Ich will ganz ehrlich sein. Früher wollte ich keine Kinder. Sie waren immer so laut, so wild, so unberechenbar. Ganz zu schweigen von dem, was sie mit dem Körper einer Frau „anrichten“. Die Brüste hängen, der Bauch schlabbert, die Haare werden weniger und von dem was „da unten“ los oder eher nicht mehr los ist, fange ich erst gar nicht an. Ja, tatsächlich machte mir ein After Baby Body mächtig Angst. Irgendwann siegte aber die Neugier über die Bedenken. Und was soll ich sagen? Die Befürchtungen über den Wandel meines Körpers haben sich leider bestätigt. Aber nicht nur das …
„Mein After Baby Body war ein Schlachtfeld“
Wer an dieser Stelle keine Lust auf so viel Ehrlichkeit hat – fair enough. Aber das Leben hat nun mal keinen Instagram-Filter. Ich sage es frei raus: Mein After Baby Body war ein Schlachtfeld. Zumindest fühlte er sich so an. Nach neun Monaten Schwangerschaft, 30 Stunden Geburt, Notkaiserschnitt, Stillproblemen, ausgeleiertem Beckenboden und wenig, nein, sehr wenig Schlaf war ich am Ende.
Von meinem vollen Haar, meiner Fitness und meiner Ausgeglichenheit war nicht mehr viel übrig geblieben. Ich war ein Schatten meiner selbst. Das schlimmste war mein Bauch, der auch fünf Monate nach der Geburt so aussah, als wäre ich noch schwanger. Wenn ich meine Unzufriedenheit vertrauensvoll mit jemandem teilte, war die Antwort meist: „Ja, aber dafür hast du ja jetzt ein Baby.“
Warum will man mir das Recht absprechen, mich auch nach einer Schwangerschaft wieder wohl in meinem Körper zu fühlen?
Unsere #momsense-Kolumnistin
Ein Satz, der mich unglaublich wütend gemacht hat. Er teilt nämlich unterschwellig mit, dass Mütter mit ihrem After Baby Body eben klarkommen und doch gefälligst mal dankbar sein müssten, ein Kind bekommen zu haben. Dabei hat das eine mit dem anderen überhaupt nichts zu tun. After Baby Body am … oder eher im Arsch! Warum will man mir das Recht absprechen, mich auch nach einer Schwangerschaft wieder wohl in meinem Körper zu fühlen?
Promi-Mamas & Influencerinnen vermitteln ein ganz anderes Schönheitsideal
Vielleicht liegt es an dem übersteigerten Schönheitsbild, das vor allem von prominenten Müttern propagiert wurde. Paradebeispiel: Heidi Klum, die nur sechs Wochen nach der Geburt ihres vierten Kindes wieder für die Victoria Secret-Show lief. Von Babypfunden und oder Augenringen war bei dem Topmodel nichts zu sehen.
Zum Vergleich: Ich war sechs Wochen nach der Geburt wieder froh, nach dem komplizierten Kaiserschnitt halbwegs normal laufen und mit meinem Sohn trotz des erneuten Milchstaus zum See fahren zu können. Mit Heidi konnte ich nicht mithalten. Wollte ich auch nicht. Es war okay, dass an mir gerade nicht alles so war, wie ich es kannte.
Zurück zur alten Form? Von wegen!
Doch irgendwann kam bei mir der Wille zurück, mich wieder wie ich selbst fühlen. Immerhin schafften es doch die ganzen Insta-Moms auch, trotz Baby wieder fit zu werden. Allerdings war das gar nicht so einfach, denn trotz Rückbildung, dem stundenlangem Umhergeschiebe des Kinderwagens oder Work-out-Einheiten, die statt Musik Babygeschrei als Beschallung vorsahen, sah ich noch lange nicht so aus wie die Mütter, die auf ihren Social Media-Accounts scheinbar problemlos zu ihrer alten Form zurückgefunden hatten.
Mir fehlte das echte, wirkliche Leben als Mama, wo ein After Baby Body auch mal scheißegal ist, wenn das Kind mit 39 Grad Fieber an einem hängt.
Unsere #momsense-Kolumnistin
Und es passierte das was passieren musste: Statt die unglaublich tollen After Baby Bodys als Ansporn zu nehmen, war ich frustriert. Denn: Ich konnte nicht glauben, dass die lächelnden, hoch motivierten Mütter nicht auch mal einen schlechten Tag hatten. Mir fehlte das echte, wirkliche Leben als Mama, wo ein After Baby Body nebensächlich ist, wenn das Kind mit 39 Grad Fieber an einem hängt.
Zum Glück hat sich seit der Geburt meines ersten Kindes einiges getan. Das wurde mir vor allem in dem Moment klar, als das zweite Baby unterwegs war. Denn da gerieten sie in meinen Fokus: Die Frauen, die ganz offen über ihren Alltag berichten und kein Blatt vor dem Mund nehmen, wenn es um Schwangerschaftsbeschwerden, Geburtskomplikationen und postnatale Beschwerden geht. Plötzlich war es okay, eben nicht alles am Muttersein schön zu finden, sich bewusst Auszeiten als Mama zu nehmen und auch mal unzufrieden mit dem After Baby Body zu sein.
Nicht alle Spuren der Schwangerschaft & Geburt werden heilen
Durch die Bilder und Geschichten unter Hashtags wie #celebrating_my_postpartum habe ich gelernt, nicht zu hart zu mir selbst zu sein. Eines muss man verstehen: Die Figur vor der Schwangerschaft zurückzubekommen, ist nicht der Normalfall. Im Gegenteil: Größtenteils sind die Spuren einer Schwangerschaft und einer Geburt (lange) sichtbar. Das zu akzeptieren war nicht einfach für mich.
Aber mit der Zeit heilen die Wunden, die Haut wird wieder (etwas) straffer und die (meisten) Haare wachsen auch wieder nach. Ich will hier nichts beschönigen: Nein, ich habe nicht den selben Körper wie vor den Schwangerschaften.
Aber das ist auch völlig in Ordnung. Ich habe mich damit arrangiert. Trotzdem finde ich es wichtig, meine „Problemzonen“ auch aktiv anzugehen und offen darüber zu sprechen zu dürfen – ohne Hinweis, dass ich meinen Körper gegen das Kinderglück getauscht habe. Jede Mama sollte offen den Wunsch äußern dürfen, sich wieder in ihrem Körper wohlfühlen zu wollen – ohne dafür verurteilt zu werden. Für mich ist auch das #BodyPositivity.
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crlnmyr