Wer sich die Instagram-Posts von reichweitenstarken Influencern anschaut, stößt in der Kommentarspalte immer öfter auf sogenannte Sex-Bots. Anzügliche Kommentare, wie: „Steht ihr auf Möpse? Dann klickt jetzt auf mein Profil!“, aber auch im private Nachrichten nerven die Nutzer ungefragt mit Fotos halbnackter Frauen.
Das Problem: Die Sexindustrie ist uns immer einen Schritt voraus, das gilt auch für Technologien. Wäre das Breitband-Internet ohne die Pornoindustrie genauso schnell ausgebaut worden? Warum wird unter so viel Hochdruck an Virtual Reality Brillen gefeilt? Alles steile Thesen, in denen trotz des Augenzwinkerns auch immer ein bisschen Wahrheit mitschwingen könnte.
Bei Technologieinnovationen hören die Entwicklungen natürlich nicht auf, stattdessen werden ganze Geschäftsmodelle entwickelt. Sex als Kundenköder hat schon immer funktioniert, in der Comfort Zone Internet und auf Social Media sowieso. Logisch, die Nutzungsmöglichkeiten sind vielseitig, das Suchtpotenzial riesig.
Was wollen die Sex-Bots von uns?
Sex-Bots sind Computerprogramme, die seit Jahren von Firmen und Meinungsmachern eingesetzt werden, um günstig Werbung zu machen oder eine bestimmte politische Meinung zu verbreiten.
Betreiber solcher Accounts schicken über den Bot Direktnachrichten, liken Beiträge, folgen anderen Accounts und verschicken sogar Gruppeneinladungen. Möglichst vielen und möglichst häufig, Reichweite bleibt das A und O jeder Instagram-Präsenz. In Sachen Aufmerksamkeit sind die Bots dagegen schon sehr weit. Große Brüste, dicke Ärsche und Kommentare, die sich nicht mal die Mühe machen, wenigstens ein bisschen Zweideutigkeit zu schaffen.
Wen das noch nicht genug abgestoßen hat oder wer sich am Ende sogar angesprochen fühlt, der geht den Bot-Betreibern ins Netz. Der „Link in der Bio“ führt dann auf externe Portalseiten oder direkt auf irgendeine dubiose Dating-Plattform. Pro Klick, Anmeldung, oder über eine Beteiligung am Gewinn verdienen die Betreiber ihr Geld. Nicht zu wenig, wie die Masse an Fake-Accounts verrät.
Auf den Dating-Seiten chattest du außerdem erstens nicht mit „echten Frauen“ und zweitens besteht eine riesige Gefahr, deine sensiblen Daten mit Cyberkriminillen zu teilen.
Warum die Sex-Bots auf Instagram nicht (mehr) ignoriert werden sollten
Allein, weil Instagram nicht ausschließlich für Erwachsene ist. Die Plattform ist ab 13 Jahren freigegeben. Viele Minderjährige bekommen pornografische Inhalte auf dem Silbertablett serviert. Obwohl Fotos nackter Haut laut einer Analyse von AlgorithmWatchund dem European Data Journalism Network ordentlich gepusht werden, verstoßen Sex-Bots klar gegen das Kredo der Plattform. Gegen die volle Breitseite der geschätzten 100 Millionen Bot-Accounts wirkt Instagram allerdings überfordert.
Die Plattform gibt an, jeden Tag Millionen gefälschter Konten allein bei der Registrierung zu blockieren. Das Antispam-System soll über eine Million Überprüfungen pro Sekunde vornehmen. Ganz schön viel, allerdings kaum ausreichend für die überforderte Facebook-Tochter.
Es gibt leider immer wieder Menschen, die auf die Links klicken und dann Opfer von Cyberkriminellen werden. Sei es aus Neugier oder dem Wunsch, gut aussehende Frauen zu daten. Da die Scham bei solchen Betrugsfällen sehr hoch ist, gehen viele Betroffene nicht zur Polizei und zeigen die Täter nicht an. Das führt dazu, dass die Täter ihre Masche weiterhin mit ahnungslosen Opfern abziehen können und nicht statistisch erhoben werden kann, wie viele solcher Betrugsfälle es wirklich gibt. Die Dunkelziffer bleibt hoch.
So schützt du dich vor Sex-Bots
- Bleibe kritisch! Du bekommst anzügliche Nachrichten oder freizügige Bilder zugeschickt? Dann hinterfrage zunächst, wieso eine Person Interesse daran haben könnte, dir die zu schicken. Nicht viele Frauen verschicken ohne vorherigen Kontakt Nacktfotos von sich.
- Niemals auf Links klicken. Schon gar nicht in den Profilen oder Nachrichten!
- Gib keine Daten preis! Fremde sollten weder über deine Vorlieben, Kontodaten oder deine Anschrift Bescheid wissen.
- Gib Fotoverlinkungen manuell frei, damit du nicht von den Sex-Bots auf pornografischen Inhalten markiert werden kannst.
- Räume deine Kontakte regelmäßig auf und entferne alle Follower, die dir suspekt vorkommen. Die kleine Aufräumarbeit sollte nicht allzu lange dauern. Scanne gedanklich einfach nach großen Brüsten. So kommt man in ein paar Minuten gut durch und hat wieder mehr Zeit im Feed herumzuwischen
- Melde die Kommentare und Profile bei Instagram, sodass die Accounts gesperrt werden können. Große Seitenbetreiber kommen mit dem Löschen meist kaum noch hinterher.
- Blockiere Kommentare! Als Seitenbetreiber hast du die Möglichkeit Wörter anzugeben, die Instagram in fremden Kommentaren erkennt und automatisch löscht. Das Problem: Die Sex-Bots sind uns schon wieder voraus. Aus „Vagina“ wird „V A G I N A“, aus anderen Geschlechtsorganen eindeutig zweideutige Obst- und Gemüse-Emojis.
- Blockiere Fake-Accounts! Bot-Accounts als Spam zu melden hilft meistens. Auch, wenn auf jeden gelöschten Bot gefühlt zehn Neue kommen.
Mit jedem aktiven Schritt, den du machst, hilfst du dabei, dass sich Sex-Bots nicht weiter auf Instagram ausbreiten. Und dass weder Kinder noch Erwachsene Opfer von Cyberkriminellen werden.
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