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Fails der Vergangenheit: Was ist eigentlich aus dem Sprühkondom geworden?

2008 machte das Sprühkondom Schlagzeilen. Ist es inzwischen marktreif oder wurde der Fail eingestanden?

banane mit sahne
Heute greifen wir uns an den Kopf, damals hielten die Entwickler das Sprühkondom für eine klasse Idee. Foto: atlasstudio via Canva.com

Kondome sind die einfachste Verhütungsmethode auf dem Markt, die auch vor sexuell-übertragbaren Krankheiten schützt. Viele Männer sind allerdings über das Tragegefühl nicht begeistert und so entstand die Idee des maßgeschneiderten Sprühkondoms 2008.

Auch heute scheint dir Idee noch viele zu faszinieren. Wir verraten, wer noch immer am Sprühkondom forscht und warum es damals ein Fail war.

Das Sprühkondom: Was soll das überhaupt sein?

Das Sprühkondom wird nicht mit einer einfachen Spraydose aufgesprüht, vielmehr führt man(n) den Penis in ein Masturbator-ähnliches Gerät ein und dieses sprüht gleichmäßig eine perfekt angepasste Latexschicht auf das beste Stück. 

Die Idee: Damit soll jedem Mann der Sex mit Kondom Spaß machen, da dieses exakt auf seinen Penis maßgeschneidert ist und weder drücken, noch reißen kann. In der Theorie klingt das Sprühkondom auf jeden Fall gut.

Du fragst dich, was es eigentlich mit dem Mysterium um Sexspielzeug für Männer auf sich hat? Wir haben Antworten!

Spray Flasche
Nein, das Sprühkondom kommt nicht aus der Flasche. Der Penis wird in ein kegelförmiges Gerät eingeführt, welches eine gleichmäßige Verteilung sichert.

So soll das Sprühkondom funktionieren

Wie bereits beschrieben, wird der Penis in eine dünne Latexschicht gehüllt, soll somit optimal geschützt und gleichzeitig möglichst gefühlsecht sein. Die Beschichtung soll irgendwann in drei Sekunden, die Trocknung in weiteren vier Sekunden vollführt sein. Bisher dauert es aber noch ganze 4 Minuten.

Da das Sprühkondom, wie auch herkömmliche Modelle, aus einem Stück besteht, kann man es nach dem Sex ganz einfach wieder abrollen und wegschmeißen. Angeblich rückstandslos. Der Kondomanbieter Mysize ist immer noch von der Idee begeistert und forscht weiter daran. In der Zwischenzeit haben sie eine große Palette an Kondomkonfektinen herausgebracht, die besser sitzen sollen als die Standartgrößen aus dem Drogeriemarkt.

Was sind die Vorteile vom Sprühkondom?

Die Vorteile liegen klar auf der Hand und wir möchten hier auch noch einmal anmerken, dass wir es löblich finden, dass sich ein Mann ernsthaft darüber Gedanken macht, wie er Kondom-Verweigerern entgegentreten kann und wieder mehr Männer vom guten alten Gummi überzeugen kann.

Wäre das Sprühkomdom völlig ausgereift, soll es diese Vorteile haben:

  • Optimale Größe und individuelle Anpassung an den Penis und seine Form. Dadurch gibt es kein Kneifen mehr.
  • Durch den perfekten Sitz ist es sicherer als herkömmliche Kondome.
  • Schnelle Anwendung, auch im Dunkeln.
  • Montagsfabrikate oder beschädigte Kondome gibt es mit dem Sprühkondom nicht.

Eigentlich doch nur Vorteile, richtig? Ja, wenn das alles irgendwann so funktionieren würde, dann könnte das Sprühkondom vielleicht wirklich bald in jedem Männerhaushalt einen Ehrenplatz erhalten. Bisher sieht es aber anders aus.

Femidom & Kondom
Das Sprühkondom ist genauso überflüssig wie das Femidom (links). Dann doch lieber gängige Kondome.

Warum das Sprühkondom trotzdem Schwachsinn ist

Obwohl die Idee schon seit 2008 bekannt ist und daran geforscht wird, ist bisher nicht viel passiert. Es gibt einfach noch viel zu viele Defizite:

  • Es gibt kein Reservoir. Das macht das Sprühkondom vor allem dann nutzlos, wenn das Sperma geschossen kommt. Da hat selbst das Latexkondom zu kämpfen. Sicherer ist es also noch nicht.
  • Erst mal vier Minuten warten, bis es zur Sache geht? Genauuu, in vier Minuten haben wir es uns dann auch selbst gemacht und sein bestes Stück steht vermutlich auch nicht mehr wie eine Eins.
  • Speaking Of: Theoretisch müsste der Penis immer in seinem Maximalzustand besprüht werden. Wie oft ist das beim Kondomüberziehen der Fall?
  • Sprüht die Wundermaschine dann auch in die Harnröhre? Klingt eher unangenehm. 
  • Das Sprühkondom ist teuer. Zwischen 15 bis 25 € soll der Sprüher kosten, eine Füllung dann 7 € bis 10 € für 10 bis 20 Ladungen. Das Gerät ist sicher eine lohnenswerte Investition. Die Füllung würde trotzdem noch knapp 2 € pro Kondom kosten. Preiswert ist das nicht. Allerdings könnte am Preis sicher noch etwas gemacht werden, wenn die Idee ausgereift ist.
  • Was ist mit den ganz großen Penissen? Die passen dann nicht ganz in den Sprühkondom-Behälter rein und sind nur zur Hälfte besprüht?
    Was machen kleine Penise? Wenn die Hälfte des Geräte-Innenlebens ins Leere sprüht? Klebt dann vorn am Kondom noch eine leere Latexhülle? Innere Sensoren wären da wohl die Lösung.
  • Es soll nicht verrutschen können. Gut, aber wenn es so sicher säße, dann könnte man es ja auch nicht problemlos abziehen. Oder haben wir da einen Logikfehler?
  • Würde es Kondomskeptiker wirklich überzeugen? Die meisten Kondom-Hasser mögen das Gefühl nicht. Angeblich obwohl sie bereits alle Größen durchgetestet haben. Wie überzeugt man die?

Schlussendlich bleibt auch einfach die Frage: Wo liegt das Problem bei konventionellen Kondomen? Nach etwas Übung sind die Dinger nach zwei Sekunden aufgezogen und wenn sich der Mann eingehender mit seiner Penisgröße und der besten Passform beschäftigt, dann wird er auch fündig. Immerhin gibt es online eine riesige Auswahl an Kondomen für die verschiedensten Penisformen.

Kondome ballons Frau Verhütung
Kodome sind gefragter denn je. Online gibt es für jede Größe und Form das richtige Modell.

Das Sprühkondom:  Warum ist das überhaupt ein Thema?

Das Kondom ist eine der wenigen Möglichkeite, wie der hetero-Mann aktiv einer Schwangerschaft vorbeugen kann. Alle anderen Methoden müssen Frauen vornehmen. Es ist ein wichtiger Meilenstein der sexuellen Emanzipation und die einzige verlässliche Methode zum Schutz von sexuell übertragbaren Krankheiten neben dem Lecktuch.

Tatsächlich wird das Kondom sogar immer beliebter und war 2018 mit 46 % Nutzeranteil in Deutschland nur ein Prozent hinter der Pille. Diese wiederum nimmt besonders bei jungen Nutzerinnen ab. Der Trend ist klar: Die Nachfrage nach guten Kondomen steigt. 

Frauen wollen weg von der hormonellen Verhütung

In besagter Studie stimmten knapp die Hälfte der Nutzerinnen zu, dass hormonelle Methoden einen negativen Einfluss auf den Körper haben. Immerhin 28 % der Frauen erkennen die Nachteile, schätzen aber auch die Vorteile der Pille. Männer sehen die Nachteile der Pille übrigens weniger schwer. 

Der Wunsch nach einer hormonfreien, sicheren und bequemen Anwendung, die nicht in der alleinigen Verantwortung der Frau liegt, ist also da. Leider ist das Sprühkondom keine Antwort darauf.

Fazit: Verlorene Forschungsmühen

Ja, die Idee klingt plausibel und sicherlich nach einer Erleichterung für einige Männer, die ernsthafte Probleme mit Kondomen haben. Aber das Sprühkondom funktioniert hinten und vorne nicht. Vielleicht hilft Zeit und Forschung und irgendwann hat jeder einen Mini-3D-Printer für passgenaue Kondome daheim. Bis es so weit ist, reicht auch der gute alte Gummi.

Ein ähnlich zweckloser Versuch für ein Verhütungs-Gadget ist das Femidom.