Hasskommentare lassen sich auf Facebook, Instagram, Twitter und Co. finden, sowie in jeder Kommentarspalte. Sie entstehen beinahe bei jedem aktuellen Thema und reichen von Beleidigungen und falschen Behauptungen, bis hin zu ernsthaften Drohungen.
Dabei bleibt kaum eine Person des öffentlichen Lebens verschont. Unabhängig, ob es sich um politische Debatten, TV-Sendungen oder gesellschaftliche Themen handelt: Die Hasskommentare sind ähnlich.
Anlässlich des Finales des Bachelors 2020 und diversen politischen Thematiken, die diese Woche in den Medien stark diskutiert wurden, haben wir das Thema Hasskommentare für unseren Aufreger der Woche ausgewählt.
Es stellt sich die Frage: Ist die Meinungsfreiheit in den digitalen Medien unendlich?
Auch die Meinungsfreiheit hat Grenzen
So wichtig es ist, öffentlich seine Meinung zu äußern, so wichtig ist es auch, die Worte mit Bedacht zu wählen. Sachliches Diskutieren ist notwendig, um die öffentliche Meinungsbildung zu gewährleisten und sich ausreichend zu informieren.
Beleidigungen, Drohungen oder falsche Informationen zu veröffentlichen, kann jedoch der Person schaden und strafrechtlich verfolgt werden. Neben den rechtlichen Aspekten kann sowohl der Ruf, als auch das Privatleben unter den Hasskommentaren leiden.
Bachelor 2020: Hasskommentare zerstörten sein Leben
Sebastian Preuss hat sich entschieden: Keine der beiden Finalistinnen ist die Richtige für ihn. Aufgrund seiner Entscheidung, sowie diversen Äußerungen in den letzten Folgen, hagelte es Kritik und Hasskommentare zu Genüge. Der sogenannten After-Talk mit Frauke Ludowig führte zwar zu mehr “Klarheit”, aber er konnte den Ruf nicht wieder herstellen.
Unter Tränen erklärte der Bachelor 2020 seinen Standpunkt der aktuellen Staffel. Hasskommentare waren auf allen Social Media-Kanälen über die gesamte Zeit hinweg zu finden. Diese wurden so stark, dass er seine Mutter auf Instagram zwischenzeitlich blockierte, um sie zu schützen.
Insbesondere sein berufliches Leben litt enorm unter den Anschuldigungen. Kunden seines Malerbetriebs erwarteten eine Erklärung und er verlor ein Projekt mit Kindern, dass ihm persönlich sehr am Herzen lag.
Grundsätzlich war ihm bewusst, dass er im Leben nicht alles richtig gemacht habe, dennoch hätte er sich nicht vorstellen können, eine Hass-Welle dieser Größenordnung lostreten zu können.
Warum wir Trash TV dennoch lieben, das erfährst du hier.
Die Türkei öffnete die Grenzen und damit auch die Türen für Hasskommentare
Neben den Hauptpersonen verschiedener Sendungen, sorgen besonders politischen Themen für genügend Gesprächsstoff. Insbesondere Themen rund um die Flüchtlingspolitik lassen viele Stimmen lauter werden.
Der türkische Präsident Erdogan hat seine Drohung wahr gemacht und die Grenzen nach Europa geöffnet. Dadurch versuchen Tausende Flüchtlinge nach Griechenland zu kommen. Ein Thema, dass direkt von der Netzgemeinde aufgegriffen wurde. Insbesondere aus dem rechten Spektrum werden vermehrt Hasskommentare zu diesem Thema wahrgenommen.
Kommentare wie diese unter einem Post des Instagram-Accounts der Bild-Zeitung (Stand: 06.03.2020) verdeutlichten, die Worte rund um die Flüchtlings-Debatte sind rau geworden und die Meinungen gehen stark auseinander. Es handelt sich um Kommentaren wie: “80-90 % Syriens sind sicher. Punkt” bis hin zu “Der Untergang des deutschen Vaterlandes schreitet voran” oder:
“Grenzen zu. Basta. Die können sich ja nicht mal benehmen. Da hat man Angst im eigenen Land. Man traut sich ja schon nachts nicht mehr alleine auf die Straße. Geschweige denn spät abends nach Hause nach der Arbeit” (Quelle: Instagram der Bild-Zeitung)
Es wird deutlich, dass Grenzen in den sozialen Medien enorm wichtig sind. Denn trotz 50 Jahren Internet: kann Menschlichkeit unterschiedlich ausgelegt werden. Während Papst Franziskus auf der einen Seite zu mehr Menschlichkeit in den sozialen Medien aufruft, werden die Stimmen der Rechtsextremen immer lauter.
Ich bin ja nicht rassistisch, aber…
Es lassen sich verschiedene Muster erkennen, wie die sogenannte Aber-Rhetorik: Ich habe ja nichts gegen Frauen, aber…So wird die eigene Meinung erst abgeschwächt und dann doch anhand eines sehr einprägsamen Satzes verdeutlicht.
Insbesondere in Bezug auf die Flüchtlings-Debatte lassen sich Äußerungen wie: „Ich bin ja nicht rechts, aber… “ erkennen. Eine Methode, um seine Meinung frei zu äußern, aber nicht von der Gesellschaft verachtet zu werden. Schließlich wollen man sich nicht selbst ins ‚aus schießen‘.
Im Zusammenhang mit dem Thema Migration fallen häufig Sätze in der sogenannten Wir/Die- Rhetorik. Denn laut verschiedenen Nutzern ist klar: Die bedrohen unsere Frauen und die nehmen uns die Jobs weg. Gepaart mit ein bisschen Humor als Tarnung entstehen dann Sätze wie: „Du willst ein Handy, dann werd‘ doch Asylant!“
Äußerungen, die eigentlich auf wenig bis kein Verständnis in der Gesellschaft treffen sollten. Und doch, kommen sie immer wieder vor. Insbesondere Verallgemeinerungen wie:
„Alle Behinderten sind dumm“ oder Gleichsetzungen wie „die erzkonservativen aus Bayern“, stehen an der Tagesordnung. Ebenso wie implizite Unterstellungen, ganz nach dem Muster: „Für einen Türken ist er ganz schön fleißig“.
Wie kannst du mit Hasskommentaren umgehen?
Hasskommentare kannst du nicht verhindern, aber du kannst lernen, mit ihnen richtig umzugehen. Denn:
1. Der Hass geht nicht gegen dich
In vielen Fällen geht der Hass nicht gegen dich. Sondern gegen die Thematik oder das Medium, in dem du dich dazu geäußert hast. Auch Bilder, die kommentiert werden und Beleidigungen enthalten, entstehen häufig aufgrund von eigenen Problemen.
Versuche, Kritik gegenüber deinem Körper oder deiner Einstellung mit einem Lächeln zu nehmen, denn es liegt in den allermeisten Fällen nicht an dir! Außerdem schaue dir das Be a Lady they said von Cynthia Nixon an und setze dich für mehr Selbstliebe innnerhalb der Gesellschaft ein.
Für die optimale Entspannung raten wir dir meditieren zu lernen, HIT Cardio, um dich auszupauern oder dir Fitnessmotivation auf Instagram zu holen.
2. Es ist der Reiz der Anonymität
Die meisten Menschen würden dir ihre Meinung nicht direkt ins Gesicht sagen. Die Anonymität im Internet lässt sie mutiger werden. Wenn dir jedoch Hasskommentare von Menschen entgegengebracht werden, die du kennst, dann spreche sie im realen Leben darauf an.
In den meisten Fällen werden sie ihre Aussage revidieren oder sich für ihr Verhalten entschuldigen. Falls nicht, solltest du darüber nachdenken, diese Person in den sozialen Medien zu blockieren.
3. Nutzer melden, wenn Diskussionen sinnlos sind
In jedem Social-Media-Kanal besteht die Möglichkeit, die Nutzer zu blockieren, wenn du ihre Äußerungen als unpassend empfindest. Außerdem kannst du Nutzer, deren Kommentare du als strafrechtlich relevant einschätzt, beispielsweise unter der Seite hassmelden.de angeben.
Du solltest dich nicht davor scheuen, dass auch zu tun. Denn mit einem Hinweis auf Menschen, die sich unsachlich äußern, schützt du gleichzeitig auch andere Menschen.
Fazit: Auf der anderen Seite des Laptops sitzt ein Mensch
Du solltest dir bewusst machen, dass es Grenzen in den digitalen Medien gibt. Daher solltest du handeln, wenn dir Beleidigungen oder Drohungen auffallen.
Aus unsachlichen Diskussionen solltest du dich generell eher raushalten, ob zum eigenen Schutz oder auch zum Schutz der Persönlichkeit des anderen Menschen. Argumentativ untermauerte Diskussionen hingegen sind wichtig und wertvoll für die öffentliche Meinungsbildung. Schwierig wird es wenn Whataboutism ins Spiel kommt.
Hin und wieder solltest du einfach mal Abschalten und Digital Detox in Erwägung ziehen. Oder deine eigenen Jakobsweg Erfahrungen machen und dich einfach mal nur mit dir selbst beschäftigen.