Der Deutsche Podcastpreis steht kurz bevor und sucht in 7 Kategorien den besten Podcast der Bundesrepublik! Am 19. März 2020 wird das erste Mal ein Podcastpreis in dieser Größenordnung verliehen. Jede*r Hörer*in sollte jetzt abstimmen, um seinen Lieblingspodcast auf dem Siegertreppchen zu sehen.
Worum geht es beim Deutschen Podcastpreis?
Den Machern des Deutschen Podcastpreises ist aufgefallen, dass in Deutschland täglich unglaublich viel einzigartiges Audiomaterial in den Äther geblasen wird. Einige dieser Goldstücke schaffen es aber trotz großem Aufwand, erstklassiger Themenauswahl und starken Stimmen nicht aus den verstaubten Ecken von Spotify heraus. Diese bekommen nun endlich die Anerkennung, die ihnen gebührt.
Podcasts sind noch keine sonderlich etablierte Medienform. Doch Podcasts, eine Mischung aus Hörbuch und Talkshow, räumen den Infotainmentmarkt gerade von hinten auf. Da kommen Leute an die Mikrofone, die sonst vielleicht keine Bühne für ihre Themen gefunden hätten.
Wer ist nominiert beim Deutschen Podcastpreis?
Kurz gesagt: Alle. Theoretisch hat jeder der über 500 deutschen Podcasts die Chance dazu, einen Pokal mit nach Hause zu nehmen. Hier wird nicht sondiert, sondern inkludiert. Ein Schritt, der vielen anderen Preisverleihungen (siehe: Die Oscars) abgeht.
Die Kategorien des Deutschen Podcastpreises
Podcasts gibt es in ganz verschiedenen Ausführungen und mit unterschiedlichen Intentionen. Manche wollen einfach nur unterhalten (siehe: Herrengedeck, der Podcast). Andere haben eine unbeugsame Meinung und lassen uns Zuhörer an ihrem Wissen teilhaben (siehe: Feuer und Brot, der Podcast). Wieder andere legen bahnbrechende journalistische Glanzleistungen hin (siehe: Geschichten gegen den Hass, der Podcast). Die deutschen Podcasts treten gegeneinander in den folgenden Kategorien an.
1. Publikumspreis für die beste Unterhaltung
Der wahrscheinlich am schwierigsten nachzuvollziehende Preis ist der Publikumspreis. Fans und Interessierte können hier ihre Stimme und ihre Liebe für ihre Quasselidole abgeben. Hier geht es nicht um guten Ton oder penible Recherche. Hier zählt nur der Kultfaktor.
Wer hat eine Chance? Wir sind uns fast sicher, dass hier nur die Großen eine Chance haben. Geht man nach den ersten drei Plätzen der Podcastcharts von Spotify, dann liegen Gemischtes Hack mit Felix Lobrecht und Tommi Schmidt vorne. Gleich darauf folgt einer der ältesten Podcasts überhaupt: Fest&Flauschig mit Jan Böhmermann und Olli Schulz. Platz drei belegt der Zeit Verbrechen Podcast mit der einzigartigen Sabine Rückert und Andreas Sentker am Mikrofon.
2. Die beste journalistische Leistung
Es ist das eine, sich vor ein Mikro zu setzen, auf Aufnahme zu drücken und erst dann die Stopptaste zu betätigen, wenn eine Stunde im Kasten ist. Eine ganz andere Leistung ist es, seinem Podcast einen journalistischen Rahmen und eine Message mitzugeben. In mühevoller Kleinarbeit zusammengetragene Informationen, aufgearbeitete Nachrecherchen und eine Endlosschleife an Produktionsschritten gehören dazu.
Wer hat eine Chance? Wir sind uns sicher, dass in dieser Kategorie Fleißarbeit belohnt werden sollte: Jemand wie der Journalist Bastian Berbner, der mit dem Podcast Geschichten gegen den Hass mal eben eine Lösung gegen Rassismus in Deutschland herausrecherchierte. Oder der selbstironische Stern-Podcast Faking Hitler, in dem der GAU der gefundenen Hitlertagebücher neu aufgerollt wird.
3. Beste Produktion
Diese Kategorie ist nicht nur eine Huldigung an die Sprecher vor dem Mikrofon, sondern auch und vor allem an die Maschinerie, die hinter einem Podcast steckt und stecken muss. Irgendjemand schneidet nämlich im Nachhinein alle verpatzten Satzanfänge und unterdrückten Rülpser raus. Ein gutes Skript, eine eingängige Musik – all das sind Dinge, die einen Podcast ausmachen, aber auf den ersten Blick nicht sichtbar sind.
Wer hat eine Chance? Laien und Stümper sollten sich nicht über Tonproduktionen auslassen. Doch einige Podcasts leisten gerade bei dieser Kategorie mehr als andere: Melanie Raabes Der Abgrund ist ein Fiction Podcast, der mehr einem aufwendigen Hörspiel ähnelt. Musik, Stimmen und Soundeffekte sind so perfekt gewählt, dass es eine Schande wäre, ihn nicht zu honorieren.
4. Beste*r Interviewer*in
Gute Interviews zu führen ist eine Kunstform für sich. Sich ausreichend zu informieren, aber den Gästen im Anschluss fragentechnisch nicht zu nahe zu treten, ist ein Drahtseilakt. Es gehört Einfühlungsvermögen, Timing und Selbstbeherrschung dazu, denn ein Interview darf weder eingefärbt, noch zu unpersönlich sein.
Wer hat eine Chance? Der Podcast How to Hack mit Tijen Onaran (unserer weekly heroine) als Host ist ein Paradebeispiel für eine angenehme Interviewstrategie. Hier werden Top-Performer in der deutschen Businesslandschaft nach allen Regeln der Kunst auseinandergenommen. Ganz ähnlich verfährt Matze Hielscher bei Hotel Matze, wenn er seinen Gästen freundschaftlich ihre Lebensgeschichte aus der Nase zieht.
5. Beste*r Newcomer*in
Es verwundert doch immer wieder, dass sich stetig neue Leute in der deutschen Podcastlandschaft ansiedeln. War denn nicht schon alles da, was man vertonen kann? Nein, das war es nicht. Das zeigt der Deutsche Podcastpreis.
Wer hat eine Chance? Wer es als neuer Podcast schafft, bald die Live-Hallen zu füllen, das kann man jetzt noch nicht sagen. Uns ist allen klar, dass die drei Chaoten von Baywatch Berlin zwar Newcomer sind, aber mit einem Star wie Klaas Heufer-Umlauf einen unfairen Startschuss hatten. Vielversprechend wäre der feministische Podcast Realitäter*innen, der am 13.02.2020 an den Start ging. Leider aber zu spät, um ins Voting des Deutschen Podcastpreises aufgenommen zu werden.
6. Bestes Skript/Beste*r Autor*in
Eine Kategorie, in der es besonders viel Mühe kostet, einen Preis mit nach Hause zu nehmen. ‘Laberpodcasts’ gibt es wie Sand am Meer, spannende Geschichten zu erzählen ist da schon schwieriger.
Wer hat eine Chance? True Crime Podcasts stehen in dieser Kategorie wahrscheinlich besonders hoch im Kurs. Einen echten Mordfall aufzuarbeiten ist eine Mammutaufgabe, denn schnell kommt der Vorwurf der Pietätlosigkeit auf. Laura und Paulina von Mordlust, der Podcast, bekommen das aber in jeder Folge ohne Zweifel hin. Sie erzählen nicht nur die Mordfälle, sie ziehen Quintessenzen und stellen die richtigen Fragen an die Justiz und die Politik.
Warum True Crime Podcasts gerade bei Frauen so gefragt sind, lest ihr hier nach.
7. Bestes Talk-Team
Ja klar, Podcaster*innen sollten vor allem eines gut können: Talken. Aber es gibt immer ein paar, die das besser können als andere. Peinliche Stille überquatschen, Schweineübergänge schaffen, sich gegenseitig ausreden lassen, ohne dass es langweilig wird. Kurz und gut: Den Hörer fesseln. In dieser Kategorie sind echte Entertainer*innen gefragt. Ein eingespieltes Team und ein schlagfertiges Mundwerk sind hier bereits ein dreiviertel der Miete.
Wer hat eine Chance? Auch hier sind die großen Podcasts weit vorne im Rennen. Es ist einfach nicht von der Hand zu weisen, dass Gemischtes Hack sich gegenseitig unverkennbar gekonnt die Bälle zuspielt. Herrengedeck, der Podcast, hat seinen Hörer*innen zudem so viele absolute Kultbits und Pieces gebracht (“Der Bürgermeister ist in der Stadt…”), dass das allein schon für den Talk-Team-Preis reichen könnte.