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Altersforschung: Sind wir in 100 Jahren unsterblich?

Unsterblichkeit klingt utopisch – noch! Denn die Altersforschung ist weiter, als du denkst. Erfahre, wie du dein Leben verlängerst & ob Altern heilbar ist.

Junge Frau mit Rosenkrank gott frau
Die Unsterblichkeit ist näher, als du denkst. Foto: istock.com/PeopleImages /

Die Unsterblichkeit klingt nach einem utopischen Wunsch. Schließlich ist ein Leben ohne zu Altern nicht möglich, oder? 

Ein Blick in die Natur schafft Hoffnung. Westliche Grannenkiefern zum Beispiel wachsen extrem langsam und können über 4000 Jahre alt werden. Ihre Zellen scheinen davon wenig mitzubekommen. Nach Alterszeichen suchten Forscher dort vergebens, die Zellen der jungen Bäume sind von den älteren Verwandten kaum zu unterscheiden.

Trotzdem: Auch die Grannenkiefern sterben früher oder später. Das Altern lässt sich noch nicht vollständig stoppen, hinauszögern lässt es sich dennoch. Die Forschung auf diesem Gebiet ist weit – brutal weit.

Unsterblichkeit: Ist Altern nur eine Krankheit?

Vor einigen Jahren wäre die Antwort ein klares “Nein” gewesen. Zwar wird immer noch zwischen Krankheiten und dem Altern als physiologischer Vorgang unterschieden. Heute gehen Forscher jedoch zunehmend davon aus, dass der natürliche Vorgang des Alterns “repariert” werden kann. 

alte Frau aus Vietnam lacht
„Du bist so alt, wie du dich fühlst.“ Der Spruch ist näher an der Wahrheit, als du denkst.(Photo: unsplash.com/Antevasin Nguyen)

In uns tickt eine biologische Uhr. Unser innerzellulärer Zustand ist genauer als unsere vergangenen Lebensjahre. Für den Genetiker David Sinclair ist das Ticken tatsächlich nur eine Krankheit, die sich behandeln lässt. Er ist sein eigenes Versuchstier, verzichtet größtenteils auf Zucker, Nudeln, Fleisch und Fahrstühle. Und er nimmt Medikamente. Metformin, Nikotinamid-Mononukleotid (NMN) und Resveratrol, wie er einem Interview mit dem Spiegel erzählt.

Unter anderem durch Zellteilung kommt es zu Brüchen des DNA-Moleküls, sogenannte Sirtuine reparieren die DNA wieder. Experimente an Mäusen haben gezeigt, dass nicht nur das Altern durch häufigere DNA-Trennung einfach umzusetzen ist, sondern auch das Verjüngen. NMN regte die Sirtuine an und machte älteren Mäuse wieder fruchtbar. 

Epigenetiker spielen Gott

Was vorwiegend Epigenetiker an Tieren veranstalten ist faszinierend und bizarr zugleich. Amerikanische Wissenschaftler wiesen eine Art Jungbrunnen-Elixier in Mäuseblut nach, in Köln wurden ältere Fische durch eine frischere Darmflora verjüngt, die Lebenserwartung von Fadenwürmern kann nach einer bestimmten Behandlung um das Zehnfache steigen.

Der Medizinnobelpreis wurde 2012 an den Japaner Shinya Yamanaka vergeben, der vier Eiweißstoffe entdeckte, die Zellen in einen embryonalen Zustand, sozusagen auf Null, zurückstellen können. Der Wissenschaftler Izpisúa Belmonte wendete das auf Mäuse an, verzögerte so den Altersprozess und verlängerte deren Leben um 30 % – zumindest, bis die Dosis erhöht wurde. Tumore bildeten sich, viele Tiere starben an Krebs.

Mädchen Engel Flügel
Es gibt 4 verschiedene Alterungstypen.(Photo: unsplash.com/insung yoon)

Die 4 Alterungstypen des Menschen

Und was ist mit uns? Ein Forschungsteam um den Genetiker Michael Snyder von der Stanford University School of Medicine untersuchten 106 Probanden im Alter von 29 bis 75 Jahren über mehrere Jahre. Dabei stellten sie keine Vergleiche zwischen den Jüngeren und Älteren an, sondern fokussierten sich einzeln auf jede Untersuchungsperson. Bei der Auswertung stellten sie fest, dass es vier verschiedene biologische Alterungstypen gibt.

Den Alterungstyp erkannten die Forscher an bestimmten Funktionen des Körpers. Dabei sind die verschiedenen Typen nicht strikt getrennt, sondern können sich überlappen. Jemand, der in eine bestimmte Alterskategorie fällt, altert auch in den Anderen – jedoch meist langsamer. Die vier Alterungstypen sind:

  • stoffwechsel-bezogen 
  • immun-bezogen
  • hepatisch-bezogen (die Leber betreffend)
  • nephrotisch-bezogen (die Nieren betreffend)

Menschen mit einem stoffwechsel-bezogenen Alterungstyp haben ein höheres Risiko für Diabetes-Erkrankungen, immun-bezogene Typen erkranken häufiger an Immunkrankheiten und so weiter. 

Besonders auffällig in der Studie: Langsamer alternde Testpersonen änderten bestimmte Verhaltensweisen, besonders häufig hinsichtlich Ernährung und Sport. Viel Bewegung verlangsamt den Alterungsprozess, was sich mit den epigenetischen Funden deckt. 

Auch relativ neue Ernährungstrends, wie das Intervallfasten, verlangsamen ebenso erwiesenermaßen die Alterung und können altersbedingte Krankheiten verhindern. Mit diesem Wissen ist es möglich, den Alterungsprozess zu verlangsamen

Junge Frau macht Yoga-Pose
Regelmäßiges Training verlängert das Leben.(Photo: istock.com/criene)

Kleine Schritte zur Unsterblichkeit

Soweit der Eigenaufwand. Der Biomediziner Greg Fahy führte ein Experiment an neun Männern zwischen 51 und 65 Jahren durch. Verschiedene Medikamente sollten deren Thymusdrüse reaktivieren. Im Thymus werden Abwehrzellen gebildet, in fortgeschrittenem Alter erlahmt die Drüse jedoch. 

Das Ziel wurde übertroffen. Die Versuchsteilnehmer berichteten über mehr Haare, Muskeln und Energie. Herauskam, dass das biologische Alter der Männer durchschnittlich um 18 Monate zurückgesprungen ist

Ein langes Leben ist die eine Seite der Medallie, die andere ist ein gesundes Altern. Die Experimente an Mäusen haben gezeigt, dass nicht nur die körperliche Fitness verbessert wird, auch geistig bleiben die Mäuse fit. Auch der Anti-Aging-Effekt von Greg Fahy lässt Großes erahnen, wenn auch weitere Studien dazu benötigt werden.

Zeit zum Tiefstapeln hat auch David Sinclair nicht. Er geht in seinem Buch “Das Ende des Alterns”, das hier ?erhältlich ist, davon aus, dass die medizinischen Fortschritte momentan ausreichen, um eine Woche für jeden überstandenen Monat wächst. Am Ende des Jahrhunderts sollen es vier Wochen sein. Oder auch: Unsterblichkeit.

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