In Deutschland gibt es zahlreiche Erwerbstätige, die für ihren Job oder ihre Position eigentlich gar nicht qualifiziert sind. Das klingt erstmal absurd, schließlich wird ja gerade hierzulande sehr stark auf Abschlüsse, Weiterbildungen, Zertifikate und andere Qualifikationen geachtet. Dennoch belegt eine Studie jetzt, dass sogar 60 Prozent der Führungskräfte für ihre Position nicht qualifiziert sind. Was es damit auf sich hat, erfährst du in diesem Artikel.
So viele Arbeitnehmer:innen sind nicht für ihre Position qualifiziert:
Jeder fünfte Arbeitnehmer ist für seine Position nicht richtig ausgebildet
Einer aktuellen Studie der Bertelsmann-Stiftung zufolge ist etwa jede:r fünfte Arbeitnehmer:in in Deutschland nicht für ihren/seinen Beruf beziehungsweise eine gewisse Position nicht richtig ausgebildet – zumindest nicht formal.
Das bedeutet, dass die meisten Arbeitnehmer:innen zwar einen Schulabschluss, eine Ausbildung, ein Studium oder auch gewisse andere Qualifikationen haben, jedoch passen diese nicht immer zu den Berufen oder Positionen, die sie derzeit ausüben.
Somit sind knapp 20 Prozent der Fachkräfte formal unterqualifiziert. Der Studie zufolge übernehmen dabei sogar 54 Prozent der ungelernten Arbeitnehmer:innen Tätigkeiten auf Akademiker- oder Meister-Niveau.
Etwa 60 Prozent der Führungskräfte sind nicht adäquat ausgebildet
Auch auf anderen Ebenen ergibt sich ein ähnliches Bild wie bei den Fachkräften ohne Abschluss. So können der Studie zufolge etwa 33,5 Prozent der Beschäftigten in akademischen Berufen keinen Hochschulabschluss nachweisen. In den Dienstleistungs- und Handwerksberufen sei dieser Anteil etwas geringer.
Deutlich höher ist er jedoch unter den Führungskräften. Laut der Studie sind es hier sogar ganze 60 Prozent der Führungskräfte, die formal unterqualifiziert sind.
Formal unterqualifiziert ist nicht gleich unqualifiziert
Doch wie kommt es überhaupt dazu, dass Arbeitnehmer:innen ohne die formalen Qualifikationen in diese Positionen gelangen? Um diese Frage zu beantworten, muss man sich vor Augen führen, dass formal unterqualifiziert nicht gleich unqualifiziert bedeutet. Häufig haben besagte Arbeitnehmer:innen also keinen passenden formalen Abschluss, lernen aber das Wichtigste direkt während der Arbeit.
Anstatt also direkt einen Master oder Meister zu machen, sammeln viele Arbeitnehmer:innen zunächst etwas Berufserfahrung und üben somit nach einigen Jahren dennoch die gleichen oder ähnliche Aufgaben, wie solche mit einem höheren Abschluss aus. Es gibt jedoch auch einige Fachkräfte in solchen Positionen, die keinerlei Ausbildung oder Hochschulabschluss haben.
Fazit: In Zukunft soll es mehr Anerkennung für Berufserfahrung geben
Dennoch geht das auch hierzulande nicht völlig ohne Konsequenzen vonstatten. So verdienen formal unterqualifizierte Fachkräfte im Durchschnitt noch immer weniger als Fachkräfte mit dem entsprechenden Abschluss. Formal unqualifizierte Arbeitnehmer:innen verdienen durchschnittlich sieben bis elf Prozent weniger.
Aus diesem Grund fordern derzeit immer mehr Wissenschaftler:innen mehr Anerkennung für die Berufserfahrung. Angesichts des Fachkräftemangels ist das von immer höher werdender Bedeutung. So sollen Firmen in Zukunft auch die Berufserfahrung und die in der Praxis erworbenen Kenntnisse mit in die Beurteilung ihrer Angestellten einbeziehen.
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