Viele Menstruierende klagen während ihrer Periode unter Bauchschmerzen, Müdigkeit und schlechter Laune. Andere haben nicht nur leichte Symptome, sondern starke Beschwerden wie Migräne, heftige Unterleibschmerzen. Dennoch gehen diese menstruierenden Personen jeden Tag zur Arbeit, obwohl sie sich vor Schmerzen kaum konzentrieren können. Manche schaffen es jedoch nicht mehr aus dem Bett und melden sich daher direkt krank. Doch die Krankmeldung aufgrund von Regelschmerzen wird noch immer von vielen Chef:innen und Kolleg:innen in Deutschland schief beäugt. Es gibt jedoch immer mehr Institutionen und sogar Staaten, die bezahlten Menstruationsurlaub einführen.
Spanien hat den Menstruationsurlaub freigeben
In Spanien, dem ersten Land Europas, das Menstruationsurlaub gesetzlich verankert hat, ist das Gesetz über Sexual- und Reproduktionsgesundheit in Kraft getreten, welches Frauen ermöglicht, aufgrund von Regelbeschwerden der Arbeit fernzubleiben. Diese von der linken Regierung eingeführte Maßnahme wurde vom Parlament im Februar gebilligt und ist nur eine von vielen Neuerungen, die im Rahmen des Gesetzes beschlossen wurden.
Unter anderem sind Abtreibungen und die Änderung des Geschlechtseintrags von Transmenschen nun erleichtert. Wenn Du in Spanien „menstruationsfrei“ machen möchtest, benötigst Du ein ärztliches Attest, und die Dauer der Arbeitsfreistellung ist im Prinzip unbegrenzt, abhängig von der Stärke und Dauer der Schmerzen. Die Kosten dafür trägt der Staat.
Menstruationsurlaub in Asien
In Asien existieren bereits Regelungen zum Menstruationsurlaub. In Taiwan beispielsweise können Frauen aufgrund von Menstruationsbeschwerden bis zu drei Tage pro Jahr von der Arbeit fernbleiben, allerdings erhalten sie während dieser Zeit nur die Hälfte ihres Lohns. Südkorea geht noch einen Schritt weiter und ermöglicht es Arbeitnehmerinnen, einmal im Monat einen Menstruationstag zu beanspruchen. Die gesetzliche Regelung in Südkorea klärt allerdings nicht, wer die Kosten für diesen freien Tag übernimmt und ob den Arbeitnehmerinnen während dieser Zeit weiterhin ihr Lohn ausgezahlt wird.
Menstruationsurlaub: Zehn bezahlte Tage im Jahr
Der Chef eines indischen Essenslieferdienstes erklärte schon im Jahr 2020, dass alle menstruierenden Personen einmal pro Zyklus und bis zu zehn Tage im Jahr bezahlten Menstruationsurlaub nehmen können.
Doch gerade in dem Land ist die Ankündigung ein Novum. Denn in Indien ist die Menstruation ein extrem großes Tabu-Thema. Schambehaftet. Eklig und keines, worüber man sich gerne unterhält. Denn Menschen, die bluten, gelten dort als unrein und sollen während der Blutung zum Beispiel keine Tempel betreten.
Der Chef aber will die Periode normalisieren: „Du solltest Menschen in internen Gruppen oder E-Mails einfach sagen können, dass du gerade einen Tag Periodenurlaub nimmst.“
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Der Menstruationsurlaub scheidet die Geister
Ist es also richtig, Personen, die heftige Schmerzen haben, bezahlten Menstruationsurlaub zu genehmigen? Gilt die Firma mit ihrer Entscheidung nun als super fortschrittlich? Oder ist die Entscheidung sogar als altmodisch zu betrachten? Über diese Fragen streitet das Netz.
So erklärt beispielsweise die Journalistin Barkha Dutt, dass sie die Nachricht im ersten Augenblick gar nicht für voll nehmen konnte. Die Regelung, so die Autorin, trivialisiere die feministische Agenda und die Chancengleichheit, insbesondere in männerdominierten Branchen. So gäbe es zwar viele Menstruierende, die während ihrer Periode unter Schmerzen leiden. Betroffenen würden oftmals auch einfach eine Paracetamol oder eine Wärmflasche helfen.
Was Dutt da schreibt, kommt bei anderen wiederum gar nicht gut an. Gegenwind kommt beispielsweise von der Gründerin einer indischen Organisation, die Frauen in der Politik fördert: „Heutzutage können manche Perioden-Urlaub wohl nicht richtig verstehen, ebenso wie viele Mal gegen Mutterschutzurlaub waren. Aber eines Tages wird das normal sein.“
Das sind die größten Argumente FÜR den Menstruationsurlaub:
- Gerechtigkeit und Gesundheitsbewusstsein: Menstruationsbeschwerden können schmerzhaft und lähmend sein. Ein Menstruationsurlaub würde Frauen ermöglichen, sich ohne Druck um ihre Gesundheit zu kümmern.
- Produktivität: Bei starken Beschwerden kann die Produktivität beeinträchtigt sein. Es könnte daher im Interesse des Unternehmens liegen, dass Mitarbeiterinnen sich erholen, anstatt unter Schmerzen zu arbeiten.
- Fortschritt bei Gleichberechtigung: Es würde die Anerkennung von Menstruationsbeschwerden als legitime medizinische Zustände fördern und somit einen Schritt hin zur Gleichberechtigung der Geschlechter darstellen.
Das sind die größten Argumente GEGEN den Menstruationsurlaub:
- Diskriminierung: Arbeitgeber könnten sich möglicherweise gegen die Einstellung von Frauen entscheiden, um zusätzliche Ausfallzeiten und damit verbundene Kosten zu vermeiden.
- Missbrauchspotential: Es besteht die Möglichkeit, dass dieses System von einigen missbraucht wird, um zusätzliche freie Tage zu bekommen, auch wenn sie keine oder nur geringe Beschwerden haben.
- Ungleichheit gegenüber Männern: Es könnte als unfair angesehen werden, dass nur Frauen diese zusätzlichen freien Tage erhalten, was zu Spannungen am Arbeitsplatz führen könnte.