Einer meiner besten und schlechtesten Eigenschaften sind, dass ich mich nicht verstellen kann. Ich habe leider kein Pokerface und so sieht man mir relativ schnell an, ob ich mich in einer Umgebung wohlfühle und jemanden gut leiden kann oder eben nicht. Da ich schon von klein auf so bin, habe ich es gar nicht erst versucht, jemand anders zu sein, um irgendwo gut anzukommen.
Dafür merke ich jedoch schnell, wenn eine:r meiner Freund:innen versucht, sich durch andere Verhaltensweisen beliebter zu machen oder anzupassen. An welchen Anzeichen auch dein Freund:innenkreis bemerken wird, dass du nicht du selbst bist, erfährst du in diesem Artikel.
Woran man erkennt, dass du nicht du selbst bist
Ich selbst sein: Anzeichen, dass du es nicht bist
Über Witze lachen, die du nicht lustig findest, Dingen zustimmen, die du eigentlich nicht tun willst, eine Meinung vertreten, die du tief im Inneren verurteilst: Es gibt viele Personen, die in Gegenwart anderer Menschen nicht so sein können, wie sie eigentlich sind. Der Grund, warum Menschen so agieren, kann verschiedene Gründe haben. Meistens liegen diese in der Kindheit. Hat man die Liebe und Anerkennung seiner Eltern nur dann bekommen, wenn man sich allem fügt, kann das im erwachsenen Alter dazu führen, dass man dieses Muster fortsetzt.
Auch ich hatte eine Freundin, die sich in einer fremden Umgebung komplett verstellte. Nur ich, die Person, bei der sie hundertprozentig sie selbst sein konnte, erkannte die Anzeichen, wenn sie mal wieder eine Rolle spielte. Welche Verhaltensweisen das waren:
1. Sich abkapseln
Eine Rolle zu spielen, kann auf Dauer ziemlich anstrengend und zermürbend sein. Deshalb war es für mich nie verwunderlich, wenn ich meine Freundin fragte, ob sie neue Bekanntschaften von mir kennenlernen wollte und sie die Treffen immer wieder kurzfristig absagte. Für sie war es einfacher, sich von der sozialen Außenwelt abzukapseln, als zu riskieren, als sie selbst aufzutreten und sich nicht akzeptiert zu fühlen.
2. 24/7 unwohl fühlen
Bei Verabredungen mit meiner Freundin merkte ich jedes Mal, wie unwohl sie sich die meiste Zeit in ihrem Körper fühlte. Das lag meiner Meinung nach daran, dass sie außerhalb ihrer vier Wände nie sie selbst sein konnte. Egal ob in der Uni, bei Familienfesten oder bei Veranstaltungen mit einer Vielzahl von Menschen: Immer hatte sie das Gefühl sich neue Rollen auszudenken, um bei den Personen in ihrem Umfeld besonders gut anzukommen.
3. Negative Gefühle
Das Gefühl zu haben, nicht sagen zu können, was man denkt oder einfach du selbst zu sein, kann auf Dauer viele negative Gefühle hervorholen. Stell dir vor, du lernst jemanden kennen, der oder die so dummes Zeug redet, dass du am liebsten einfach aufstehen und gehen möchtest. Da du jedoch nicht aus deiner Haut kommst, bleibst du sitzen, nickst und stimmst der Person vielleicht sogar zu.
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Am Ende des Gesprächs, wenn du wieder zu Hause bist und deine Maske fallen lassen kannst, hat sich bereits so viel Ärger in dir aufgestaut. Nicht nur gegenüber der Person, mit der du geredet hast, sondern auch gegenüber dir, weil du wütend bist, dass du nicht einfach deine ehrliche Meinung gesagt hast.
4. Nach einem Ausweg suchen
Während ich mit meiner Freundin immer super viel Spaß hatte, wenn wir zu zweit waren, hatte ich immer ein schlechtes Gewissen, wenn ich sie zu einem Geburtstag oder einer anderen Veranstaltung mitnahm. So fühlte ich jedes Mal, dass sie sich unwohl fühlte und am liebsten sofort wieder kehrt gemacht hätte. Stattdessen setzte sie ihre Maske wieder auf und versuchte, sich in eine Rolle zu versetzen, die mit ihrem wahren Ich überhaupt nicht übereinstimmte.
5. Depressive Stimmungen nehmen Überhand
Je öfter meine Freundin ihre wahre Persönlichkeit versteckte, desto mehr merkte ich, wie sie sich veränderte. Plötzlich war sie auch mir gegenüber sehr abweisend, nahm meine Anrufe nicht mehr entgegen und distanzierte sich immer mehr von mir. Auch wenn ich in all den Jahren immer versucht habe, ihr zu verstehen zu geben, wie toll ich sie und ihre Persönlichkeit fand, merkte ich, dass ich nicht die Person bin, die ihr helfen konnte.
Ich selbst sein: Es ist keine Schande, sich Hilfe zu suchen
Nach mehreren Wochen Kontaktabbruch ging ich kurzerhand zu ihr nachhause und wir führten das intensivste Gespräch unserer Freundschaft. Sie erzählte mir, dass sie sich nicht nur traurig und unmotiviert fühlte, sondern auch körperliche Beschwerden, wie Muskelverspannungen hatte. Nach diesem Abend setze sie sich am nächsten Tag ans Telefon und rief verschiedene Ärzt:innen an. Auch wenn der Prozess ein paar lange Jahre dauerte, hat sie es letztendlich geschafft, ihr wahres Ich nicht nur zu akzeptieren, sondern auch zu lieben.
Wenn ich jetzt mit ihr und anderen Menschen unterwegs bin, erkenne ich nichts mehr von den Anzeichen von früher und bin unheimlich stolz, wie sehr sie sich entwickelt hat. Sie selbst sagte vor Kurzem zu mir: „Hätte ich gewusst, wie viel Spaß es macht, Ich selbst zu sein, ich schwöre dir, ich hätte schon viel früher damit angefangen.“