Ein schweres Erdbeben am Wochenende in Marokko hat Tausende Menschenleben gefordert und zahlreiche Häuser zerstört. Hier sind die wichtigsten Informationen zu dem Geschehen.
Erdbeben in Marokko: So sieht die Lage aktuell aus
In der Nacht zum Samstag erschütterte ein schweres Erdbeben weite Teile des Südens Marokkos. Nach Angaben der US-Erdbebenwarte USGS lag das Epizentrum etwa 70 Kilometer südwestlich von Marrakesch im dünn besiedelten Atlas-Gebirge und hatte eine Stärke von 6,8. Dieses Erdbeben stellt das schwerste in Marokko seit mehr als 60 Jahren dar.
So sieht die Lage zum jetzigen Zeitpunkt (12.09.2023) aus:
Laut einem Bericht der Tagesschau schwindet aktuell die Hoffnung darauf, Überlebende zu finden. Die offizielle Zahl der Todesopfer liegt aktuell bei 2900. Hunderte Menschen werden noch vermisst. Soldat:innen und Helfer:innen versuchen auch in entlegene Dörfer vorzudringen.
Die Rettungskräfte setzen ihre Suche nach Überlebenden fort, und zahlreiche Menschen haben bereits die dritte Nacht im Freien verbracht, da viele Häuser durch das Beben zerstört oder beschädigt wurden. Besonders betroffen sind die Dörfer im Atlasgebirge, wo viele Häuser eingestürzt sind und die Rettungskräfte nur schwer erreichen können. In der Nähe der kleinen Stadt Moulay Brahim stürzten große Teile einer Klippe auf eine Straße, die Marrakesch mit dem Atlasgebirge verbindet, wodurch sie teilweise blockiert ist.
Auch Marrakesch und andere Städte sowie beliebte Touristenorte waren von den Auswirkungen des Erdbebens betroffen. Vor allem ältere Gebäude im historischen Stadtzentrum (Medina) wurden schwer beschädigt und sind unbewohnbar. Gebäude und Hotels neueren Datums blieben hingegen größtenteils unbeschädigt. Die Infrastruktur, einschließlich Telefon, Internet und Flughäfen, wurde insbesondere in den größeren Städten mittlerweile wiederhergestellt, wie das Auswärtige Amt (AA) berichtet.
Kurz & knapp: So entsteht ein Erdbeben
Die Erdkruste besteht aus mehreren Platten, die durch die Wärmeströme bewegt werden. Dabei können Spannungen zwischen Platten entstehen. Lösen sich diese Spannungen ruckartig, entstehen Erdbeben.
Was müssen Reisende beachten?
Das AA empfiehlt Reisenden, die sich derzeit in Marokko befinden, die Nachrichten in den marokkanischen Medien zu verfolgen und den Anweisungen der marokkanischen Behörden zu folgen. Es wird dringend davon abgeraten, in die schwer betroffene Gebirgsregion um die Orte Imlil, Ouirgane und Asni zu reisen.
Für Reisende, die bereits eine Reise nach Marokko gebucht haben, gibt es einige rechtliche Überlegungen. Wenn du einen Pauschalurlaub nach Marrakesch gebucht habst und die Gefahr besteht, dass dieser durch außergewöhnliche Umstände wie eine Naturkatastrophe erheblich beeinträchtigt ist, kannst du diesen unter Umständen kostenfrei stornieren. In anderen Urlaubsregionen muss individuell geprüft werden, ob sie beeinträchtigt sind.
Für Urlauber, die sich bereits vor Ort in Marokko befinden, gilt, dass die Reisedurchführung erheblich beeinträchtigt sein muss, damit sie ein Recht auf sofortigen Abbruch der Reise und einen Rücktransport haben. Pauschalreisende, die sich in Marrakesch oder Umgebung befinden, haben ein solches Recht. Reisende in Casablanca oder Tanger hingegen können die Reise nicht kostenfrei stornieren oder abbrechen. Die Reiseveranstalter sind jedoch aktiv dabei, ihre Kunden vor Ort zu kontaktieren und Rückreisen anzubieten, sodass rechtliche Probleme für Touristen in den betroffenen Gebieten unwahrscheinlich sind.
Individualreisende haben laut Reiserechtsexperten keine besonderen Ansprüche und müssen ihre Rückreise selbst organisieren. Generell solltest du dir vor deiner Reise gut überlegen, ob ein Krisengebiet aktuell der richtige Urlaubsort ist und ob du dich im Zweifel für ein anderes Reiseziel entscheiden möchtest.
Wenn du die Menschen in Marokko unterstützen möchtest, gibt es verschiedene Anlaufstellen, bei denen du spenden kannst. Beispielsweise Ärzte ohne Grenzen.