Obwohl sich einige Unternehmen bemühen, die Lohnlücke zu schließen, verdienen Frauen laut dem Statistischen Bundesamt immer noch deutlich weniger als ihre männlichen Kollegen. Eine Studie kann zu einem gewissen Teil erklären, warum der Gender Pay Gap noch immer so groß ist. Alle Details.
Gender Pay Gap: Frauen verhandeln seltener über ihr Gehalt
Die Studie von weltsparen.de (Raisin DS GmbH) beruht auf einer Online-Umfrage von YouGov. Hier haben 2.079 Menschen teilgenommen. Darunter 1.068 Frauen und 1.011 Männer. Die Ergebnisse wurden gewichtet und sind repräsentativ für die deutsche Bevölkerung ab 18 Jahren. Bei der Studie kam heraus, dass Frauen und Männer sich in der Arbeitswelt zum großen Teil grundverschieden verhalten. Die Zahlen der Studie im Detail:
- 28 % der Frauen haben noch nie eine Gehaltserhöhung erhalten.
- 5 % der Frauen wechseln den Job, um mehr zu verdienen.
- 3 % mehr Lohn war das Höchste, was die meisten Frauen bei einer Gehaltsverhandlung bekamen.
- 33 % der Frauen in Deutschland möchten ihr höheres Gehalt sparen.
Gender Pay Gap: Eine Definition
In Deutschland sind wir noch lange nicht so weit, dass Frauen und Männer das gleiche Gehalt verdienen. Der bereinigte Gender Pay Gap liegt laut Statistischem Bundesamt bei gut 18 %. Insgesamt verdienen Frauen pro Stunde also gut 4,16 € weniger als Männer.
Dieser Unterschied zwischen den Gehältern bedeutet, dass Frauen weit weniger für ihr Alter sparen können und viel wahrscheinlicher in die Altersarmut schlittern. Wie viel Geld eine Frau in ihren 30ern bereits gespart haben sollte, damit das nicht passiert, erfährst du hier.
4 Fehler: So verhandeln Frauen über das Gehalt
Frauen verdienen weniger als Männer, dabei haben sie das gleiche Gehalt verdient. Die Gründe für den Lohnunterschied sind vielfältig und viele davon liegen außerhalb der Gewalt der Frauen. So ist das Patriarchat noch immer ein wichtiger Faktor für den geringen Verdienst von Frauen. Weiter unten gehen wir noch einmal darauf ein. Allerdings gibt es auch einige Stellschrauben, an denen Frauen drehen können, um ihr Gehalt aufzubessern.
Fehler 1: Frauen verhandeln nicht
Über sein Gehalt zu verhandeln, ist der erste und wichtigste Faktor, um das Gehalt aufzubessern. Allerdings haben laut der Umfrage 41 % der Frauen noch nie über ihr Gehalt verhandelt. Bei Männern ist der Anteil der Menschen, die noch nie über ihr Gehalt verhandelt haben, mit 35 % deutlich geringer.
6 % der Frauen gaben an, dass sie in regelmäßigen Abständen (spätestens alle 2 Jahre) über ihr Gehalt verhandeln. Bei Männern sind es gut 10 %.
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Fehler 2: Keine Ahnung, wie man verhandelt
Eine große Hürde bei der Gehaltsverhandlung ist die Unsicherheit. Gut 5 % der Frauen gaben in der Studie an, dass sie ihr Gehalt gerne anpassen würden, aber nicht wissen, wie sie das angehen sollen.
29 % der Frauen gaben zudem an, dass sie nicht wüssten, wann sie das letzte Mal über ihr Gehalt gesprochen hätten. Für die Studienleitung deutete das darauf hin, dass diese Frauen keine Ambitionen hätten, auf der Karriere- und der Gehaltsleiter weiter nach oben zu steigen.
Fehler 3: Erfolglos verhandeln
Natürlich gibt es Frauen, die ihr Gehalt verhandeln. Oder es wenigstens versuchen. Bei gut 28 % der Frauen hat die Verhandlung allerdings noch nie etwas gebracht.Außerdem sind bei Frauen viel kleinere Gehaltssprünge zu verzeichnen, wenn sie es geschafft haben, ihre Vorgesetzten von einer Gehaltserhöhung zu überzeugen. Die meisten Frauen bekamen durchschnittlich eine Erhöhung von 3 %.
Bei den Männern war es ein durchschnittliches Lohnplus von 6 %. Um ein höheres Gehalt zu bekommen, haben sich 5 % der Frauen bereits dazu entschieden, den Job zu wechseln.
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Fehler 4: Zu niedrig einsteigen
Schon zu Beginn eines neuen Jobs ist es existenziell, wie man sein Gehalt verhandelt. Beim Berufseinstieg nach dem Studium fordern Frauen gut 20 % weniger Gehalt als Männer. So verdienen Männer schon beim Berufseinstieg gut 12.000 € mehr als Frauen. Das fand eine Studie von McKinsey heraus.
Gender Pay Gap: Es liegt nicht nur an den Verhandlungsfehlern
In der Studie von weltsparen.de wurden zwar die Fehler aufgezeigt, die Frauen beim Verhandeln um mehr Gehalt machen. Gleichzeitig machen die Studienleiter:innen aber auch darauf aufmerksam, dass der Gender Pay Gap ein strukturelles Problem ist. Die Berufe, in denen sich vor allem Frauen behaupten, werden systematisch weniger gut bezahlt. Auch sind Management und Leistungspositionen noch immer mehr dem männlichen Geschlecht vorbehalten. So besteht die Medizinbranche zwar aus weit mehr als 60 % Frauen – doch die Leitungspositionen von Krankenhäusern gehen meist an Männer.