Ich habe eine Regel: Wenn ich mir etwas Neues kaufe, dann muss dafür etwas Altes raus. Doch wohin mit den eigentlich noch guten Klamotten? Der erste Gedanke: Ich kann meine Kleider doch einfach spenden. Doch das ist oft komplizierter, als gedacht und Altkleidercontainer nutzen oft die Unwissenheit der Menschen schamlos aus.
Kleidung richtig spenden
Kleidung spenden: Wenn, dann richtig
In unserer Überflusskultur schmeißen wir täglich so viele Dinge weg, die eigentlich noch nutzbar wären. Bis es langsam, aber sicher auf unserem Gewissen lastet. Mit Kusshand geben wir unsere ungeliebten Klamotten deshalb an Spendestellen oder Kleidercontainer. Aber macht es das besser?
Zunächst einmal: Kleiderspenden sind keine Ausrede, um seiner Shoppingsucht zu frönen und sich unüberlegt jedes Teil zu gönnen, weil man es ja eh noch „sozial recyceln“ kann. Denn wenn du tatsächlich etwas Gutes tun willst, reicht der Gang zum Altkleidercontainer nicht.
Vielmehr solltest du auf nachhaltige und faire Kleidung und Siegel achten, nur kaufen, was du auch brauchst und das so lange wie möglich nutzen. Brauchst du deine alte Kleidung nicht mehr, kannst du sie spenden, verschenken oder auch über Vinted oder ebay weiterverkaufen. Ich erkläre dir die verschiedenen Optionen und bei welchen du tatsächlich etwas Gutes tust:
1. Altkleidercontainer: Hier landen die Spenden wirklich
Kleider spenden geht am einfachsten über einen Altkleidercontainer, doch diese sind leider tückisch. Denn bereits 2011 deckte die ARD-Doku „Die Altkleider-Lüge“ auf, dass die meisten gespendeten Kleidungsstücke aus Kleidercontainern gar nicht bei Bedürftigen ankommen. Tatsächlich soll der Großteil an Second Hand Shops oder nach Afrika verscherbelt werden (hier wird sie dann an Einheimische verkauft für wenig Geld und zerstört den dortigen Modemarkt).
Hier landen die Containerspenden von DRK, Humana, Malteser & Co.
Und hier schützen selbst große Namen auf den Containern nichts, denn auch wenn DRK auf dem Container steht, geht deine Kleiderspende an eine große Sammelfirma. Sie sortiert dann alle Kleidungsstücke und verkauft diese meistens weiter. Nach harter Kritik durch die Medien, haben viele Unternehmen mit mehr Transparenz geantwortet:
- DRK: Das DRK hat zwei Modelle für deine gespendeten Kleider: die Kleiderkammer oder den Weiterverkauf. Gibst du deine Kleidung direkt in Kleiderkammern, Vereinen oder Ortsverbänden ab, sind die Chancen hoch, dass sie tatsächlich Bedürftigen zugutekommen. Hier werden geeignete Teile von den Mitarbeiter:innen sortiert. Der Rest geht, wie auch der gesamte Inhalt von Altkleidertonnen an ein „Verwertungsunternehmen“ (EFIBA, TEXAID, FWS, Hotex etc.) gegen Geld. Mit diesem Geld werden soziale Projekte unterstützt. Knapp 5 % der gesamten gespendeten Kleidung wird an Bedürftige verteilt, 50 % sind Textilware, der Rest wird weiterverkauft.
- Malteser: Die Malteser arbeiten ganz ähnlich wie das DRK in den Modellen Kleiderkammer, Verwertungsgesellschaft und eigener Second-Hand-Shop. 55 % der Kleiderspenden werden weiterverkauft, knapp 35 % recycelt, 5 % gehen an die Kleiderkammer und der Rest ist Abfall.
- Humana: Laut eigenen Angaben verwertet Humana 10 bis 20 % der gespendeten Kleidung für ihre Second Hand-Shops, der Rest wird weiterverkauft, weitere tragbare Kleidung geht an gemeinnützige Projekte, der Rest wird als Recyclingware verkauft.
- FairWertung: FairWertung ist ein Zusammenschluss verschiedener Unternehmen, die mit Altkleidern arbeiten. Sie wollen mehr Transparenz und ausschließlich gemeinnützige Organisationen werden aufgenommen. Auch hier wird zwar ein Großteil der Waren weiterverkauft, doch der Erlös dient 100 % einem guten Zweck.
- Achtung vor unbekannten Organisationen: Oft werden Schein-Verbänd genannt, die es gar nicht gibt oder es werden Logos geklaut.
Was passiert mit Kleiderspenden im Verwertungsmodell?
Was passiert mit Kleiderspenden im „Verwertungsmodell“? Intakte Altkleider werden verschifft, der Rest als Textilware zum Recycling verkauft. Das Bild von glücklichen kleinen Kindern, die mit strahlenden Augen deine alten Nikes entgegennehmen, kannst du also vergessen.
Die größten Absatzmärkte sind Afrika und Asien: Hier werden die alten Klamotten zu Billigpreisen verkauft, was viele kritische Stimmen auf den Plan ruft, denn mit den Dumpingpreisen kann die heimische Textilindustrie natürlich nicht mithalten. Und umweltfreundlich ist das Verschiffen auch nicht.
2. Second Hand-Shops: Auch nicht ideal
Widmen wir uns jetzt den Second-Hand Shops: Alle oben genannten Vereine geben einen kleinen Teil ihrer Altkleider an Second Hand-Shops, aber auch reine Second Hand-Shops wie Oxfam bieten eine Option, um tragbare Kleidung zu spenden. Doch macht das Sinn? An Bedürftige geht die Kleidung nämlich nicht.
ABER: Der Erlös kommt (zumindest bei den bekannten Vereinen) einem gutem Zweck zu. Und es macht tatsächlich mehr Sinn, den Armani-Pulli in einen Humana oder Oxfam zu bringen statt in die Kleidersammlung, denn für das Geld ist viel mehr Menschen geholfen. Kein:e Bedürftige:r braucht Markenklamotten.
Alle Vor- und Nachteile von Second Hand Kleidung haben wir hier für dich zusammengefasst.
3. Kleiderkammern
Jetzt hast du den Glauben an das Gute verloren? Ganz so weit muss es nicht gehen, denn es gibt durchaus Lösungen, bei denen du sichergehen kannst, dass deine Kleidung in der Stadt bleibt. Dafür reicht allerdings nicht der bequeme Gang zum Conatiner.
- Caritas: Wen du deine Kleidung an örtliche Sammelstellen der Caritas gibst, kannst du dir sicher sein, dass sie größtenteils an bedürftige Menschen aus deiner Stadt gegeben werden. Neben Kleidung werden gern auch andere Textilien angenommen, wie Handtücher, Decken oder unbenutzte Hygiene-Produkte und Kinderspielzeug. Informiere dich im Internet zu Sammelstellen der Caritas in deiner Stadt. Wichtig ist, dass die Kleidung gut erhalten ist. Zerlöcherte Shirts nimmst du garantiert wieder mit nach Hause.
- DRK: Die Kleiderkammern des DRK verteilen ebenfalls Kleidung an hilfsbedürftige Menschen, auch ohne Nachweis der Bedürftigkeit. Das passiert teils kostenlos und teils gegen Spende. Einige Kleidungsstücke landen in den eigenen Second-Hand Shops des DRK. Der Erlös geht an soziale Projekte.
- Stadtmissionen: Die Stadtmission nimmt Spenden aller Art an, hauptsächlich Kleidung, aber eben auch Möbel oder andere Haushaltsgegenstände. Du solltest aber vorher nachschauen, welche Sammelstellen welche Spenden wünschen. Die gespendeten Kleiderstücke werden in der Mission selbst kostenlos an Bedürftige verteilt. Alles, was nicht akut dort Verwendung findet, weil es zum Beispiel zu viel davon gibt, geht in die Shops der Stadtmission. Die Einnahmen werden dann wiederum für weitere soziale Projekte genutzt.
4. Direkt an die Einrichtungen spenden
Soziale Einrichtungen, wie Heime oder auch Asylanten-Unterkünfte sind immer dringend auf Spenden angewiesen. Auf den Internetseiten der betreuenden Organisation steht meistens auch, welche Kleidungsstücke genau gebraucht werden.
Hier ergibt es Sinn, sich mit Freunden zusammenzutun und einmal alles zu sammeln und dann vor Ort abzugeben.
5. Zur Tafel
Die Tafel nimmt viele Spenden an, wie Lebensmittel und Geld, Altkleider oder Hausrat. Die meisten Stadtmissionen und Tafeln haben eine Liste auf ihrer Website an den Dingen, die gerade gesucht werden. Diese solltest du unbedingt prüfen, bevor du dich mit deinen Klamottenbergen auf den Weg machst. Denn oft sind die Nachfragen sehr speziell. Bei Kleidung etwa wird oft nur Männerkleidung gesucht.
Fazit: Gutes tun braucht Eigeninitiative
In diesem Zug wollen wir dir zwei Internetseiten empfehlen, die dir helfen, die richtige Spendestelle für deine überflüssigen Teile zu finden: FairWertung und Wohin damit?. Beide zeigen dir, wo du deine Kleidung spenden kannst und was damit gemacht wird, aber sie informieren auch über andere Sachspenden.
Etwas Arbeit ist es dann eben doch, etwas Gutes zu tun und Kleidung zu spenden, wenn sie richtig ankommen soll. Dann vielleicht doch lieber dem Slow-Fashion Trend folgen und sich im Sinne des Minimalismus eine Capsule Wardrobe zulegen.
Denn eins ist klar: Es gibt in keinem Land der Welt zu wenig Kleidung!