Am Ende eines jeden Arbeitsverhältnisses bekommst du ein Zeugnis. So kannst du es bei zukünftigen Bewerbungen anfügen und hast einen Beleg für deine bereits erworbenen Fähigkeiten. Theoretisch dürfen Arbeitgeber:innen kein schlechtes Zeugnis ausstellen. Jedoch gibt es versteckte Formulierungen, die auf ein schlechtes Zeugnis hinweisen. Solltest du es dennoch an deine Bewerbung anfügen? Wir zeigen dir, was du gegen ein schlechtes Arbeitszeugnis tun kann.
Schlechtes Arbeitszeugnis: Kein Grund zur Sorge
Woran erkennst du ein schlechtes Arbeitszeugnis?
Insbesondere dann, wenn du deinen Job aufgrund von Unstimmigkeiten wechselst, ist es möglich, dass du am Ende eher ein schlechtes Arbeitszeugnis in den Händen hältst. Oder dir zumindest unsicher bist, was die Formulierungen in deinem Zeugnis genau bedeuten könnten. Der Grund: Arbeitszeugnisse müssen immer wohlwollend formuliert werden. Sie müssen zwar ebenfalls der Wahrheit entsprechen, aber es darf keine direkte Kritik zu lesen sein. Arbeitgeber:innen bedienen sich daher gerne Formulierungen und Floskeln, die auch Unzufriedenheit umschreiben. Damit du dein Zeugnis dennoch richtig einordnen kannst, haben wir hier drei Beispiele für dich, an denen du ein schlechtes Arbeitszeugnis erkennen kannst:
1. Formulierung: „Sie erfüllte ihre Aufgaben zur Zufriedenheit“
wmn-Erklärung: Sicher fragst du dich bei diesem Satz, was daran schlecht sein sollte. Schließlich war der/die Arbeitgeber:in anscheinend mit deiner Arbeit zufrieden. Genau das bedeutet diese Formulierung jedoch nicht. Findest du einen derartigen Satz in deinem Zeugnis, dann entspricht es lediglich der Schulnote vier. Höhere Noten sind daran zu erkennen, dass die Sätze mehr ausformuliert sind.
2. Formulierung: „Sie erledigte alle Aufgaben pflichtbewusst und ordnungsgemäß“
wmn-Erklärung: Auch dieser Satz weißt auf ein eher schlechtes Arbeitszeugnis hin. Er macht deutlich, dass du nur gemacht hast, was man dir gesagt hat und du wenig Eigeninitiative gezeigt hast. Bewirbst du dich auf eine Stelle, bei der Eigeninitiative besonders gefragt ist, spielt dir diese Formulierung also nicht gerade in die Karten. Warum du dennoch nicht darauf verzichten solltest, ein schlechtes Arbeitszeugnis an deine Bewerbung anzufügen, erfährst du etwas weiter unten im Artikel.
3. Formulierung: „Ihre Pünktlichkeit gab keinen Anlass zu Beanstandungen.“
wmn-Erklärung: Bei diesem Satz in deinem Arbeitszeugnis solltest du hellhörig werden, denn würde es keinen Grund zur Beanstandung geben, dann würde dies auch nicht erwähnt werden. Ein derartiger Satz weißt also vielmehr darauf hin, dass es in diesem Zusammenhang doch das eine oder andere Problem gab.
Somit zeigen diese Beispiele, dass es sich lohnt, das Arbeitszeugnis einmal genauer unter die Lupe zu nehmen und dabei auf die Formulierungen zu achten. Dir kommt die eine oder andere Formulierung bekannt vor? Dann können wir dich beruhigen, denn du kannst eine Menge gegen ein schlechtes Arbeitszeugnis tun.
Was kannst du gegen ein schlechtes Arbeitszeugnis tun?
Sobald du ein schlechtes Arbeitszeugnis in den Händen hältst, solltest du zuallererst das Gespräch mit deinem Vorgesetzten suchen. Dieser kann dir genau erklären, wie es dazu kam oder kann eventuelle Fehler einräumen. Falls dies nicht der Fall ist und du das schlechte Arbeitszeugnis nicht nachvollziehen kannst, dann kannst du einen schriftlichen Widerspruch einlegen. Hier wird eine Frist gesetzt, bis wann das Zeugnis korrigiert werden sollte und eine Begründung beigefügt bzw. die einzelnen Passagen genannt.
Hilft dies nicht, kannst du eine gerichtliche Klage einreichen, denn nach der aktuellen Rechtsprechung muss ein Arbeitszeugnis mindestens die Note befriedigend haben – es sei denn, dein Arbeitgeber kann nachvollziehbar begründen, dass deine Leistungen schlechter waren.
Du kannst also in den meisten Fällen unbesorgt sein, da du zum einen viel durch ein persönliches Gespräch mit deinem Vorgesetzten erreichen kannst und zum anderen notfalls auch gerichtlich gegen ein schlechtes Arbeitszeugnis vorgehen kannst.
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Kannst du ein schlechtes Arbeitszeugnis weglassen?
Es klingt sehr verlockend, ein schlechtes Arbeitszeugnis einfach nicht an die Bewerbung anzufügen. Aus unserer persönlichen Erfahrung in der Redaktion würden wir dir dies jedoch nicht empfehlen. Viele Stellen weisen bereits in der Stellenausschreibung darauf hin, dass ein Arbeitszeugnis angefügt werden sollte. Fehlt dies, dann kann das Fragen aufwerfen und zu Zweifeln an deiner Ehrlichkeit führen.
Außerdem wird sehr wahrscheinlich in einem weiteren Vorstellungsgespräch danach gefragt werden. Es lohnt sich daher, das Arbeitszeugnis anzufügen und die schlechte Bewertung kurz zu erklären. An dieser Stelle kannst du auch auf andere Arbeitszeugnisse mit besseren Noten hinweisen oder zusätzliche Referenzen und Empfehlungen anfügen.
wmn-Tipp: Falls du ein kürzeres Praktikum absolviert hast, bei dem es kein Arbeitszeugnis gab, dann lass dir in jedem Fall eine Bescheinigung ausstellen, um dein erworbenes Wissen belegen zu können.
Fazit: Ein schlechtes Arbeitszeugnis ist halb so wild
Keine Panik, denn du kannst eine Menge dagegen tun! Zum Beispiel durch Empfehlungen oder weitere Arbeitszeugnisse und Zusatzqualifikationen glänzen. Auch kannst du bei gewissen Sachen eine Änderung einfordern. Hältst du also gerade ein schlechtes Arbeitszeugnis in den Händen, dann atme einmal tief durch und überlege, warum du dennoch für deine Lieblingsstelle besonders qualifiziert bist. Mithilfe der genannten Tricks wirst du dir deinen Traumjob somit auch trotz schlechtem Arbeitszeugnis angeln können.