Trotz der schwachen Konjunktur bleibt der Trend zu Überstunden in Deutschland ungebrochen, wie aus einem Papier des Arbeitsministeriums hervorgeht. Wie viele Überstunden deutsche Beschäftigte im Jahr 2023 genau geleistet haben, erfährst du hier.
Beschäftigte in Deutschland leisteten 2023 rund 1,3 Milliarden Überstunden
Laut einem Bericht der Rheinischen Post haben Arbeitnehmer:innen in Deutschland im letzten Jahr insgesamt 1,3 Milliarden Überstunden geleistet. Dabei waren mehr als die Hälfte davon, nämlich 775 Millionen Stunden, unbezahlt. Die Informationen stammen aus einer schriftlichen Anfrage der Linken-Abgeordneten Susanne Ferschl an das Bundesarbeitsministerium, das sich wiederum auf Daten des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) der Bundesagentur für Arbeit aus dem Februar 2024 beruft.
Im Jahr 2023 verzeichnete jede:r Arbeitnehmer:in im Schnitt 31,6 Überstunden. Dies entsprach einem Rückgang von rund 100 Millionen Überstunden im Vergleich zum Vorjahr 2022. Eine Arbeitszeitrechnung des IAB im April bestätigte ebenfalls, dass es im vergangenen Jahr weniger bezahlte Überstunden gab. Tatsächlich war die Anzahl der bezahlten Überstunden im Jahr 2023 so gering wie seit 2016 nicht mehr.
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Arbeitszeit in Deutschland ist auf dem Höchststand
Im Jahr 2023 wurde in Deutschland so viel gearbeitet wie seit langem nicht mehr. Eine Untersuchung des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), veröffentlicht im April, zeigt, dass Beschäftigte im vergangenen Jahr insgesamt rund 55 Milliarden Stunden arbeiteten – der höchste Wert seit der Wiedervereinigung.
Immer mehr Frauen sind erwerbstätig
Studienautor Mattis Beckmannshagen erklärte, dass das Gesamtarbeitsvolumen vor allem aufgrund des wachsenden Anteils erwerbstätiger Frauen gestiegen sei. Dennoch arbeitet fast die Hälfte der Frauen in Deutschland in Teilzeit, obwohl einige von ihnen gerne mehr arbeiten würden. Dadurch bleibt ein Teil ihres Potenzials für den Arbeitsmarkt ungenutzt. Die hohe Teilzeitquote führt zu einer durchschnittlich geringeren Arbeitszeit aller Beschäftigten von 34,7 Wochenstunden.
Laut einer Studie des DIW ist der Anteil der Frauen, die ihre Arbeitszeit erhöhen möchten, höher als bei Männern. Studienautorin Annika Sperling sieht daher insbesondere Potenziale in der Erwerbstätigkeit von Frauen und plädiert dafür, das Arbeitsmarktpotenzial von Frauen besser zu nutzen und Fehlanreize zu beseitigen, um dem Fachkräftebedarf gerecht zu werden.
Quellen: Tagesschau und der Spiegel