“Ich bin verlobt!” Dieser Satz spielte sich immer und immer wieder in meinem Kopf ab. Ich würde meine große Liebe und meinen besten Freund heiraten und gemeinsam mit ihm alt werden. Tagelang schwebte ich wie auf Wolken und konnte nicht aufhören, den funkelnden Ring an meinem Finger zu bestaunen. Plötzlich fühlte ich mich unglaublich erwachsen und genau das machte mir irgendwie auch ein wenig Angst. War ich wirklich bereit, Ehefrau zu werden? Was bedeutet verlobt sein eigentlich und viel wichtiger, was bedeutete dieser Schritt für unsere Beziehung?
Verlobt sein: Beginnt nun ein neues Kapitel?
Die erste Woche nach meinem Heiratsantrag Zuhause verbrachte ich in einer Art Trance. Ich wurde überschüttet mit zahlreichen Glückwünschen und vielen Verlobungsgeschenken. Meine besten Freundinnen weinten, als ich ihnen von dem Antrag erzählte und unsere Familien freuten sich über die schöne Nachricht. Mein Smartphone war voll mit Fotos von meinem neuen Ring und ich bestellte aus der Euphorie heraus ein Hochzeitsplaner-Buch. Wir hatten das neue Level in unserer Beziehung freigeschaltet und von nun an war mein fester Freund plötzlich mein Verlobter.
Zuhause ersetzen wir unsere Kosenamen und nannten uns von da an nur noch “Verlobte” und “Verlobter”. In der Öffentlichkeit kommt es mir bis heute komisch vor, meinen zukünftigen Mann so zu nennen. Dass ich meinen Verlobten liebte, das wusste ich bereits vor dem Antrag, aber als wir frisch verlobt waren, spürte ich wieder ganz viele kleine Drachen in meinem Bauch und die Vorfreude auf unser neues Leben versetze mich wieder in die Anfänge unserer frischen Liebe.
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Was bedeutet verlobt sein: Bis zur Hochzeit auf Wolke 7?
Irgendwann lassen jedoch auch die schönsten Glücksgefühle wieder nach und man kehrt langsam, aber sicher zum Alltag zurück. So schön ich meinen Verlobungsring auch fand, es dauerte ein paar lange Monate, bis er so richtig zu mir gehörte.
Das lag wahrscheinlich auch daran, dass ich ihn mir nachts unbewusst vom Finger ziehen wollte und morgens fast immer mit starken Schmerzen in meiner Hand aufstand. Es schien fast so, als würden mein Körper und mein Herz in zwei verschiedenen Teams spielen: Mein Körper bestand darauf, eine unabhängige Frau zu bleiben, während mein Herz sich nichts Schöneres vorstellen konnte, als endlich sesshaft zu werden.
Abgesehen von meinem Ring am Finger und dem Verlobungs-Posting auf Instagram sah man uns Beiden auch überhaupt nicht an, dass wir verlobt waren. Wir waren immer noch das gleiche verliebte Pärchen, welches auf der Couch gegeneinander Quizduell spielte, stundenlang darüber diskutierte, ob wir mit dem Zug oder dem Flugzeug reisen und zusammen lachten, bis wir uns vor Bauchschmerzen krümmten und unsere Gesichter nass von unseren Tränen waren.
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Was bedeutet verlobt sein? Sich füreinander entscheiden!
In solchen Momenten wird mir klar, dass es nicht darum geht, ob man bereit ist, Ehefrau zu sein, sondern ob man bereit ist, das Leben mit einem Menschen zu teilen. Ob man dabei einen Ring am Finger hat oder nicht, ist eigentlich egal.
Wenn mich Leute fragen, wie sich unsere Beziehung seit dem Hochzeitsantrag verändert hat, kann ich meist keine richtige Antwort darauf geben. Unsere Beziehung hat sich verändert, aber nicht, weil mein Verlobter beschlossen hat, vor über anderthalb Jahren um meine Hand anzuhalten, sondern weil wir bisher alle Hürden, die uns in den Weg gestellt wurden, gemeinsam gemeistert haben.
Und heute, vier Monate vor unserem Ja-Wort, weiß ich mit hundertprozentiger Sicherheit, dass ich bereit bin, Ehefrau zu sein, sesshaft zu werden. Und mittlerweile scheint das auch mein Körper zu verstehen, denn nachts versuche ich schon lange nicht mehr, meinen Verlobungsring vom Finger zu ziehen.
Aber die größte Unsicherheit hat mir der Mann genommen, der mir den Ring an den Finger gesteckt hat. Nicht meine Verlobung hat unsere Beziehung zum Positiven verändert, sondern der Mann, der mich jeden Tag so sehr zum Lachen bringt, dass ich mich vor Bauchschmerzen krümme und mein Gesicht nass von meinen Tränen ist.
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