Wir befinden uns wieder im zwanzigsten Jahrhundert und Frauen müssen bei der Hochzeit immer den Nachnamen des Mannes annehmen? Falsch gedacht, denn dieses System ist in vielen Ländern veraltet. Argentinien macht es vor: Bei der Heirat behalten Frauen schlichtweg ihren eigenen Nachnamen. Doch wie ist die Sicht auf die Namensänderung nach der Heirat heutzutage in Deutschland?
Old school: Namensänderung nach Heirat völlig out?
Eine neue Umfrage aus den USA hat untersucht, welchen Eindruck Frauen, die nicht den Nachnamen ihres Ehemannes annehmen oder einen Doppelnamen wählen, auf andere Personen haben.
Im Rahmen der Studie sollten die Teilnehmer:innen drei fiktive Ehepaare und ihre gewählten Namenskonstellationen bewerten. Das Ergebnis ist sowohl überraschend als auch zu erwarten: Die Aussagen vielen negativ aus, wenn die verheirateten Frauen den eigenen Namen behielten. Und ebenfalls, wenn sie einen Doppelnamen annahmen. Die Ergebnisse zeigten außerdem, dass sie in beiden Fällen stark mit einer existierenden Idealvorstellung einer Ehefrau in Verbindung gebracht wurden. Die Teilnehmenden gaben zudem an, die Frau als weniger liebevoll und verbindlich in der Beziehung und gegenüber des Partners einzuschätzen. Das Gleiche galt übrigens auch für die Männer, allerdings mit weniger stark ausgeprägten Werten und Idealvorstellungen.
Die Ergebnisse der Studie lassen uns also darauf schließen, dass die Wahl des Nachnamens bei einer Ehe einen Einfluss darauf haben kann, wie andere das Paar einschätzen. Bei der konventionellen Variante, bei der Frauen den Namen der Männer annehmen, schrieben die Proband:innen dem Ehepaar positivere Attribute zu. Jedoch zeigt diese Studie natürlich nur Tendenzen und Präferenzen, die nicht komplett wissenschaftlich zu belegen sind.
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Wie ist die Meinung dazu in Deutschland?
Laut einer Untersuchung der Gesellschaft für deutsche Sprache nahmen im Jahr 2018 etwa drei Viertel der Ehepaare den Nachnamen des Mannes an. Im Vergleich zum Standard von vor 40 Jahren ist das aber ein ziemlicher Fortschritt, denn damals waren es noch 98 Prozent. Sechs Prozent entschieden sich für den Namen der Frau, doppelt so häufig behielten beide Partner ihren eigenen Namen. Einen Doppelnamen wählten demnach acht Prozent. So kann eine Bewegung hin zu alternativen Entscheidungsmöglichkeiten gesehen werden.
Namensänderung nach Heirat: Die Entscheidungsfreiheit zählt
Die amerikanische Studie beweist keinesfalls, dass Menschen es immer schlecht aufnehmen, wenn man sich nicht für die klassische Oldschool-Variante entscheidet. Sie zeigt lediglich Tendenzen auf. Es gibt tausend Gründe, weshalb der Mann den Namen der Frau annehmen könnte und auch umgekehrt. Vielleicht ist der Nachname schwer zu schreiben und muss immer buchstabiert werden, vielleicht steht ein Doppelname aus beruflichen Gründen im Raum.
Im Endeffekt ist die Entscheidung individuell und die Situation in Deutschland bewegt sich immer mehr in Richtung Alternativen. Vielleicht können wir uns von Ländern, die schon längst keine strengen Vorurteile gegenüber einer Namensänderung haben, eine Scheibe abschneiden.