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Diese Auswirkungen haben Waldbrände auf uns und das Klima

Auf der ganzen Welt brennen momentan die Wälder. Warum es vermehrt Waldbrände gibt und welche Auswirkungen sie haben, liest du hier.

© Karsten - stock.adobe.com

Kampf gegen Waldbrände: Frühwarnsystem aus Brandenburg weltweit im Einsatz

Im brandenburgischen Eberswalde werden Detektoren getestet, die bei Waldbränden besonders früh Alarm schlagen. Die "elektronischen Nasen" können unter anderem zwischen einem entstehenden Flächenbrand und den Abgasen eines Diesel-Lkws unterscheiden. Im Mittelmeerraum kommt das Frühwarnsystem von Dryad Networks derzeit unter anderem in Griechenland und in Spanien zum Einsatz.

Im Juli und August, wenn die meisten von uns sich einige Wochen frei nehmen und in den Urlaub aufbrechen, genießen die Kinder schulfreie Zeit und das Wetter zeigt sich von seiner angenehm warmen Seite. So war es zumindest, als ich noch zur Schule ging. Damals waren Temperaturen von über 30 Grad eine Besonderheit. Heute ist das nicht mehr der Fall. Durch die steigenden Temperaturen häufen sich auch Brände in vielen Teilen der Welt, so beispielsweise in Kanada, Griechenland, Italien, Frankreich, Spanien und Hawaii. Waldbrände gab es schon immer, warum also werden die jetzigen mit dem Klimawandel in Verbindung gebracht?

Foto: Johanna Urbancik

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Gibt es momentan mehr Waldbrände als früher?

Um diese Frage zu beantworten, habe ich Alexander Held gefragt. Alexander Held hat einen Master of Science in Forstwissenschaften von der Universität Freiburg und hat als Feuerökologe in der Arbeitsgruppe Feuerökologie der Max-Planck-Gesellschaft gearbeitet. Von der Feuerökologie hat er zum Feuermanagement gewechselt und arbeitete mit dem Global Fire Monitoring Center (GFMC) in Europa und im südlichen Afrika.

Held ist beim European Forest Institute (EFI) tätig und widmet sich dem aktuellen Projekt Waldbrand-Klima-Resilienz. Innerhalb dieses Projekts konzentriert er sich auf den Austausch von Fachwissen und Kenntnissen, die Förderung von gegenseitiger Unterstützung und die Zusammenarbeit in ganz Europa. Ziel ist es, widerstandsfähigere Landschaften zu schaffen, das Brand-Management in Deutschland zu verbessern und für mehr Information zu sorgen. Seine Expertise erstreckt sich dabei auf die Bereiche Brand-Management, Waldbau und Rotwild-Management, um resilientere Wälder zu fördern.

Zu der Frage, ob es heutzutage mehr Waldbrände gibt als früher, hat er mir folgendes erklärt: „Vereinfacht gesagt wird es für das Feuer immer einfacher, wenn es langanhaltend trocken und heiß ist. Dann sind die Bedingungen für die Waldbrände so gut, dass die Feuer intensiver, zerstörerischer und schwerer zu kontrollieren sind. Trotzdem braucht es immer eine Zündquelle, um ein Feuer zu entfachen. Klimatische Veränderungen allein lösen kein Feuer aus, aber sie machen es dem Feuer immer leichter.

Nach den Bränden in Rhodos sieht man überall verbrannte Ecken. Foto: ANGELOS TZORTZINIS/AFP via Getty Images

Wie wird ein Waldbrand ausgelöst?

Als Kind habe ich einen großen Teil meiner Kindheit auf der italienischen Insel Sardinien verbracht. Schon damals ist mir aufgefallen, dass viele Waldflächen an der Autobahn komplett verbrannt waren. Mein Vater hat damals immer gesagt, dass Waldbrände der Grund dafür sind, was natürlich Sinn ergibt. Zudem hat er gemeint, dass diese von Menschen ausgelöst worden sind, die ihre Zigaretten oder Glasflaschen aus dem Fenster geworfen hätten. Stimmt das wirklich?

Studierende der North Carolina State University haben mit Joseph Roise darüber gesprochen. Er befasst sich an der Universität mit dem Verhalten und der Verhütung von Waldbränden, um ein besseres Verständnis dafür zu bekommen, wie die Brände entstehen und sich somit ausbreiten.

Roise bestätigt die These meines Vaters und erklärt, dass Waldbrände manchmal auf natürliche Weise entstehen, entweder durch die Hitze der Sonne oder durch einen Blitzschlag. Er fügt allerdings hinzu, dass die meisten Waldbrände jedoch durch menschliche Aktivitäten verursacht werden. Darunter fallen beispielsweise unbeaufsichtigte Lagerfeuer, weggeworfene Zigaretten, Brandstiftung und mehr. „Menschliche Unachtsamkeit ist der größte Faktor, der zu Waldbränden beiträgt“, erklärt Roise. 

Dass Waldbrände durch eine Glasflasche ausgelöst werden, hält der Experte Alexander Held allerdings für einen Mythos.

Ein Waldbrand in Posada, Sardinien am 6. August. Foto: Emanuele Perrone/Getty Images

Was haben Waldbrände mit dem Klimawandel zu tun?

Wie schon erwähnt, Waldbrände gab es schon immer. Warum also beschweren sich Menschen, dass die vielen Brände etwas mit dem Klimawandel zu tun haben? Der Klimawandel, einschließlich zunehmender Hitze, längerer Trockenheit und steigende Ozonwerte, hat in den letzten zwei Jahrzehnten maßgeblich dazu beigetragen, dass die Gefahr und das Ausmaß von Waldbränden zugenommen haben.

Waldbrände erfordern das Zusammenspiel einer Reihe von Faktoren wie Temperatur, Feuchtigkeit und Feuchtigkeitsmangel in Brennstoffen wie Bäumen, Sträuchern, Gräsern und Waldschutt. Alle diese Faktoren stehen in direktem oder indirektem Zusammenhang mit der Klimavariabilität und dem Klimawandel, schreibt die US-amerikanische nationale Ozean- und Atmosphäre-Behörde.

Forschungen des Klimareports zeigen, dass Klimaveränderungen wärmere und trockene Bedingungen schaffen, die zu längeren und aggressiveren Brand Saisons führen. Der Anstieg der Temperaturen und der „Durst“ in der Atmosphäre aufgrund des vom Menschen verursachten Klimawandels erhöht somit die Trockenheit der Waldbrennstoffe während der Brand-Saison.

Die Brände auf Rhodos haben mehrere Tage gebrannt und somit viel von der Natur zerstört. Foto: Damianidis Eleftherios/Anadolu Agency via Getty Images

Können Waldbrände auch “gut” für unser Klima sein?

In vielen Ökosystemen sind Waldbrände ein Mittel der Natur, um die Erde zu regenerieren, wichtige Nährstoffe wieder in den Boden zu bringen und neue Lebensräume für Pflanzen und Tiere zu schaffen, die sich gut entwickeln. Wenn Waldbrände jedoch zu lange brennen, wie es momentan der Fall ist, können sich die Ökosysteme nur schwer erholen und die Brände sind somit schädlich für die Natur. Darüber hinaus können der Verlust von Menschenleben, die Schäden an Häusern und Gebäuden sowie die Auswirkungen auf die Luft- und Wasserqualität katastrophal sein.

Der EFI-Experte Alexander Held erklärt hier ausführlich, warum man mit der Aussage, dass Brände für unser Klima gut sein könnten, vorsichtig sein sollte. Er erklärt, dass es immer auf die Anpassungsfähigkeit des Ökosystems an das Feuer ankommt, sowie auf die allgemeinen Wetter- und Feuerbedingungen. „Grundsätzlich ist die Aussage in feuer-angepassten oder gar feuer-abhängigen Ökosystemen zutreffender als in feuer-sensitiven Systemen, wie zum Beispiel in den mediterranen Regionen.“

Dass die derzeitigen Brände keinen Vorteil für unser Klima haben, ist logisch. Hierzu schreibt mir Held, dass diese Brände ein einfaches Spiel haben, sich quasi ungehindert ausbreiten können. Diese Eigenschaft würde sie so gefährlich machen. 

Die Vegetation, die durch den trockenen Sommer noch entflammbarer ist, wirkt wie ein Brandbeschleuniger, vor allem in Kombination mit starken Winden, wie zuletzt auf Rhodos und Hawaii führt das zu zerstörerischen Bränden, die kaum bis gar nicht zu löschen sind. Denn um die Brände zu kontrollieren, müsste man entweder die Vegetation anpassen, was auf diesen großen Flächen nur bedingt möglich ist, oder das Wetter beeinflussen, was wir nicht können. Kontrollierte, also geplante Brände werden von erfahrenen Einsatzkräften geleitet, die genauestens mit dem potenziellen Feuerverhalten vertraut sind und kein Risiko eingehen.“

Der Experte erklärt, dass diese Brände nicht die Hitze oder das Ausmaß unkontrollierter Brände entwickeln. Tatsächlich ist dies in einigen Teilen der Welt seit Jahrhunderten eine angewandte Praxis, die der Stabilisierung des Ökosystems dienen kann. Vereinzelt können sie auch als taktische Maßnahme in einem sich ausbreitenden Brand eingesetzt werden.

Welchen Effekt haben Waldbrände auf unser Klima und auf uns?

Waldbrände sind natürlich nicht schonend für unser Klima und noch weniger für uns Menschen. Waldbrände setzen Kohlendioxid (CO₂) und andere Treibhausgase (THG) frei, die zum Klimawandel beitragen, berichtet das Air Resource Board in Kalifornien. Es ist allerdings schwierig zu bestimmen, inwieweit Waldbrand-Emissionen die Treibhausgas-Konzentrationen in der Atmosphäre verändern und zum anthropogenen Klimawandel beitragen. Das liegt daran, dass Waldbrand-Emissionen Teil des terrestrischen Kohlenstoffkreislaufs sind.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) schreibt, dass Waldbrände auch für Menschen gravierende Folgen haben können. Der Rauch von Waldbränden ist eine Mischung aus gefährlichen Luftschadstoffen wie PM2,5, NO2, Ozon, aromatischen Kohlenwasserstoffen oder Blei. Neben der Verschmutzung der Luft mit toxischen Schadstoffen wirken sich Waldbrände also nicht nur auf das Klima aus. Indem sie große Mengen an Kohlendioxid und anderen Treibhausgasen in die Atmosphäre freisetzen, haben sie auch einen negativen Effekt auf uns Menschen.

Erinnerst du dich noch, als New York City vor ein paar Monaten wegen der Brände in Kanada orange war? Laut IQAir, einem Schweizer Luftüberwachungsunternehmen, hatte New York City zu diesem Zeitpunkt die schlechteste Luftqualität der Welt. Da viele der Partikel im Rauch von Waldbränden nicht größer als ein Drittel des Durchmessers eines Haares sind, drängen sie tief in die Lunge ein und setzen sich dort fest. Die Partikelverschmutzung löst Asthmaanfälle, Herzinfarkte und Schlaganfälle aus – und kann auch tödlich sein.

Im Juni war New York wegen der Brände in Kanada orange. Foto: ANGELA WEISS/ AFP via Getty Images

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Wie schützt man sich vor Waldbränden?

Wie wir gesehen haben, können Waldbrände uns schneller persönlich schädigen, als wir dachten. Als die Brände auf der griechischen Insel Rhodos den Urlauber:innen zu nah kamen, mussten sie evakuiert werden. Dennoch gibt es einige Urlauber:innen, die sich ihren Urlaub nicht wegnehmen lassen wollen. Da auf Inseln wie beispielsweise Rhodos, Sardinien oder Sizilien viel Geld durch Tourismus eingenommen wird, ist dies vielleicht auch gar nicht so schlecht für die Einheimischen? 

Viele Touristen wurden auf Rhodos wegen der Feuer evakuiert. Foto: Anadolu Agency via Getty Images

Wie kann man sich also schützen, wenn ein Brand einem doch zu nahe kommt? Wichtig ist, dass du dich seitlich zur Windrichtung bewegst, um dem Waldbrand zu entkommen. Trage zudem auch eine Kopfbedeckung und Sonnenbrille, um dich vor Funkenflug zu schützen. Um zu atmen, solltest du ein feuchtes Tuch vor deinem Mund verwenden, um dich somit vor dem Einatmen von Rauch zu schützen. Suche Zuflucht in einem Gebiet, das möglichst wenig Bewuchs und brennbares Material aufweist.

Wenn das Feuer nicht in deiner unmittelbaren Nähe ist, sondern nur der Rauch, dann solltest du auf jeden Fall deine Fenster geschlossen halten und nur mit einer N95-Maske das Haus verlassen. Vermeide zudem sportliche Aktivitäten.

Um zu verhindern, dass Brände überhaupt entstehen, müssen wir achtsamer mit der Natur umgehen. Held betont, dass unsere Wald- und Ökosysteme widerstandsfähiger und elastischer werden müssen. Er ergänzt, dass gut strukturierte und artenreiche Wälder, im Idealfall, das Ausbreiten von Feuer erschweren. Dies bedeutet, dass solche Wälder stabiler sind und mehr Bodenfeuchtigkeit, Luftfeuchtigkeit und Kühle beibehalten.

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