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Sich selbständig machen als Frau: 3 Probleme, die Männer nicht haben

Sich als Frau selbständig zu machen, birgt einige Hürden, die männlichen Gründern nicht unterkommen. Die größten Probleme findest du hier.

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Wer sich zu sehr bemüht und zu viel Ehrgeiz hat, kann seine Ziele irgendwann nicht mehr erreichen. Foto: IMAGO/Westend61

Sich selbständig zu machen, kann viele Vorteile haben. Wenn dich dieses Thema reizt, solltest du dir frühzeitig über ein paar Dinge Gedanken machen, mit denen sich Männer nicht herumschlagen müssen. Welche das sind, erklärt unsere Kolumnistin Jeannine Budelmann. 

Sich selbständig machen: Die Hürden einer Frau

Eine Selbständigkeit kann viele Facetten haben: Da gibt es die Unternehmerin, die einen produzierenden Betrieb mit 150 Mitarbeitern führt. Aber es gibt auch die selbständige Floristin, die den Laden gemeinsam mit einer Mitarbeiterin schmeißt. Egal, um welche Art der Selbständigkeit es geht: Ein Unternehmen zu gründen und zu führen ist immer harte Arbeit. Aber wir Frauen haben noch ein paar Hürden mehr, die wir vor der Gründung und auch später als Selbständige nehmen müssen, als unsere männlichen Kollegen.

Problem Nummer 1: Kinder

Auch wenn du keinen Kinderwunsch hast, solltest du dich mit diesem Thema auseinandersetzen. Denn die Gesellschaft sieht Frauen in einem gewissen Alter als potentielle Gebärmütter. Daraus resultieren Ängste und Vorurteile, mit denen du auf jeden Fall zu kämpfen haben wirst. Es kann sich lohnen, das Thema offensiv mit potentiellen Geldgebern anzusprechen. Denn im Hinterkopf deiner Gesprächspartner wird es immer lauern. Deine Gebärmutter geht zwar niemanden etwas an. Wenn du aber gerade keine Kinder planst, kannst du deinen Gesprächspartnern eine große Sorge nehmen, wenn du das offen kommunizierst.

Wenn es so ist, dass du Kinder möchtest, solltest du frühzeitig in die Planung gehen. Denn für Angestellte gibt es beispielsweise den Mutterschutz. Den gibt es für Selbständige nicht. Ich selbst habe das Glück gehabt, dass meine Schwangerschaft unkompliziert verlief und ich bis zur Geburt durcharbeiten konnte.

Als Friseurin wirst du diese Möglichkeit nicht haben. Es ist also wichtig, ein finanzielles Polster zu haben, um diese Zeit überstehen zu können. Im Zweifel ist es auch eine Option, aktiv mit dem Partner zu sprechen und sich auf Ausgleichszahlungen zu einigen. Schließlich bist du diejenige, die zwangsläufig ihren Körper für das Projekt Kind zur Verfügung stellen muss.

Leider sind die Probleme damit noch nicht gelöst. Ist das Kind einmal da, muss es betreut werden. Nur dann kannst du arbeiten. Anspruch auf einen Kitaplatz hast du erst nach dem vollendeten ersten Lebensjahr. Das heißt, im ersten Jahr erzielst du entweder kaum Einkünfte oder du musst dir deine eigene private Kinderbetreuung organisieren. Das ist teuer. Für Frauen, die ihren Laden am Laufen halten müssen, ist eine Elternzeit in der Regel auch keine Option.

Denn dadurch werden deine Einkünfte zwar teilweise kompensiert. Aber deine Arbeit im Unternehmen, die in der Regel ja unverzichtbar ist, nicht. Das kann sich kaum eine Frau in dieser Position leisten. Also auch hier: Früh kümmern und ggf. mit dem Partner oder der Partnerin vor der Geburt Ausgleichszahlungen und Betreuung vereinbaren.

Problem Nummer 2: Frauen sind risikoscheu

Ich habe schön häufiger gehört, Frauen seien risikoscheuer als Männer und würden sich einfach gar nicht so viel zutrauen. Das Schlimme ist: Es ist völlig egal, ob diese Einstellung sachlich richtig ist oder nicht. Denn sie ist in den Köpfen vieler Menschen verankert. Entsprechend wirst du immer dem Vorurteil begegnen, dass du es halt doch nicht wirklich kannst, weil du dich nicht traust. Einem Mann nimmt man große Pläne wohl einfach immer noch besser ab.

Wahrscheinlich sind sie deshalb erfolgreicher, was das Gründen angeht, denn nur 15,7% der deutschen Gründer:innen sind weiblich. Du solltest dir natürlich bestenfalls aller Risiken bewusst sein, die mit einer Gründung im Zusammenhang stehen. Wenn du dann aber Menschen ins Boot holen musst als Kund:innen, Lieferant:innen oder Geldgeber:innen, wirf deine Bedenken über Bord. Wenn du dir deiner Sache so sicher bist, wie die meisten Männer, darfst du auch so überzeugend kommunizieren! 

Du willst wissen, wie man als Frau trotz großer Hürden bei Investor:innen viel Geld herausholen kann? Dann höre dir die Tipps unserer Expertin Gemma Comabella an.

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Problem Nummer 3: Fehlender Zugang zu Kapital

Und dann sind wir schon beim Geld. Es gibt nicht nur den Gender Pay Gap, der uns Frauen niedrigere Gehälter als den Männern beschert. Auch bei Zinsen für Kredite sind Frauen im Nachteil. Wenn sie gründen, bekommen sie außerdem in der Regel weniger Geld als Männer und haben es somit schwerer, etwas aufzubauen.

Das ist seltsam, denn Unternehmen, die von Frauen gegründet werden, haben statistisch gesehen einen wesentlich höheren Return on Investment, als Unternehmen mit rein männlichen Gründern. Solche Zahlen solltest du parat haben, wenn du mit Banken oder anderen Kapitalgebern verhandelst. Wenn du ein Finanzierungsangebot bekommst, sprich die Damen und Herren ruhig auf den Gender Gap an. Denn die Wahrscheinlichkeit, dass du noch etwas aus den Verhandlungen rausholen kannst, ist groß.

Fazit: Gründen als Frau kann sich lohnen

Gründerin oder Unternehmerin zu sein, ist eine ganz besondere Entscheidung. Für die eine ist die damit verbundene Freiheit eine Verlockung, für die andere nicht. Anders als ein Mann musst du aber langfristiger an die Planung herangehen. Das ist ungerecht und unbefriedigend. Allerdings bietet die ganze Planung auch einen Vorteil: Du kannst dir sicher sein, dass deine Entscheidung wirklich gut durchdacht ist! 

Jeannine
Jeannine ist eine junge Unternehmerin. Mit Kind. Verrückt. Foto: WJD/Pia Jennert / Foto: WJD/Pia Jennert

Über die Autorin: Jeannine Budelmann

Jeannine Budelmann schreibt aufgrund ihrer großen Leidenschaft für die Frauen und ihrer noch größeren Expertise auf eigentlich „männerdominierten“ Gebieten. Sie ist Geschäftsführerin eines Elektronik-Unternehmens. Sie lebt mit ihrem Mann und ihrer Tochter in Münster.

Für wmn.de schreibt Jeannine von ihrem Alltag als Chefin, ihren täglichen Begegnungen mit Männern und Frauen in einer patriarchalen Branche. Ihre Beobachtungen sind scharfsinnig, ihre Schlüsse sind wohldurchdacht und ihre Tipps sind spitzzüngig. Hier findest du ihre Autor:innenseite.

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