Knapp 30 Filmstudierende und Nachwuchs-FilmemacherInnen begeben sich auf eine Reise durch Europa. In zwölf Kurzfilmen werden auf eindringliche und bildgewaltige Weise die Vergangenheit und Gegenwart Europas erforscht und dabei Stimmen hörbar gemacht, die von Flucht, Freiheit, Grenzen, Menschenrechten und Gleichberechtigung erzählen.
Europa im Film, ein Projekt des Auswärtigen Amtes, durchgeführt von der Deutschen Filmakademie, stellt die Frage: Was ist Europa? Die Antworten darauf in Form von zwölf beeindruckenden Kurzfilmen ist bei Alleskino.de zu sehen: Demonstrantinnen gegen das Abtreibungsverbot in Polen, eine Trauergemeinde auf einem Schiff im Mittelmeer, ein alter Grenzer im Wald, eine junge Frau und der Feminismus, Flüchtlinge in Moria oder Flamencotänzerinnen im Schiffshebewerk Niederfinow … Jeder einzelne Beitrag berührt und ruft dazu auf, die Privilegien eines sicheren Lebens in Europa nicht unhinterfragt zu lassen.
Europa im Film: Das sind die GewinnerInnen
Wir möchten euch die vier Gewinnerfilme des Projektes vorstellen. Zu verleihen gab es einerseits den Publikumspreis, den der Film Der Grenzer von Sven Gielnik, Julian Haisch und Moritz Lauer gewann. Daneben ehrte die hochkarätige Fachjury, bestehend aus der ehemaligen Leiterin des First Steps- Awards Andrea Hohnen, den Schauspielerinnen Nilam Farooq und Adriana sowie den Regisseuren Mark Monheim und Ofir Raul Graizer und den Produzenten Tobias Rosen und Sven Kielgas sowie weitere drei Filme mit einem Jurypreis: Mother of Freedom, Handbook for a privileged European Woman und Götterdämmerung.
Publikumspreis Europa im Film: Der Grenzer
Wenn alles friedlich ist, dann hat der Mensch Zeit für die schönen Dinge.
Inmitten des europäischen Tannenwaldes bewacht ein friedlicher alter Mann seinen einsamen Grenzposten. Als ein junger, befehlsgetreuer Grenzbeamter das Feld übernimmt, dauert es nicht lange, bis die Situation eskaliert. Wie wertvoll eine friedliche Welt und offene Grenzen sind, zeigt dieser Kurzfilm eindrucksvoll.
DER GRENZER. Spielfilm, 14 Min.
Regie: Sven Gielnik, Filmakademie Baden-Württemberg
Produktion: Julian Haisch & Moritz Lauer
Jurypreis Europa im Film: Mother of Freedom
Mother of Freedom bzw. im Original Standing still beschäftigt sich mit den Auswirkungen der Coronapandemie auf Geflüchtete in Griechenland, wo die Menschen zum Stillstand gezwungen sind. Der Film ermöglicht Einblicke in das Leben Geflüchteter: Eine von ihnen ist Parwana, die seit Monaten in einem griechischen Camp lebt, und eine Verbindung junger Frauen ins Leben gerufen hat, die sich für die Rechte Geflüchteter einsetzt und mit den Fridays for Freedom den Zugang zu Schuldbildung und ein Leben in Freiheit einfordert.
MOTHER OF FREEDOM. Dokumentarfilm, 17 Min.
Regie: Feline Gerhardt & Julius Schmitt, Filmakademie Baden-Württemberg
Produktion: Tim Kohlen
Jurypreis Europa im Film: Handbook for a privileged European Woman
Dieses sarkastische „Handbuch“ für (stereotypen-) europäische Frauen beschäftigt sich mit Frauenrechten und Gleichberechtigung, mit intersektionalem Feminismus und der Anerkennung der eigenen europäischen Privilegien im Angesicht patriarchaler Strukturen.
HANDBOOK FOR A PRIVILEGED EUROPEAN WOMAN. Spielfilm, 10 Min.
Regie: Alma Buddecke, Filmakademie Baden-Württemberg
Produktion: Stella Markert & Felix Schreiber
Jurypreis Europa im Film: Götterdämmerung
– Die Jury zu „Götterdämmerung“
Europa zerschellt an seinen eigenen Werten.
Nach einer Seebestattung auf dem Mittelmeer kollidiert die Jacht mit etwas Enormen, das unter der Wasseroberfläche treibt. Was zum Vorschein kommt, ist ein gigantischer lebloser Stier. Die Jury sagt: „Auf erschreckende Weise schlüssig ist das Bild, mit dem uns Faraz Shariat und David Uzochukwu konfrontieren. Europa zerschellt an seinen eigenen Werten, der Luxus der Einen versinkt mit der Verzweiflung der Anderen.“ Das Mittelmeer Europas als geopolitischer Hotspot ist in diesem Kurzfilm die Bühne einer metaphorischen Erzählung über europäische Privilegien.
GÖTTERDÄMMERUNG. Spielfilm, 7 Min.
Regie: Faraz Shariat & David Uzochukwu, freie Einreichung
Produktion: Nicolas Blankenhorn
Europa im Film: Ein Spiegelbild, das wir ertragen müssen
Die vorgestellten Filme, aber auch alle anderen Wettbewerbsbeiträge, halten uns als EuropäerInnen auf eindrucksvolle Weise den Spiegel vor. Was wir darin sehen, ist nicht immer leicht zu ertragen. Denn hinter all den Privilegien, Chancen und Selbstverständlichkeiten unseres Lebens spielen sich – und das nicht erst seit Moria – Szenen ab, die wir zu oft erfolgreich aus unserer Lebensrealität ausklammern. Das Projekt Europa im Film erinnert uns daran, dass das Glück eines sicheren, behüteten Lebens immer auch mit einer großen Verantwortung einhergeht. Die Filme kannst du dir bis zum 17. Januar 2021 kostenlos auf Alleskino.de anschauen.
Du willst noch mehr aus der Welt des Films lesen? Wir haben Schauspielerin Heike Makatsch zu ihrem neuen Film „Gott, du kannst ein Arsch sein“ interviewt. Außedem haben wir „Die Misswahl“ mit Keira Knightley genau unter die Lupe genommen.