Wer bereits den einen oder anderen Abend damit verbracht hat, einen lustbringenden Film zu suchen, wird schon über die Praktik des Fistens beim Sex gestolpert sein. Dabei wird eine ganze Hand in eine Vagina oder einen Anus eingeführt.
Ich kann mich noch genau daran erinnern, wie mir der Mund bei dem ersten Fisting-Porno offen stand, den ich gesehen habe. Schlicht, weil ich nicht glauben konnte, dass das erstens anatomisch funktioniert und zweitens lustvoll sein kann. In diesem Text verraten wir dir, wie gefährlich Fisten ist, warum es dennoch einige so richtig genießen und wie die Sexualpraktik sicher angegangen wird.
Alles zum Thema Fisten beim Sex
Was bedeutet Fisten beim Sex?
Fisten oder auch Fausten genannt, ist eine Praktik, bei der eine Hand in eine Vagina oder einen Anus zur sexuellen Stimulation eingeführt wird. In extremen Ausformungen kann es sich auch um zwei Hände oder eine Hand inklusive Unterarm handeln – allein die Anatomie setzt dem Ganzen Grenzen. Diese Praktik kann mitunter sehr schmerzhaft sein, was jedoch den Reiz für viele Praktizierende ausmacht.
Zugegeben: Fisten beim Sex ist nun nicht die gängigste Sexualpraktik und sehr extrem. Dadurch, dass heute jeder Zugang zu Pornos hat, findet sich dieser Special Interest allerdings nicht mehr länger nur in kleineren BDSM-Kreisen, sondern eben auch in ganz stinknormalen Schlafzimmern. Der Reiz, Neues auszuprobieren und seine sexuellen Grenzen zu ergründen, kann dafür der Grund sein.
Was spricht gegen das Fisten beim Sex?
Fisten kann mitunter sehr schmerzhaft werden, vor allem, wenn es falsch angegangen wird. Grundlegend wird dabei vor allem die Beckenbodenmuskulatur oder auch der Schließmuskel, je nach Spielart belastet. Und diese Muskeln sind in der Regel nicht dafür ausgelegt, eine Faust zu empfangen. Vielmehr haben sie anatomisch die Aufgabe, schön straff und kräftig zu sein, um das Becken von unten abzuschließen.
Die Muskeln des Beckenbodens sorgen dann dafür, dass Organe wie beispielsweise die Gebärmutter nicht absacken. Auch sind sie daran beteiligt, den After sowie die Harnröhre zu verschließen, sodass beispielsweise Urin nicht unkontrolliert rausläuft. Der Schließmuskel sorgt dafür, dass weder Stuhl noch Darmgase entweichen.
Ein Ausleiern gibt es nicht
Ganz recht, diese Muskeln sorgen dafür, dass wir uns nicht in die Hose machen. Beim Fisten werden diese Muskeln nun jedoch extrem gedehnt. Das ist im ersten Moment kein Problem, da Muskeln sehr anpassungsfähig und dehnbar sind. Übrigens einer der Gründe, warum der Mythos ausgeleierter Vaginas kompletter Schwachsinn ist.
So gibt es auch keine Studien, die belegen, dass Fisten zu Stuhlinkontinenz oder Harninkontinenz führt. Wer Fisten in sein Sexleben integriert, tut dennoch gut daran, die jeweiligen Muskelpartien zum Beispiel mit Yoni-Yoga zu trainieren.
Fissuren sind dagegen häufig
Neben der Dehnung kann es jedoch auch zu Verletzungen während des Fistens kommen wie beispielsweise Fissuren oder Rissen in der Vagina- oder Darmschleimhaut. Sollten Schmerzen und Blutungen nach dem Fisten anhalten, müssen diese von einem Arzt oder einer Ärztin abgeklärt werden. Die Gynäkologie oder die Proktologie sind die besten Anlaufstellen.
Den worst case beim Fisten stellt eindeutig der Durchbruch der Vaginal- oder der Darmwand dar. Hierzu kommt es vor allem, wenn Fisten gewaltsam durchgeführt wird. Diese Verletzung ist lebensbedrohlich und alles andere als ein lustiger Sexunfall. Eine sofortige medizinische Behandlung ist hierbei unabdingbar.
Aber auch kleinere Risse sind nicht zu unterschätzen. Denn wer nach dem Fisten ungeschützten Sex hat, riskiert, sich mit einer sexuell übertragbaren Krankheit oder mit anderen Krankheitserregern über die verletzten Schleimhäute anzustecken. Ein Kondom sollte demnach immer verwendet werden.
Was spricht für das Fisten beim Sex?
Aber genug von den Horror-Storys rund ums Fisten. Zwar ist es wichtig, diese zu kennen, aber nicht alle sehen die Praktik des Fistens so skeptisch. Viele empfinden dabei vielmehr problemlos große Lust.
Neben dem Gefühl des Voll-Ausgefüllt-Seins spielt dabei wohl auch die Psyche eine Rolle, weil man an seine Grenzen geht und neue sexuelle Extreme austestet. In der BDSM-Szene wird Fisten zur Machtausübung eingesetzt und wird zu einer Spielart der Unterwerfung.
Aber auch Frauen, die wenig mit Schmerzen beim Sex am Hut haben, stehen auf die Praktik des Fistens und berichten davon, dass sie selten so viel Lust erlebt haben. Fisten ist demnach auch eine Praktik, die weibliche Orgasmen und sogar das Squirten provozieren kann.
Wie wird das Fisten beim Sex angenehm & lustvoll?
Du denkst schon länger darüber nach, die Praktik des Fistens auch in deinem Sexleben auszuprobieren? Dabei gibt es einiges zu beachten, um den Akt sicher und lustvoll zu gestalten. Wir haben dir die wichtigsten Tipps zusammengefasst:
- Verwende ein Kondom beim Fisten, um Krankheiten keine Chance zu geben.
- Spare nicht am Gleitgel, denn das lässt das Fisten erst richtig gut werden.
- Vorbereitung ist alles: Latexhandschuhe oder gewaschene Hände sowie kurz geschnittene Fingernägel machen das Fisten so angenehm wie möglich für den passiven Part.
- Zeit einplanen: Die meisten Verletzungen entstehen, wenn Fisten ungeduldig und gewaltsam erfolgt. Lasst euch daher Zeit.
- Kommunikation ist das A und O: Sich währenddessen im Stillschweigen zu üben, ist keine Option. Sowohl der passive als auch der aktive Part sollte sich immer wieder vergewissern, dass alles entspannt verläuft.
- Du bist der passive Part? Dann übe dich in Entspannung und atme ruhig und bewusst.
- Die richtige Technik: Du bist der aktive Part? Um richtig und lustvoll zu fisten, solltest du zu jeder Zeit behutsam vorgehen und die Dehnung spüren. Führe Finger für Finger ausgestreckt ein. Passen alle Finger nach einiger Zeit herein (das muss nicht gleich beim ersten Anlauf klappen), kann vorsichtig auch der Handrücken ausgestreckt eingeführt werden. Erst im Inneren sollte nun eine Faust gebildet werden. Beginne das Fisten nie mit der Faust voran!
Fisten beim Sex? Dafür braucht es volle Leidenschaft
Fisten beim Sex ist keineswegs ein neuer Trend, den jeder unbedingt ausprobieren sollte. Wer dem Thema gegenüber von vornherein eher skeptisch eingestellt ist oder wer von seinem Partner oder seiner Partnerin dazu überredet wurde, sollte es besser sein lassen. Nur weil zahlreiche Pornos die Praktik zelebrieren, musst du dem Ganzen keineswegs nacheifern.
Fisten ist eine Praktik, die viel Überzeugung und Leidenschaft abfordert, um am Ende zum lustvollen Erlebnis zu werden. Nur wer sich darauf voll einlassen und währenddessen voll fallen lassen kann, sollte Fisten praktizieren.
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