gartenherren oder der Gartenherrin erhöhen. In den 1850er Jahren ebbte der Hype um die Schmuckeremiten dann ab.
5. Verrückte & grausame medizinische Prozeduren
Wir alle wissen, dass die Medizin nicht dort wäre, wo sie heute ist, wenn es nicht ein paar sehr dunkle und grausame Episoden in der medizinischen Geschichten gegeben hätte. Was damals als anerkannte Medizin durchgehen würde, sorgt heute für blankes Entsetzen. Gegen Syphilis wurde zum Beispiel giftiges Quecksilber verabreicht und im 18. Jahrhundert waren Tabak-Einläufe zur Wiederbelebung an der Tagesordnung.
Menschen, die Probleme mit ihrer mentalen Gesundheit hatten, sollten damals mit einer Elektroschock-Therapie ‚geheilt‘ werden, während Menschen, die stotterten, auch gerne mal die Zunge abgeschnitten wurde. Gut, dass die Medizin heute schon sehr viel weiter in ihrer Methodik ist.
6. Radioaktives Spielzeug
In den frühen 1950er Jahren war man in der USA der Meinung, dass Radioaktivität nicht so gefährlich und eher faszinierend und nützlich sei. Dies ging so weit, dass „Mini-Laboratorien“ ein beliebtes Geschenk für Kinder waren, wo sie mit Radioaktivität experimentieren konnten – komplett mit kleinen Mengen von echtem Polonium und Uranium.
7. Menschenzoos
„Völkerschauen“ waren bis zu den 1950er Jahren etwas, was absolut nicht ‚unnormal‘ war – im Gegenteil. Hier wurden Menschen aus Afrika und Asien zur Schau gestellt, als seien sie Tiere. Der Rassismus gegenüber anderen Menschen fand hier also seinen regelrechten Höhepunkt. Den Zuschauer:innen sollte durch diese Menschenzoos eine ’natürliche‘ Überlegenheit weißer Menschen vermitteln. Hand in Hand ging damit eine extreme Diskriminierung nicht-weißer Menschen. Vorreiter für diese Menschenzoos war Carl Hagenbeck.
Das Ausstellen von Menschen fremder Nationalitäten wurde von Millionen von Besucher:innen begrüßt. Die wenigstens machten sich darüber Gedanken, woher diese Menschen kamen. Die Menschenzoos wurden in möglichst naturgetreuen Kulissen präsentiert, sodass Völker, die normalerweise in hohen Temperaturen lebten, auch im kalten Europa trotz niedriger Temperaturen in Lehmhütten hausen mussten.
Viele der Menschen, die in der Völkerschau ‚ausgestellt‘ wurden, wurden aus ihrer Heimat entführt und gegen ihren Willen in den Menschenzoo gesteckt. 1928 fand in Deutschland die größte Völkerschau der Welt statt. Nach und nach wurden die Zoos nach dem Zweiten Weltkrieg abgeschafft – und ausgerechnet Adolf Hitler war der Vorreiter dafür, dass 1940 Völkerschauen in Europa abgeschafft wurden. Sein Grund: das Verbot öffentlicher Zurschaustellung von farbigen Menschen.
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8. Fotos von Verstorbenen
Als die Fotografie so weit entwickelt war, dass sich nicht nur Menschen der höheren Klasse ein Foto leisten konnten, nutzen viele dies, um ein letztes Bild von verstorbenen Liebsten anzufertigen – oft im Kreise der noch Lebenden. Dies bedeutet, dass die Toten noch einmal in ihre besten Kleider gesteckt wurden und möglichst „lebendig“ präpariert wurden, um dann ein Erinnerungsfoto mit den noch lebenden Liebsten zu machen. Auf dem Bild sah man dementsprechend die Hinterbliebenen und eine Leiche.
9. Freizeitausflüge in Nervenheilanstalten
Genauso makaber wie das Besuchen der Menschenzoos waren Freizeitausflüge in Nervenheilanstalten. In frühen Institutionen dieser Art therapierte man Patient:innen nicht, man sperrte sie vielmehr weg, behandelte sie menschenverachtend oder missbrauchte sie für unmenschliche Experimente. Dementsprechend war es auch vollkommen normal, dass Besucher:innen von draußen für einen Adrenalin-Kick bezahlten, um durch die Anstalt geführt zu werden und sich über die Insass:innen lustig zu machen.
Dinge, die heute verboten waren und damals normal waren: Es ist gut, dass es neue Gesetze gibt
Nicht jedes Gesetz wird von den Menschen mit Freude aufgenommen. Doch wenn man sich die teilweise wirklich grausamen Dinge anschaut, die in einer früheren Gesellschaft absolut normal waren, können wir schon froh sein, dass es Gesetze gibt, die diese Dinge nun verbieten. Trotz dessen gibt es auch heute noch grausame Dinge, die in unserer jetzigen Gesellschaft passieren – und die hoffentlich früher als später der Vergangenheit angehören, wie die hier von uns vorgestellten Umstände.