„Sich als Frau zu entscheiden in die Musikbranche zu gehen, ist krasses Empowerment!“
wmn.de: Für wen hast du schon Songs geschrieben und welche Zusammenarbeit ist dir nachhaltig im Kopf geblieben?
ela.: Da gab es so viele tolle Leute, das ist ganz schwierig zu beantworten. Ich glaube aber, das Abgefahrenste für mich war auf jeden Fall mit Patrick Kelly im Studio zu sein. Ich war aber auch mit Maite Kelly im Studio, das war auch richtig abgefahren.
Und letztens rief mich Nena an! Das ist alles so verrückt, denn ich schreibe Songs seitdem ich 12 bin, habe dann in Berlin Elaiza aufgebaut und wir sind zum ESC gefahren. Und dadurch habe ich so dermaßen viel Aufmerksamkeit bekommen als Autorin, was nicht selbstverständlich ist.
Das ist total schön, mit 27 Jahren sagen zu können, dass ich mir so ein Netzwerk aufgebaut habe, in dem die Künstler sogar selbst anrufen. Und das sind wirklich krasse Künstler: Die Ehre zu haben, für Adel Tawil, Helene Fischer oder Mike Singer zu schreiben. Wir sind so unterschiedliche Menschen, doch dann zusammen im Studio entsteht plötzlich etwas – und dabei kann ich nicht mal beschreiben, woher es kommt, es passiert einfach.
wmn.de: Würdest du sagen, dass deine Teilnahme am ESC 2014 in Dänemark dein bisher größter Erfolg war?
ela.: Ich glaube, der ESC war ein Sprungbrett für mich und jeder definiert Erfolg ja auch unterschiedlich. Wir haben damals mit nichts gerechnet und plötzlich kamen wir in diese große Musiklandschaft rein. Plötzlich hast du einen Hit, andere wollen mit dir zusammenarbeiten, wir waren europaweit unterwegs, haben auch in Afrika gespielt, das war eine große Ehre und echt abgefahren dabei zu sein. Vor allem aus der Komponistensicht und als Autorin ist der ESC das Krasseste, wenn der eigene Song beim ESC stattfindet.
wmn.de: Diese Woche bist du unsere weekly heroine. Siehst du deine Solo Karriere als emanzipatorischen Befreiungsschlag?
ela.: Sich als Frau zu entscheiden, in die Musikbranche zu gehen, ist generell ein krasses Empowerment und auch Statement. Zwar befinden wir uns in einem Prozess, aber man hat einfach noch nicht so viele Frauen, die schreiben und auch super wenig Frauen, die produzieren und die sich überhaupt in diese Männerdomäne hineintrauen. Und wenn du als junge Frau bereit bist, diesen Weg zu gehen, auch wenn er nicht so leicht ist, dann weiß man, dass man sich immer beweisen muss und als Frau eben auch einen Ticken mehr.
wmn.de: Hast du dafür Beispiele dafür, dass Frauen es schwieriger haben?
ela.: In Songwriting-Camps sind beispielsweise 25 Teilnehmer. 20 davon sind Männer, 5 Frauen, wenn es hochkommt. Aber wie gesagt, wir sind in einem Prozess. Und ich sehe es zum Beispiel an der Popakademie: Da sind genug Girls, die sich trauen. Und es etabliert sich auch immer mehr ein Markt, der sich für Frauen öffnet. Ich finde allerdings, es bräuchte noch mehr Flächen dafür, aber auch generell für Musik.
wmn.de: Wer sind deine Vorbilder im Leben & in der Musik?
ela.: (überlegt keine Sekunde) Meine Mama. Natürlich! Sie ist eine super starke Frau. Wenn man mich fragt, woher ich so viel Energie habe, dann muss ich sagen, dass ich das auf jeden Fall von ihr geerbt habe. Sie hat mir auch die ganzen gesanglichen Skills beigebracht. Wenn andere Mädchen mit Barbies gespielt haben, habe ich meine Mama genervt, dass wir noch einen Blues zusammen durchsingen.
Bis heute ist mir ihr Feedback mit am wichtigsten, vor allem was Gesangsskills betrifft. Für mich sind ihre Worte keine Kritik, sondern bestes Feedback. Denn nur so kann man besser werden. Ich bin damit aufgewachsen: Wenn du besser werden möchtest, musst du daran arbeiten. Die polnische Disziplinschule (lacht).
Aber ansonsten inspiriert mich auch Queen. Ich liebe Sia, weil sie so eine heftige Stimme hat. Ich liebe aber auch Lady Gaga und Madonna, also wirklich auch starke Frauen, die die komplette Musikbranche auf den Kopf gestellt haben und ein Statement gesetzt haben.
wmn.de: Du wolltest seitdem du klein bist, auf der großen Bühne stehen und berühmt werden?
ela.: Ja. Ich wusste schon immer, ich werde Sängerin. Ich hab das damals schon meiner Mama gesagt und sie meinte immer: Das ist schon ein schwerer Weg, das weißt du. Mach doch lieber erst mal Abi. Aber auch während der Schulzeit habe ich meinen Lehrern gesagt: Ich werde Songs schreiben und ich werde singen. Auch die meinten: Willst du das nicht lieber studieren? Alle haben versucht, es mir auszureden. Ich wusste aber immer, dass ich diesen Weg gehen werde. Für mich gab es nie irgendwas anderes.
wmn.de: Eine beneidenswerte Eigenschaft, immerhin wissen nicht viele Leute, was sie werden wollen oder verlieren sich.
ela.: Kennst du das Buch Der Alchimist von Paulo Coelho? Das muss man unbedingt gelesen haben! Das ist eine ganz spannende Geschichte mit der Kernmessage: Wenn wir etwas wollen, dann werden wir es erreichen. Und die Welt wird alles dafür tun, dass wir es auch wirklich erreichen.
Und auch wenn es viele Hürden gibt, sind diese nur als Proben anzusehen. Das finde ich so einen schönen Gedanken und kann das Buch daher nur jedem empfehlen. Ich weiß, es ist super schwierig, den richtigen Weg zu finden. Aber sich die Zeit dafür zu nehmen, Sachen auszuprobieren und in sich reinzuhören, trotz der ganzen Reizüberflutung, ist wichtig.
wmn.de: Dein aktuelles Album heißt Liebe & Krieg. Gibt es einen Song darauf, der dir besonders wichtig ist?
ela.: Das ist richtig schwer. Denn jeder Song hat seine eigene Energie und für mich ist dieses Album zudem ein biografischer Ausschnitt aus meinem Leben. Ich verarbeite da Dinge und reflektiere mich. Mein Album ist daher auch als ein Stück Zeitgeist zu verstehen.
Ich habe in dieses Album alles, was ich hatte reingesteckt. Wir haben damals mit meinem Produzenten die ganze Soundwelt, die ich im Kopf hatte, in die Songs integriert. Was wir da an Zeit reingesteckt haben und an Aufwand. Zu Beginn habe ich gefühlt 12 Mikros ausprobiert, bis ich wusste: thats it.
wmn.de: Du bist also ziemlich hinterher, jede Entscheidung selbst zu treffen?
ela.: Genau, ich lasse meine Arbeit nicht von fremden Menschen produzieren oder schreiben. Das ist mein Werk, ich bin ein Teil davon und ich freue mich total, wenn ich ein tolles Team drum herum habe. Aber am Ende entsteht die Arbeit in meinem Kopf – soundwelttechnisch aber auch thematisch. Deswegen kann ich beim besten Willen keinen Favoriten auswählen.
wmn.de: Nicht einmal, wenn wir unserer LeserInnen nur einen Song empfehlen könnten?
ela.: (überlegt kurz & antwortet dann wie aus der Pistole geschossen) Liebe & Krieg, Irgendwann & Wenn unsere Zeit gekommen ist.
wmn.de: Der Song Fahrtwind ist aber auch etwas ganz Besonderes, der trägt einen so durch den Alltag. Worum geht’s im Song Fahrtwind für dich?
ela.: Um einen Neuanfang. Darum was es heißt, als junger Mensch nach Berlin zu gehen und alles einzuatmen, was gerade passiert. Jeder Neuanfang ist super schwierig, deswegen war mir auch so wichtig, im Musikvideo viele starke Frauen zu zeigen. Ich bin immerhin nicht die Einzige, die diesen Weg geht. Ich muss sagen, das ist auf jeden Fall eines der schönsten Videos, das wir je gemacht haben.
Und ich freue mich so, dass wir diese starken Frauen dafür gewinnen konnten: Zum Beispiel Anke von der Eisvogel e.V. Sie hat diesen Verein gegründet, weil sie den Krebs überlebt hat. So eine starke Persönlichkeit, die ihre Geschichte teilen wollte. Dabei hat sie Rotz und Wasser geheult, aber war so uneitel, weil sie ihre Chance nutzen wollte, Leute zu erreichen, denen es genau so ging. So schön, dass ich davon ein Teil werden durfte.
wmn.de: Was wünscht du dir für die Zukunft?
ela.: Ich freue mich total auf meine Tour im Oktober 2021. Und ich fände es so schön, noch mehr Menschen mit meiner Musik zu erreichen. Ich sehe es ja jetzt schon täglich, wie viele Streamings und Follower ich habe und auch wie viele Menschen mir schreiben. Ich wünsche mir einfach, dass wir ganz bald zusammen feiern können!
Wir danken ela. für diese Lebensweisheit und das zauberhafte Interview!