Im Job musst du ständig Entscheidungen treffen. Viele Entscheidungen müssen auf Team-Ebene gefällt werden, wie beispielsweise „Wie können wir gemeinsam mehr Umsatz erzielen, aber nicht mehr arbeiten?“ Teamentscheidungen sind oft die härtesten Nüsse, die es zu knacken gilt. Der eine will an der Qualität schrauben, eine andere will vor allem den Output hochhalten. Maßnahmen, wie man beides vereinen könnte, gibt es viele. In diesem Artikel geht es darum, dass gerade Entscheidungsträger:innen sich öfter mal eines Besseren belehren lassen sollten. Disagree and Commit.
Im Job eines Besseren belehren lassen
Was ist Disagree and Commit?
Sich eines Besseren belehren lassen zu können, ist eine Kunst, die vielen Menschen abgeht. Es kommt oft vor, dass Menschen sich selbst und ihre eigene Meinung am wichtigsten finden und sich niemals von dieser abbringen würden. Diese Einstellung muss man bei Disagree and Commit loswerden, denn sonst kann man sich niemals eines Besseren belehren lassen.
Disagree and Commit anwenden
Eigentlich kannst du diese Technik in allen Situationen anwenden, in denen du mit Menschen interagieren musst. Auf der Arbeit, beim Treffen mit Freund:innen oder sogar in der Partnerschaft. Das kann die Beziehungen zu den jeweiligen Menschen in deiner näheren Umgebung verbessern. Es geht vor allem um Situationen, in denen du innerhalb einer Gruppe schnelle Entscheidungen treffen musst.
Entscheidungen sind nicht zwangsläufig gut oder richtig, nur weil sich alle Beteiligten darauf geeinigt haben, so erklärt es der Erfinder von Disagree & Commit Justin Kuester. Tatsächlich gibt es oft Situationen, in denen Entscheidungen gerade während der Entscheidungsfindung von allen Beteiligten für gut befunden wurden. Danach aber, wenn die Beteiligten noch einmal darüber nachdenken, werden sie oft noch einmal überdacht.
Als Entscheidungsträger:in ist es wichtig, die eigenen Bedenken bei einer solchen Entscheidung deutlich zu machen. Genauso wichtig ist es, sich eines Besseren belehren zu lassen, sollte man falsch liegen.
Anwendungsbeispiel: Disagree and Commit
Ein Beispiel: Ein Unternehmen entscheidet sich für eine neue Social Media-Strategie. Alle Beteiligten sind sich sicher, dass diese neue Strategie mindestens drei Beiträge auf jeder Sozialen Plattform pro Tag inkludieren sollte.
Der oder die Entscheidungsträger:in äußert Bedenken: Es könnte sein, dass ein so hoher Social Media-Output zu viel Zeit in Anspruch nimmt und deswegen zu viel sonstige Arbeitszeit stiehlt. Dennoch commited sich die Entscheidungsträger:in zu dieser Strategie.
Nachdem die Entscheidung getroffen wurde, tun alle Beteiligten das Nötigste, damit die neue Social Media-Strategie durchgeführt werden kann. Allerdings merken alle Beteiligten, dass sie sich zu viel aufgehalst haben. Nach einer Woche wird die Ausführung der neuen Strategie noch einmal besprochen und die Strategie wird auf die Bedürfnisse und die Zeit der Mitarbeiter:innen zugeschnitten.
In diesem Fall wurde eine Entscheidung getroffen, die im Nachhinein angepasst werden musste.
Nach der Entscheidung: Die Nachverhandlung
Das ist das sogenannte Nachverhandeln. Der Autor Jeff Haden von Inc. nennt es das „Meeting after the Meeting“, ein Meeting also, bei dem die Entscheidungen innerhalb des Meetings noch einmal komplett über den Haufen geworfen wurden.
Auch wenn die Beteiligten während des Gesprächs offensichtlich mit dem Kopf nickten, die Entscheidungen für gut befanden und sich mit der Führung des Meetings zufriedengaben, kommen im Nachhinein erst die Probleme auf. Manchmal geht es darum, dass die Mitarbeitenden einfach keine Lust auf die Aufgabe haben, die ihnen aufgedrückt wurde. Manchmal ist aber die Umsetzung der Aufgabe auch gar nicht erst möglich.
Schnelle Entscheidungen sind besser als langsame
Mit Commit and Disagree ist es einfacher, Entscheidungen zu treffen, die noch nicht perfekt sind. Es geht hier darum, sich auf etwas zu einigen, das man eigentlich gar nicht will oder umsetzbar sieht. Allerdings, und das ist der wichtige Teil, lässt man sich von seinem Gegenüber gerne vom Gegenteil überzeugen. Es sind also zwei Schritte, die im Kopf passieren.
- Ich bin nicht mit der Entscheidung einverstanden.
- Ich nehme die Entscheidung dennoch an und handle danach.
Wichtig ist bei dieser Technik auch das kleine Bindewort „und“. Es ist kein „aber“. Disagree and Commit erzeugt keinen Wiederspruch zueinander, sondern eine natürliche Folge.
Die 90% zu 70%-Regel bei Entscheidungen anwenden
Viele Angestellte scheuen sich davor, Entscheidungen zu treffen, bevor 90% der Informationen gesammelt wurden. In den meisten Fällen reicht es für Unternehmen vollkommen aus, wenn 70% der Informationen bekannt sind, bevor eine Entscheidung gefällt wird. Vor allem dann, wenn es Entscheidungen sind, die im Nachhinein leicht korrigiert werden können.
Um ein Unternehmen schneller nach vorne zu bringen, sind oft schnelle Entscheidungen vonnöten. Entscheidungen aufgrund von 70 % Informationen sind dabei viel wichtiger als die mit 90 % Informationen, so ist sich der Autor des Buches „Disagree And Commit“, Justin Kuester, sicher. Diese Entscheidungen wirken eher wie eine Bremse.
Disagree & Commit: So lässt man sich eines Besseren belehren
Disagree and Commit wurde das erste Mal von Amazon Chef Jeff Bezos ins Spiel gebracht. Es war seine Art den Menschen zu widersprechen und gleichzeitig das genügende Vertrauen entgegenzubringen. Das schaffst du mit diesen Sätzen:
“Das sehe ich anders und ich bin dabei.”
“Dem stimme ich nicht zu und unterstütze dich.”
“Ich glaube nicht dran und lasse mich gerne eines Besseren belehren.”
Jeff Bezos‘ Beispiel für Disagree & Commit
Ein weiteres Beispiel: Bezos wurde einst die Produktion einer Amazon Original Serie vorgeschlagen, die ihm viel zu teuer war. Das Team war von der Idee überzeugt. So sagte Bezos: “I disagree and commit and hope it becomes the most watched thing we’ve ever made.” Die Serie brachte elf Emmys, sechs Golden Globes und drei Oscars ein.
Fazit: Sich immer und überall eines Besseren belehren lassen?
Disagree and Commit geht nicht unendlich weit. Man kann diese Technik ruhigen Gewissens bei vielen schnellen Entscheidungsfindungen im Job anwenden. Auch in deiner Partnerschaft oder in der Freundesgruppe kommt man damit schnell auf einen Konsens. Allerdings gilt es nicht immer und überall: Sollte deine 3-jährige Tochter sich dazu entscheiden wollen, auf die heiße Herdplatte zu fassen, sollte deine Antwort besser nicht sein: „Ich halte das für keine gute Idee und du kannst es gerne ausprobieren.“
Noch mehr Businessthemem?