In einigen Berufen herrscht zweifellos ein ungleiches Geschlechterverhältnis. Dazu zählen auch praktisch die „unbezahlten“ Berufe. Allerdings gibt es besonders in der Küche ein ganz großes Küchenparadox. Alle Studien zu dem Thema scheinen sich einig zu sein: Frauen sind im Haushalt viel mehr gefragt als Männer.
Im Schnitt verrichten sie noch immer gut dreimal so viel unbezahlte Arbeit beim Waschen, putzen und kochen wie die Männer. Das war schon immer so: Frauen sind für den Haushalt, Männer für das Geld verantwortlich.
Müsste das uns Frauen nicht zu echten Experten beim Thema Kochen machen? Warum sind dann noch immer die meisten Sterneköche Männer, und Frauen sind in Profiküchen unfassbar unterrepräsentiert? Wir haben nachgeforscht.
Frauen kochen nicht professionell: Die Zahlen
In Deutschland liegt das Verhältnis von Männern zu Frauen in Restaurant-Küchen bei durchschnittlich 10:1. In vielen Sterneküchen ist es sogar noch ungleicher verteilt. Da drängt sich die Frage nach dem Warum auf. Sind Frauen die schlechteren Köche, haben sie einfach schlechtere Geschmacksnerven oder steckt etwas anderes dahinter?
Der wahre Grund
Der Grund, warum so wenige Frauen professionell kochen, liegt keineswegs an ihrem fehlenden Können. Es ist viel einfacher: Die Arbeitsbedingungen in einer professionellen Küche sind viel weniger an das weibliche Geschlecht angepasst.
„Große Küche ist Schwerstarbeit!”
So beschreiben viele Köche ihren Job. Schlechte Luft, körperliche Anstrengung, lange Schichten, Wochenenddienste und ein sehr rauer Ton gehören zum Alltag eines jeden Kochs und einer jeden Köchin.
Frauen sind leise
Das sagt Frauen aus verschiedenen Gründen viel weniger zu als Männern. Zum einen legen Frauen eine andere Arbeitsweise an den Tag. Frauen fahren am Arbeitsplatz viel weniger die Ellenbogen aus und gehen sorgfältiger, aber zurückhaltender an ihre Arbeit vor.
Das führt unter anderem dazu, dass sie viel mehr leisten müssen, um das gleiche Maß an Anerkennung zu bekommen. Da Frauen leise arbeiten, bekommt man ihr Können schwerer mit.
Männer sind laut
Konkurrenzdenken und der raue Küchenton scheint Männern um einiges besser zu bekommen. Noch wichtiger sind allerdings die “männerfreundlichen” Arbeitszeiten. Da es in Deutschland noch immer die Norm ist, dass Frauchen sich um Haus und Hof kümmert, können Männer den sehr unregelmäßigen Schichtdienst in der Küche oft besser einhalten.
„Männer sind konkurrenzbetonter, Frauen gar nicht, die machen einfach ihr Ding. Ganz konsequent.“ – Douce Steiner (Sterneköchin)
Das berichten die Sterneköchinnen
„Frau kochen mehr aus dem Bauch heraus, und sie haben mehr Gefühl, einen Teller geschmackvoll anzurichten.“
Anna Sgroi, Sterneköchin in Hamburg gegenüber redspa-media
Auch erfahrene Köchinnen lassen das Geschlecht in die Tätigkeit in der professionellen Küche miteinfließen. Sgroi stellt das dem Verhalten männlicher Köche gegenüber, die eher nach dem Kopf gehen und mehr Zutaten verwenden würden. Sie betont natürlich ebenfalls, dass gute Küche im Großen und Ganzen unabhängig vom Geschlecht ist und dass sie ihre individuelle Persönlichkeit in das Kochen einbringen möchte. Aber sie glaubt, dass sie als Frau mit einer anderen Sensibilität herangeht.
Geht man also nach typisch weiblichen Verhaltensweisen beim Kochen, dann haben wir laut ihr den Sterneköchinnen die Regionalität der Zutaten und eine gewisse Bodenständigkeit in der Profiküche zu verdanken. Sie sollen nämlich auch Diejenigen sein, die Rezepte von traditionellen und klassischen Familiengerichten bewahrt und nicht jedes Gericht intellektuell überspannt haben sollen.
Frauen müssen an den Restaurantherd!
Küchenteams, bei denen die Geschlechter ausgeglichen sind, gibt es. Wenn auch nur sehr selten. Anscheinend ist es also möglich, dass auch Frauen hauptberuflich kochen. Es ist nachgewiesen, dass diese Teams effizienter und viel weniger chaotisch werden.
Es müssten jedoch einige Maßnahmen ergriffen werden, damit dieser Job für Frauen attraktiver wird. Wir haben euch bereits erklärt, dass wir die vollkommene Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau wahrscheinlich nicht mehr erleben werden.
Doch es gibt Hoffnung. Denn wir haben einige fantastische Feministinnen in Deutschland, die den öffentlichen Diskurs darauf lenken.