Wer schon das ein oder andere Mal zu viel Zeit auf TikTok verbracht hat, wird Helge Mark kennen. Der deutsche Schauspieler ist wahrscheinlich einer der bekanntesten Creator wegen seines kreativen und unterhaltsamen Videos. Er huldigt das Medium Film durch seine liebevollen satirischen Videos, in denen er die klischeehaften Momente mit Humor analysiert und nachspielt.

Helge Mark im Interview mit wmn

Wir haben uns bei dem diesjährigen TikTok #ForYou Fest mit ihm über seinen Werdegang, sein ikonisches Lachen und dem Aufwand, den er für seine Videos auf sich nimmt, unterhalten.

wmn: Du hast Musical Theatre und Schauspielerei studiert. Wie bist du von da zu TikTok gekommen?

Helge: Das lag tatsächlich einfach an der Zeit, die ich durch Corona hatte. Ich hatte notgedrungen keine Theaterengagements mehr und dadurch viel Zeit, um mich auszuprobieren. Das war eine wertvolle Erfahrung für mich. 

Ich habe da neue Dinge kennengelernt, wie zum Beispiel das Schauspielern am Set. Zudem habe ich mir das Nähen beigebracht und bin auch bei TikTok aktiv geworden. Ich dachte mir, dass ich jetzt Zeit habe und Energie investiere, um mich auszuprobieren. Das Tolle daran war, dass mich auf TikTok niemand kannte. Vorher war ich eher auf Instagram aktiv, wo natürlich auch all meine Freunde sind. Deshalb konnte ich mich auf TikTok ganz ungeniert ausprobieren.

wmn: Das kann ich gut verstehen.

Helge: Ja, nicht wahr? Das war einfach ein Raum für mich.

wmn: Wie lange hat es dann gedauert, bis deine Freunde auf dein TikTok aufmerksam wurden? Deine Videos sind ja relativ schnell viral gegangen.

Helge: Es hat ungefähr drei Monate gedauert, bis ich eine Followerschaft von etwa 100.000 hatte. Danach ging es relativ schnell. Meine engen Freunde haben es natürlich schnell mitbekommen, aber manche andere nicht, da sie nicht auf TikTok aktiv sind. Es ist wirklich lustig, wie viele es nicht bemerkt haben. 

Mittlerweile poste ich meine Videos auch auf Instagram und inzwischen wissen es glaube ich alle. Es war jedoch zu Beginn cool, für sich zu sein. Ich habe schnell meine Nische entdeckt und bin meinen Weg gegangen.

„Ich habe schnell meine Nische entdeckt und bin meinen Weg gegangen.“

wmn: Verglichen zu einem Filmset oder einer Theaterproduktion filmst und bearbeitest du ja bei deinen TikToks alles selber. Welche Unterschiede siehst du hier zwischen der Arbeit im Team und alleine?

Helge: Ich bin ‚All-In-One‘ bei TikTok. Mir gefällt das allerdings Konzept sehr, da ich dadurch die Kontrolle über alles habe. Der große Unterschied ist natürlich, dass ich auf einem Set oder im Theater immer mit anderen Menschen zusammenarbeite, während ich auf TikTok alleine agiere.

Natürlich suche ich oft nach einem Ausgleich und treffe mich daher auch häufig mit Freunden und anderen Menschen. Events wie das heutige gefallen mir sehr und ich finde sie wichtig, um einen sozialen Austausch zu erleben.

wmn: Wie lange brauchst du für ein TikTok-Video?

Helge: Das dauert lange. Ich nehme mir dabei keine genaue Zeit und bin nicht so genau. Durchschnittlich würde ich sagen, dass es ungefähr fünf bis sechs Stunden dauert.

Es kommt auch immer darauf an. Manchmal dauert auch die Ideenfindung sehr, sehr lange. Das ist so eine Zeit, die ich nicht so richtig planen kann. Wenn ich jedoch das Skript geschrieben habe, kann ich ungefähr den Aufwand für ein Video planen. Alles davor ist jedoch sehr dehnbar.

wmn: Was ich bei deinen Videos beeindruckend finde, ist, dass man manchmal vergisst, dass alle Charaktere von dir gespielt werden. Beim Dreh spielst du ja immer mit einem Gegenüber, das eigentlich gar nicht da ist.

Helge: Das ist die Kraft der Imagination. Am Set gab es schon öfter Situationen, in denen ich mit der Luft spielen musste, weil die Person, mit der ich spielen sollte, nicht anwesend war. Zuerst war das komisch, aber im Endeffekt gibt es einem auch eine gewisse Freiheit. In meinen TikTok-Videos kann ich eine Rolle so spielen, wie ich es mir vorstelle, und die nächste Rolle darauf abstimmen. Es kann auch ein Vorteil sein, alleine zu spielen.

„Es kann auch ein Vorteil sein, alleine zu spielen.“

wmn: Wenn du eine Szene spielst, stellst du dir dann dich selber als den Charakter vor oder den eigentliche:n Schauspieler:in in der Rolle?

Helge: Wahrscheinlich eher mich als den Charakter. Es hängt immer davon ab, ob es sich um ikonische Rollen handelt oder ob ich bestimmte Vorbilder im Kopf hatte, als ich das Skript geschrieben habe. Wenn ich die Rolle spiele, stelle ich sie mir auch vor.

Meistens versuche ich mir ins Gedächtnis zu rufen, wie sich die Rolle benimmt. Das habe ich auch schon früher gemacht, als ich bekannte Personen aus dem Fernsehen imitiert habe. Das klappt eigentlich immer ganz gut.

wmn: Dein Lachen ist sehr ikonisch. Wie hast du das entwickelt?

Helge: Das Fake-Lachen war tatsächlich so ein Ding, das ich während meines Studiums gemacht habe. Es war so ein Scherz. Dann habe ich es einfach zufällig in ein Video eingebaut und es wurde dann so ikonisch. Also gab es das schon vorher.

wmn: Ertappst du dich manchmal dabei, dass du im echten Leben auch so lachst?

Helge: Nein, das passiert selten. Manchmal passiert es zu Hause, wenn ich gut gelaunt bin und es vor meinem Freund auslasse.

wmn: Dann kommt die TikTok-Personality raus?

Helge: Oh Gott, ja. Manchmal passiert das und es erschreckt mich selbst. Letztens habe ich mich erschrocken und habe so aufgeschrien wie in meinen Videos. Ich dachte nur, was ist los mit mir? Es kam einfach so aus mir heraus.

Weitere Weekly-Hero:ine Interviews?
– Sophie Wachter über Sport während der Periode und Endometriose
– Monica Barbaro: Über das Frau-Sein in einem männlich-konnotierten Beruf
– Mia Pejic im Interview: „Ich möchte, dass Frauen ihre weibliche Energie nutzen.“

„Ich finde es gut, wenn man mich für verschiedene Dinge kennt und wertschätzt.“

wmn: Wie ist es für dich, wenn du nun wieder auf der Bühne stehst und eine Produktion aufführst, die viel länger als 3 Minuten dauert? Zudem kann ich mir vorstellen, dass viele Menschen dich nun als Creator erkennen. Fühlst du dich dadurch eingeengt oder wie nimmst du das wahr?

Helge: Nein, eigentlich nicht. Ich bin ja immer noch ich, nur in verschiedenen Rollen. Ich finde es sogar toll, wenn sich das Bild von mir erweitert. 

Wenn Menschen, die mich von TikTok kennen, mich dann auf der Bühne sehen, erweitert das nur ihr Bild von mir. Es ist kein negativer Aspekt. Ich finde es gut, wenn man mich für verschiedene Dinge kennt und wertschätzt.

wmn: Karriere-mäßig, was ist dein Ziel und deine Träume für deine Zukunft?

Helge: Ich bin immer so jemand, der mit dem Flow geht. Ich. Ich habe immer dann bestimmte Sachen, die ich erreichen will. Das ändert sich auch manchmal ein bisschen. So richtig festlegen kann ich das nicht.

Aber ich würde auf jeden Fall gerne in einem Kinofilm mitspielen und im Fernsehen vielleicht eine Art Show oder so was haben. Schon gerne auch TV und Kino in den Bereich mehr eintauchen.