Jennifer Gardner, Managerin für Katastrophenhilfe und Risikominderung beim Internationalen Fond für Tierschutz (IFAW), hat sich im Laufe ihrer Karriere einen festen Platz in der Welt des Tierschutzes erarbeitet. In einem Interview mit WMN teilt sie ihre inspirierende Geschichte und erklärt, warum die Arbeit des IFAW so entscheidend ist.
Jennifer Gardner kurz und knapp:
Jennifer Gardner, die seit fast 11 Jahren für den IFAW arbeitet, ist eine echte Pionierin im Bereich des internationalen Tierschutzes. Doch wie kam sie dazu, in dieser Branche tätig zu werden? Ihre Reise begann mit einem tiefen Interesse an Tieren, das sie von Kindheit an begleitete. In einer Zeit, in der die meisten Menschen davon ausgingen, dass die einzige Möglichkeit, mit Tieren zu arbeiten, die Tiermedizin sei, wagte Jennifer einen anderen Weg. Sie studierte Umweltpolitik und engagierte sich ehrenamtlich in einem Tierheim. Dort entdeckte sie ihre wahre Leidenschaft für den Tierschutz.
Jennifer Gardner: „Früher gab es wenig Perspektiven im Bereich Tierschutz“
WMN: Wie bist du dazu gekommen im Bereich Tierschutz zu arbeiten?
Jennifer Gardner: Als ich jünger war, hegte ich schon immer den Wunsch, etwas im Bereich des Tierschutzes zu tun. Damals gab es allerdings weniger Perspektiven, die einzige bekannte Option wäre der Beruf Tierärztin gewesen. Dann begann ich mich jedoch für Umweltpolitik zu interessieren. Ich hatte die Gelegenheit, ehrenamtlich in einem Tierheim zu arbeiten, und nahm schließlich eine Stelle dort an. Ich hatte dort das Gefühl, jeden Tag einen Unterschied machen zu können.
So führte ich mehrere Jahre lang Untersuchungen zu Tierquälerei und Vernachlässigung durch. Dann stieß ich auf eine internationale Position im Tierschutz, die ausgeschrieben war. Da ich zuvor im Ausland studiert hatte und die globale Perspektive als extrem wichtig erachtete, war ich überzeugt, dass dies mein nächster Schritt sein sollte. Und jetzt bin ich hier, 11 Jahre später.
„Das Wichtigste ist Resilienz.“
WMN: Was macht deine aktuelle Arbeit im Tierschutz aus?
Jennifer Gardner: Meine Arbeit ist zweigeteilt. Einerseits umfasst sie die Reaktion auf Katastrophen. Das bedeutet, dass ich bei Naturkatastrophen wie Hurrikanen in den USA, Mexiko oder der Karibik mit unseren Organisationsteams und lokalen Partnern zusammenarbeite, um auf diese Katastrophen zu reagieren und Tieren zu helfen. Das ist die reaktive Seite meiner Arbeit. Andererseits verbringe ich einen Großteil meiner Zeit mit Risikominderung oder, wie ich es gerne nenne, Katastrophenresilienz.
Dabei arbeite ich mit katastrophenanfälligen Gemeinschaften weltweit zusammen, um ihre Widerstandsfähigkeit gegen solche Ereignisse zu stärken. Das kann bedeuten, der Regierung bei der Erstellung von Katastrophenplänen zu helfen oder Tierschutzorganisationen bei der Entwicklung von Notfallplänen für Tierheime zu unterstützen. Kurz gesagt, ich arbeite daran, die Widerstandsfähigkeit von Gemeinschaften gegen Katastrophen zu erhöhen.
WMN: Kannst du spezifizieren, wie dieser Resilienzplan aussehen kann? Wie verhindert man solche Ereignisse, die manchmal wohl nicht wirklich vermeidbar sind?
Jennifer Gardner: Ich denke, es ist wichtig zu verstehen, dass nicht alle Katastrophen verhindert werden können. Früher wurde oft gesagt, dass man einen Plan haben muss, wenn eine Katastrophe eintritt. Heutzutage sagen wir eher, man muss einen Plan haben, für den Fall, dass eine Katastrophe eintritt. Denn Katastrophen passieren zunehmend häufiger und betreffen immer mehr Gemeinschaften, auch solche, die zuvor nicht betroffen waren. Es geht darum, sicherzustellen, dass Gemeinschaften auf Katastrophen vorbereitet sind. Ich betrachte Resilienz auf drei Ebenen: die individuelle Ebene, die Organisationsebene und die politische Ebene.
Auf der individuellen Ebene sollten Menschen sicherstellen, dass sie und ihre Haustiere im Notfall einen Plan haben, inklusive Futter, Wasser und Medikamente. Bei der Organisationsebene geht es darum, sicherzustellen, dass Organisationen, die bei Katastrophen helfen könnten, gut vorbereitet sind. Auf der politischen Ebene ist es wichtig, sicherzustellen, dass Tierschutzbelange in Katastrophenrichtlinien und -plänen berücksichtigt werden.
WMN: Wie verbreitet ihr Bewusstsein und wie zieht ihr immer mehr Menschen in dieses Engagement mit ein?
Jennifer Gardner: Früher war es schwierig, die Menschen für Katastrophenvorsorge zu sensibilisieren, besonders wenn sie noch nie eine Katastrophe erlebt hatten. Die Einstellung war oft: So etwas passiert allen anderen, mir aber nicht. Deshalb investieren wir nach Katastrophen oft in die Gemeinschaften, um ihre Vorbereitungsfähigkeiten zu stärken. Ein weiterer Aspekt ist die verstärkte Berichterstattung über den Klimawandel und seine Auswirkungen. Die steigenden Katastrophenhäufigkeiten und -intensitäten zeigen, wie wichtig Vorbereitung ist. Jeder sollte über Katastrophenvorsorge nachdenken.
„Die Wiedervereinigung von Menschen und Haustieren ist besonders emotional.“
WMN: Hast du einen bewegenden Moment oder einen Lieblingsmoment aus deiner Karriere, den du mit uns teilen möchtest?
Jennifer Gardner: Ein bewegender Moment ist immer die Wiedervereinigung von Familien mit ihren Haustieren nach Naturkatastrophen. Es ist eine sehr emotionale Erfahrung. Einmal retteten wir während der Waldbrände in Kalifornien einen älteren Hund namens Panda. Wir haben sie schließlich ins temporäre Tierheim gebracht. Ich habe sie jeden Tag gesehen und gedacht: „Ich weiß, dass dein Besitzer kommen wird.“ Eines Tages kam zufällig ein Mann auf mich zu und sagte er suche nach seinem Hund. Er zeigte mir ein Foto und es war Panda. Der Mann hat geweint und seinen Hund umarmt, solche Momente berühren mich besonders.
WMN: Und was können unsere Leser:innen in ihrem Alltag tun, um zu helfen oder sich vorzubereiten?
Jennifer Gardner: Wenn du Haustiere hast, stelle sicher, dass du einen Plan hast und ein Notfallset besitzt. Das würde Tierfutter, Leinen, eine Tiertransportbox, ein Foto von dir und deinem Tier beinhalten. Stell sicher, dass die Impfaufzeichnungen auf dem neuesten Stand sind, aber sorge einfach dafür, dass deine eigenen Tiere versorgt sind. Sprich auch mit deinen Nachbarn, insbesondere Menschen mit besonderen Bedürfnissen oder ältere Menschen.
WMN: Gibt es noch etwas, dass du unbedingt loswerden möchtest?
Jennifer Gardner: Die Tatsache, dass WMN sich vor allem an Frauen richtet, hat mir mal wieder gezeigt, dass Frauen so kraftvoll sind und wir starke Fähigkeiten haben, insbesondere auch im Umgang mit Tieren. Ich hoffe, dass jeder erkennt, dass wir Powerfrauen sind und Dinge verändern können. Es ist für mich als Managerin in diesem Programm wirklich schön diese Position zu besetzen, die sonst so stark von Männern dominiert wird. Aber ja, wir Frauen sind hier!