Vögeln macht eigentlich jede:m Spaß. Das ewige Rein- und Rausspiel oder auch „die schönste Nebensache der Welt“. Egal, wie man es nennen möchte: Sex ist einfach herrlich! Womit sich aber niemand so wirklich gern zu beschäftigen scheint ist die Frage nach der Verhütung. Welche Verhütungsmethode ist die beste, für wen ist was geeignet und welche Verhütung ist gerade für den Mann sinnvoll?
Auch, wenn sich in den letzten Jahren viel in der Gleichberechtigung von Frau und Mann getan hat – in einer Sache scheinen wir seit langem auf der Stelle zu treten. Noch immer gibt es kaum eine wirksame Verhütung für den Mann. Frauen tragen noch immer den Löwenanteil dieser Aufgabe. Klar: Männer kaufen öfter die Kondome. Aber die Pille und andere Verhütungsmethoden werden zum größten Teil von Frauen genutzt. Wie kann das sein? wmn hat sowohl in der Forschung als auch bei den Männern selbst nachgehorcht, wo denn nun eigentlich das Problem liegt.
Verhütung für den Mann oder doch die Pille für die Frau?
Sie verursachen Kopfschmerzen, Libidoverlust, Stimmungsschwankungen, Gewichtszunahme oder ein erhöhtes Thrombose-Risiko – und trotzdem nehmen laut einer Studie der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung aus dem Jahr 2018 noch 47 Prozent der Frauen die Pille. Tendenz allerdings sinkend. Denn immer weniger Frauen haben Lust, täglich künstliche Hormone einzunehmen und gesundheitliche Risiken in Kauf zu nehmen.
Auch das Bundesamt für Statistik in der Schweiz hat sich die Frage gestellt, wie viele Frauen denn eigentlich noch die Pille nehmen. Hier kamen ähnliche Zahlen heraus. Die Pille wird als Verhütungsmittel immer weniger genutzt, im Jahr 2017 nahmen nur noch 31 % der Frauen die Pille.
Redaktionstipp: Wie ist es, die Pille abzusetzen? 5 Frauen berichten von ihren Erfahrungen.
Nebenwirkungen der Pille: Wie war das mit der Thrombose?
Eine Nebenwirkung der Pille fällt uns sofort ein. Nicht nur, dass wir uns vor Kindern schützen können, denn viele Frauen haben auch Angst vor Thrombose-Erkrankungen. Gerade während der Coronapandemie im März dieses Jahres kam das Thema der Thrombose-Erkrankungen auf.
Im Zusammenhang mit dem Corona-Impfstoff Astrazeneca verstärkte sich die Problematik. Tatsächlich erlitten 8-10 von 10.000 Pillenanwenderinnen ein Blutgerinnsel. Bei Astrazeneca sollen es lediglich 11 Thrombosen bei 1,2 Millionen Impfungen gewesen sein. Obwohl der Impfstoff weniger Thrombosepotenzial hat, wurde das Thema viel wichtiger.
Zwar lassen sich weder die Thrombose-Arten noch eine Impfung und ein Arzneimittel miteinander vergleichen – doch das Beispiel zeigt sehr wohl, dass vor allem Frauen bei der hormonellen Verhütung mit den Nebenwirkungen leben müssen. Denn für den Mann gibt es ein Äquivalent oder andere Verhütungsmethoden bisher nicht. Ihm bleiben nur das Kondom, der mehr als unsichere Coitus interruptus und die kaum umkehrbare Vasektomie.
Verhütung für den Mann misst mit zweierlei Maß
In den letzten Wochen wurde heftig über die Verhütung für den Mann diskutiert. Einen großen Anteil daran haben Rita Maglio und Jana Pfenning, die sich mit ihrer Petition Better Birth Control für eine gleichberechtigte nebenwirkungsfreie Verhütung einsetzen. Sie sagen: „Verhütungsgel, Hormonspritze, Samenleiterventil … an männlicher Verhütung wurde viel geforscht, dennoch hat es bisher kein Produkt auf den breiten Markt geschafft. Wir fordern eine größere Vielfalt an Verhütungsmethoden für den Mann auf dem Markt!“
Biologie von Frau & Mann extrem unterschiedlich
Doch woran liegt es, dass es bei dem Thema Verhütung für den Mann nicht richtig voran geht? Das hängt vor allem mit der komplett unterschiedlichen Biologie von Frau und Mann zusammen.
Der Verhütungsexperte und Gynäkologe Dr. Christian Fiala erklärt die Problematik gegenüber dem Portal netdoktor.de so: „Die Frau hat einen Eisprung pro Monat, den man unterdrücken kann. Das ist viel einfacher als beim Mann. Beim Mann muss man täglich die Heranreifung von 100 Millionen Spermien unterdrücken. Und wie man weiß, reicht schon ein Spermium zur Befruchtung aus.“
WHO-Studie zur Pille für den Mann abgebrochen
Dass es trotzdem auch für den Mann möglich ist, hormonell zu verhüten, zeigt eine internationale Studie der Weltgesundheitsorganisation (WHO) aus dem Jahr 2008. Statt einer Tablette gab es für die Männer allerdings eine Spritze, die einmal im Monat verabreicht wurde. Der Erfolg war aber trotzdem vergleichbar mit der Pille.
Bei allen Probanden sank die Spermienzahl und knapp 90 Prozent der 320 teilnehmenden Männer vertrug die Spritze gut. Trotzdem brach die WHO die Studie drei Jahre später ab. Der Grund: Circa zehn Prozent der Männer hatten Nebenwirkungen wie Stimmungsschwankungen, Libido-Verlust oder Niedergeschlagenheit bis hin zur Depressivität.
Pille von damals würde wohl heute nicht mehr zugelassen
Ähm, Moment! Das kommt uns doch irgendwie bekannt vor? Ist das nicht genau das, was Frauen seit Jahren bei der Pille in Kauf nehmen müssen? Wieso wird hier mit zweierlei Maß gemessen? Die Antwort: Die Zulassungsregeln sind einfach strenger geworden. „Bei der Entwicklung von Medikamenten und insbesondere von Verhütungsmitteln haben sich die Regeln einfach geändert gegenüber den 60er Jahren“, erklärt Biologie. Prof. Michael Zitzmann, Androloge an der Uniklinik Münster, der an der Studie beteiligt war, gegenüber dem Magazin Quarks.
Er glaubt nicht, dass die Pille für die Frau unter den heutigen Bedingungen und der damaligen Entwicklung zugelassen worden wäre. Viele Frauen (und auch Männer) dürfte diese Aussage fassungslos machen …
So steht es um die Bereitschaft der Männer, zu verhüten
Und was wäre, wenn die Forschung nun endlich mal aus dem Puschen kommen und eine Verhütung für den Mann auf dem Markt bringen würde ? Hängt es letztlich dann nicht doch von den Herren und ihrer Skepsis ab, künstliche Hormone einzunehmen? Was Männer Überraschendes zu dem Thema zu sagen haben, liest du auf der nächsten Seite!
Laut einer internationalen Umfrage des Berliner Zentrums für Epidemiologie und Gesundheitsforschung unter 9000 Männern aus dem Jahr 2005 befürworten 61 Prozent von ihnen die Pille für den Mann. Doch wie sieht das in der Realität aus? Wer sagt wirklich ja, wenn es um die Verhütung für den Mann geht? wmn hat sich einmal bei 4 Männern (Namen von der Redaktion geändert) umgehört und ein äußerst interessantes Stimmungsbild eingefangen.
Yannik, 37: „Ich würde mich lieber sterilisieren lassen!“
Um ehrlich zu sein, habe ich mich noch nicht ausreichend mit dem Thema beschäftigt, um sagen zu können, ob ich beispielsweise die Pille für den Mann nehmen würde oder nicht. Generell fänd ich es mega, wenn es eine ohne viele Nebenwirkungen gäbe. Denn die sind ja bei den Frauen auch heftig.
Aber wenn ich vor die Wahl gestellt werde, würde ich mich lieber sterilisieren lassen, als Pillen zu schlucken. Aber meine Familienplanung ist auch abgeschlossen. Wenn ich jetzt noch Kinder wollte, wäre die Situation natürlich eine andere. Dann würde ich wohl lieber mit Kondom verhüten, selbst, wenn ich in einer festen Beziehung wäre.
Max, 27: „Ich würde die Pille für den Mann auf jeden Fall testen!“
Wenn die Pille für den Mann in Sachen Wirksamkeit und Nebenwirkungen genauso gut erforscht ist, wie die für die Frau, würde ich sie auf jeden Fall als Verhütungsmethode testen.
Erik, 27: „Ich würde verschiedene Methoden durchtesten.“
Wenn die Nebenwirkungen nicht langfristig wären, würde ich es auf jeden Fall ausprobieren. Bei Langzeitwirkungen wäre ich skeptischer. Aber generell gilt doch gleiches Recht für alle. Warum sollten sich nur die Frauen damit herumschlagen?
Da würde ich mich auch durch verschiedene Methoden durchtesten. Gern auch eine endgültigere Behandlung wie eine Vasektomie, die ja auch einige Risiken birgt. Aber grundsätzlich wäre ich der ganzen Thematik gegenüber aufgeschlossen und würde es ausprobieren.
Tom, 32: „Ich würde es exakt zwei Tage schaffen, die Pille zu nehmen!“
Wenn es die Pille für mich gäbe und ich die Verantwortung dafür hätte, jeden Tag zur selben Zeit eine Tablette zu nehmen, könnte ich mir das Geld sparen. Denn ich würde es exakt zwei Tage schaffen und es dann vergessen.
Wenn es aber so etwas wie eine Spritze gäbe, die man ein Mal bekommt und dann nie wieder, wäre das wohl die einzige Option.
Verhütung für den Mann: Was lernen wir daraus?
Nachdem wir uns die Statements der Männer zum Thema Verhütung für den Mann angeschaut haben, wissen wir nun: Es gibt keine allgemeine Meinung zu dem Thema. Dennoch geben unsere Testpersonen (wie beispielsweise Tom) zu: Manche von ihnen sind einfach zu vergesslich, um sich an die Pille zu erinnern. Andere, so wie Yannik, grämen sich davor, die Pille für den Mann überhaupt zu nehmen.
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crlnmyr