Das Geschäft mit der Schönheit hinterlässt riesige Müllberge. Verpackungen aus Plastik und nicht abbaubare Inhaltsstoffe sind ein massives Problem für unseren Planeten. Seit Jahrzehnten verschmutzen wir ihn und leben, als hätten wir noch einen zweiten. Doch wir bekommen keine zweite Chance, deswegen muss sich dringend etwas ändern. Jessica Wölke (48) gründet genau aus diesem Grund die Marke No Planet B und revolutioniert damit die Kosmetikbranche.
No Planet B-Gründerin Jessica Wölke: „Wollen wir so weitermachen? Nein!“
Ich treffe Jessica Wölke online und werde sofort mit einem breiten Lächeln von ihr auf meinem Bildschirm empfangen. Als sie anfängt zu sprechen, höre ich ihren freundlichen, britischen Akzent. Das, was Jessicas Marke ausmacht, spiegelt sich auch in ihrem Wesen: viel Freude und ein Blick über den Tellerrand.
Die lebensfrohe Marketingmanagerin hat schon viele große Markenhäuser von innen gesehen und weiß, wie es in der Kosmetikbranche läuft. Das Thema Nachhaltigkeit hat zwar in den letzten Jahren einen echten Aufschwung erlebt, aber Jessica stellt fest: „Wirklich grün sind die meisten Konzepte noch nicht.“
Ihren Mann und Vater der gemeinsamen zwei Kinder lernt die gebürtige Britin bei der Arbeit kennen. Beiden ist das Thema „Nachhaltigkeit“ und „Massentauglichkeit“ wichtig, doch genau DAS fehlt ihnen bei vielen Brands. So keimt ein Gedanke: „Wir haben gute Jobs, aber wollen wir wirklich so weitermachen? Nein!“ Also gründen sie selbst. Fünf Jahre und einige Versuche später sind die beiden mit No Planet B in allen DM-Regalen angekommen. Ein echter Erfolg, denn die Marke macht einiges anders.
Wirklich grün sind die meisten Konzepte noch nicht
No Planet B-Gründerin Jessica Wölke
Upcycling vs. Greenwashing
Aus Abfallprodukten der Lebensmittelindustrie zaubern die beiden Duschgels und Shampoos. Auch die Verpackungen sind aus recyceltem Abfall. Das Thema „Upcycling“ steht hier an erster Stelle. Doch der Inhalt ist nicht alles: „Grüne Marken müssen bunter werden, das war unser Anspruch. Dadurch werden sie massentauglich, jung und frisch. Das spricht die breite Masse an.“
Jessica Wölke springt 2019 auf einen Trend auf: „Die vegane Welle kam und viele Marken haben sich neu orientiert. Das war genau der richtige Zeitpunkt für uns.“ Doch was unterscheidet No Planet B von Weleda, Alverde und Co.? „Wir haben keinen grünen Anstrich, die Marke wirkt auf den ersten Blick ganz normal.“ Das sei das Geheimrezept, da ist sich Jessica sicher. „Die Verpackung ist schön, die Düfte sind frisch.“ Und es stimmt: Auf den ersten Blick wirkt hier gar nichts Öko.
Bunt, erschwinglich und nebenbei noch nachhaltig
Jessica Wölke ist aber bei ihrer Marke noch etwas ganz anderes wichtig: „Wir wollten erschwinglich sein. Viele Menschen wollen nachhaltige Produkte, können sie sich aber nicht leisten. Das haben wir geändert!“ Doch dieser Anspruch hat seinen Preis: „Wir haben unser gesamtes Erspartes aufs Spiel gesetzt. Wir wussten: Entweder das funktioniert oder wir gehen nach einem Jahr zurück in unsere normalen Jobs.“ Und es funktionierte, allerdings erst im zweiten Anlauf. „Wir wollten nicht gleich aufgeben und siehe da: Es hat sich gelohnt.“
Wenn Jessica von „lohnen“ spricht, meint sie das nicht finanziell. „Bis heute verdienen mein Mann und ich nicht an der Marke. Der ganze Gewinn geht wieder in die Entwicklung. Wir wollen damit nicht reich werden, wir wollen wirklich etwas verändern.“
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Doch der Weg ist noch weit: „Viele haben noch Blockaden beim Thema Nachhaltigkeit, die man erstmal lösen muss. Viele Recycling-Verpackungen waren anfangs etwas gräulich, das hat die Kund:innen abgeschreckt. Nachhaltigkeit soll trotzdem clean und schick sein. Auch das haben wir bei No Planet B umgesetzt.“ Jessica hat jahrelange Erfahrung im Marketing, das ist ihr großer Vorteil: „Man muss die Konsument:innen da abholen, wo sie stehen. Wir sind alle Gewohnheitstiere, wenn wir diese Gewohnheiten grün machen können, haben wir unser Ziel erreicht.“
Jessica, wie geht Nachhaltigkeit? „Schritt für Schritt“
Jessica ist optimistisch: „In der Kosmetikbranche muss noch viel passieren, aber wir sind auf dem richtigen Weg. Es ist bereits vieles umsetzbar, die meisten Marken haben einfach noch zu viel Angst vor Verlusten. Wir haben mit No Planet B gezeigt, dass es funktionieren kann.“ Die Wölkes wollen ein grünes Statement setzen: „Ich würde mich freuen, wenn andere Marken uns kopieren! Das wäre großartig.“ Jessica ist ambitioniert und zielstrebig, aber auch realistisch: „Nachhaltigkeit kann jeder umsetzen. Man sollte sich nicht zu viel vornehmen, dann klappt es. Das ist auch unser Motto: Schritt für Schritt!“