Die meisten Menschen haben sicherlich bereits Erfahrungen mit einer On-Off-Beziehung gemacht. Manche zuletzt in der Schule, als Beziehungen durch kleine Zettelchen im Matheunterricht begonnen und 24 Stunden später wieder beendet wurden. Andere erstrecken sich über Jahre, Jahrzehnte: Mal zusammen, mal getrennt. Nie wirklich gefestigt. Wieso diese Art von Beziehung viel schmerzhafter sein kann als eine Trennung und was du tun kannst, wenn du in einer On-Off-Beziehung feststeckst, liest du hier.
Das lernst du hier über On-Off-Beziehungen:
Wie kommt es zu einer On-Off-Beziehungen?
Dass Paare über Jahre konflikt- und zweifelsfrei in ewiger Harmonie miteinander leben, kommt selten vor. Manchmal braucht einer von beiden eine kleine Auszeit und manchmal entsteht daraus etwas, das wir heute „Beziehungspause“ nennen. Ist das schon eine On-Off-Beziehung?
Nein. Sich Raum zu nehmen, um über eigene Gefühle und Wünsche für die Beziehung nachzudenken, ist nicht nur normal, sondern auch wichtig. Beziehungen können langfristig funktionieren, wenn sie reflektiert und gefühlt werden – weniger, wenn sie in einem ewigen „Weiter so“ vor sich hin dümpeln und eines Tages in allgemeiner Frustration und Resignation enden.
On-Off-Beziehungen stehen irgendwo zwischen diesen beiden Extremen. Viele kurze Trennungsphasen entstehen weniger aus einem bedachten Entschluss zur Reflexion und Zeit-für-sich-selbst. Sondern meist sind es eskalierte Konflikte, die einen oder beide Partner dazu bringen, im Eifer des Gefechts die Beziehung kurzerhand zu beenden. Weil diese Entscheidung sehr spontan fällt, wird sie schnell bereut. Man kommt wieder zusammen. Dann streitet man sich erneut, trennt sich wieder und so weiter und so fort.
Aus dem Grund sind On-Off-Beziehungen schlimmer als eine Trennung
On-Off-Beziehungen sind die unbeständigste Form einer Beziehung. Selbst eine Trennung, so schmerzhaft sie auch sein mag, führt zu mehr Stabilität als das ständige Auf und Ab. Denn in diesem speziellen Fall ist schon das erneute Zusammenkommen nichts Besonderes mehr. Es beruht selten auf der von beiden Partnern gefällten Entscheidung füreinander. Sondern es ist viel eher ein Rückgängigmachen des Fehlers, den man mit der Trennung begangen hat.
Wenn die Abstände zwischen Trennung und Liebescomeback kürzer werden, erhöht sich der Leidensfaktor in der On-Off-Beziehung. Ständige Zweifel prägen die Partner: Soll ich mich doch besser trennen? Wie lang dauert es diesmal bis zum nächsten Streit? Schöne Phasen der Beziehung können kaum noch genossen werden, weil ihr Ende absehbar ist. Im Vergleich zu einer Trennung, deren Schmerz eines Tages verarbeitet sein würde, gibt es hier keine Chance auf Erholung.
On-Off-Beziehung beenden oder kämpfen?
Viele Menschen bleiben in dysfunktionalen Beziehungen – zu denen die On-Off-Beziehung eindeutig gehört – weil sie Angst vorm Alleinsein haben. Auch, wenn es wahnsinnig schwer ist, sich diese Frage ehrlich selbst zu beantworten, musst du es versuchen. Nur wenn du in deinem On-Off-Partner etwas siehst, das Zukunft hat, lohnt es sich zu kämpfen. Das kannst du tun, wenn aus deiner On-Off-Beziehung etwas Festes werden soll:
1. Streitkultur in den Griff in den Griff bekommen
Tja, wenn das mal so einfach wäre. Aber Streiten gehört in Beziehungen dazu und darf nicht jedes Mal zur Trennung führen. Beobachte dich selbst und deinen Partner in Konfliktsituationen: Ist einer von euch defensiv? Neigt jemand dazu, schnell laut zu werden? Wer verlässt die Situation als erstes? Dass ihr so sehr aneinandergeratet, dass ihr euch im Affekt trennt, spricht dafür, dass ihr zwei sehr unterschiedliche Streittypen seid. Also müsst ihr einen Kompromiss finden. Meistens ist es sinnvoll, einen Konflikt frühzeitig zu unterbrechen, einige Zeit getrennt von einander in sich zu gehen (z.B. beim Spazieren gehen oder beim Sport Dampf abzulassen) und sich dann mit kühlem Kopf wieder zu treffen.
2. Öffnet eure Kommunikation
Dein Partner oder deine Partnerin kann deine Wünsche nicht von deinen Augen ablesen. Wir sind es nicht gewohnt, offen über unsere Gefühle und Bedürfnisse zu sprechen, aber genau das ist es, was wir öfter tun sollten. Menschen in dysfunktionalen bzw. On-Off-Beziehungen unterschätzen oft, wie viel Groll ihnen erspart bliebe, würden sie offener mit ihrem Partner sprechen. Eine Beziehung muss Raum für ehrliche Gespräche enthalten, sodass aus Unstimmigkeiten oder Irritationen über das Verhalten des anderen keine passiv-aggressive Stimmung entsteht, die sich zum Streit hochschaukelt. Besser ist es, ab und zu ein Zwiegespräch mit dem Partner zu führen und zu signalisieren: „Mir kannst du alles sagen. Ich verurteile dich nicht.“
3. Zeit füreinander finden
Was verbindet euch als Paar? Habt ihr einen gemeinsamen Freundeskreis oder Hobbys, die ihr teilt? Macht ihr zusammen Sport? Wenn nicht, kann das ein entscheidender Punkt sein, weshalb ihr es nicht aus der On-Off-Spirale hinaus schafft. Eine stabile Beziehung braucht Bindung. Wenn ihr euch einander nicht nah fühlt, erscheint die Trennung immer wieder als sinnvolle Option. Um eure Bindung zu stärken, könnt ihr aktiv bewusst Zeit miteinander verbringen. Und damit meine ich nicht Netflix & Chill. Verabredet euch lieber zu echten Dates, erlebt etwas miteinander, sucht euch ein gemeinsames Hobby. So entstehen gemeinsame Erinnerungen und Erfahrungen, die euch auf unterschiedlichsten Ebenen einander näher bringen.
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4. Habt keine Scheu, euch Hilfe zu holen
Manchmal ist es einfach wie verhext. Da hat man jemanden gefunden, den man von ganzem Herzen liebt, aber es will einfach nicht funktionieren. Immer wieder Streit, immer wieder kurze Trennungen. Immer wieder Frust und Kummer. Zum Glück gibt es Menschen, die sich mit so etwas verdammt gut auskennen. Und das sind Paartherapeuten und Beziehungs-Coaches. Viele Leute scheuen sich noch immer davor, sich therapeutische Unterstützung zu suchen, weil sie denken, ihr Problem sei nicht „groß“ genug oder Therapie sei nur etwas für völlig Verkorkste. Alles Bullshit! Wer sich professionelle Hilfe sucht, ist weder schwach noch zu bedauern, sondern das genaue Gegenteil: Damit beweist ihr euch gegenseitig, dass ihr mutig seid, die Beziehung wirklich wollt und bereit seid, an euch zu arbeiten.
Raus aus der On-Off-Beziehung: Eine Entscheidung muss her
Wenn du nun all diese Dinge, die ich oben beschrieben habe, deinem Partner vorgeschlagen hast und er oder sie desinteressiert abgewunken hat, habe ich leider eine schlechte Nachricht. Damit eine Beziehung funktioniert, müssen beide Beteiligten zu gleichen Anteilen daran arbeiten wollen. Dass sich nur einer bemüht und der andere für immer in seinen Verhaltensmustern stecken bleibt, weil es die bequemere Option ist, hat nur einen Effekt: nämlich, dass sich der motivierte Part von Tag zu Tag schlechter fühlt und im worst case eine emotionale Abhängigkeit entwickelt.
Bevor es so weit kommt: Raus da! Die Trennung tut zwar weh, aber wie heißt es so schön: Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende. Ein kleiner Tipp noch dazu: Coaches und Therapeuten helfen auch ganz toll bei Trennungsschmerz und Neuanfängen.