Sicher hast du die kleine, stichelnde Aussage schon mal gehört, dass eine Frau über 30 noch „super für ihr Alter aussieht“. Genau das muss sich auch die US-Amerikanerin Hilary Duff des Öfteren auf den sozialen Netzwerken anhören. Denn, sobald ein Fotoshooting der 35-Jährigen viral geht, ist es nur in aller Munde, weil Menschen geschockt sind, dass sie mit über 30 noch so aussieht.
Hilary Duff: Die Frau, die für ihr Alter „noch super“ aussieht
Die US-amerikanische Schauspielerin Hilary Duff, die viele von uns von der Jugendserie „Lizzy McGuire“ kennen, ist dieses Jahr 35 geworden. Zudem hat sie dieses Jahr auch die Protagonistin der neuen Serie „How I Met Your Father“ gespielt. Dafür hat sie Promo gemacht, unter anderem Magazin Cover. Zwei dieser Titelbilder sind auf den sozialen Median viral gegangen, weil sie von den Verfassern der Tweets so betitelt wurden: „Hilary Duff sieht für ihr Alter noch super aus!„
Die Reaktionen auf diese Tweets waren gemischt, viele fragten, wie sich die breite Masse eine Frau über 30 eigentlich vorstellt? Oder, ob man diese mit einer 85-jährigen Frau gleichstellen kann? Es scheint, dass viele Menschen sich vorstellen, dass der Körper über Nacht zerfällt und man in den Dreißigern in der Regel nicht gut aussieht.
Popkultur und die Frau über 30
In der Popkultur wird das Thema der Frau über 30 natürlich auch bespielt – nur eben als Comedy Gag. Das haben sich auch einige Wissenschaftler:innen angeschaut. Das geht aus dem Bericht „It’s a Man’s (Celluloid) World“ von Martha Lauzen hervor, der Direktorin des Center for the Study of Women in Television and Film an der San Diego State University.
Sie schreibt, dass wir eine Handvoll reifer Schauspielerinnen sehen und nehmen an, dass der Altersdiskriminierung in Hollywood ein Ende gesetzt wurde. Aber wenn dein Nachname nicht zufällig Streep oder McDormand ist, stehen die Chancen gut, dass du nicht viel in der Filmbranche arbeiten wirst. „Die Tendenz, jüngere weibliche Charaktere in Filmen zu zeigen, betont den Wert ihrer Jugend und ihres Aussehens auf Kosten der Möglichkeit für Frauen, in Positionen persönlicher und beruflicher Macht zu altern„.
1. How I Met Your Mother – Frauen über 30 sind „eklig“
Wer tagsüber den Fernseher anmacht, kommt nicht um ein paar US-amerikanische Sitcoms drumherum. So auch die Serie „How I Met Your Mother„. Die Serie war jahrelang allseits und ihre neun Staffeln sind seit 2005 ein Dauergast im Privatfernsehen. Nun kann man über die Serie sagen, was man will, manchen gefällt sie eben und anderen nicht.
Wenn man sich einen der Hauptcharaktere, Barney Stinson, anschaut, kann man auch mehr als ein Stichpunkt nennen, warum dieser als problematisch eingestuft werden kann. Darum geht es hier aber gar nicht. Hier geht es darum, dass Stinson in mehreren Folgen eine große Sache daraus gemacht hat, dass er nicht mit einer Frau über 30 schlafen würde – obwohl er selber über 30 war. Der Grund war, dass diese schlichtweg zu alt sind.
Diese These zieht sich durch viele Filme und Serien. Das trägt dazu bei, dass das gesellschaftliche Bild einer Frau über 30 gleich dem einer alten Oma ist. Das stimmt aber natürlich gar nicht. Wahrscheinlich spürt man bei dem Übergang von den Zwanzigern in die Dreißiger nämlich gar nichts, obwohl man ein Szenario wie im Film „30 über Nacht“ erwartet.
Haben Frauen Angst davor, alt zu werden?
Es gibt verschiedene Forschungen, die sich mit diesem Thema befassen. So schreibt die Wissenschaftlerin Helena Lewis-Smith in ihrem Artikel für das Journal of Aesthetic Nursing. „Die Unzufriedenheit von Frauen mittleren Alters mit ihrem Aussehen wurde mit der Angst vor dem Altern in Verbindung gebracht.
Angesichts westlicher kultureller Normen, die das Älterwerden von Frauen mit einer Verschlechterung der körperlichen Attraktivität in Verbindung bringen, ist es vielleicht nicht überraschend, dass Frauen mittleren Alters häufig Angst vor einem wahrgenommenen Attraktivitätsverlust haben. Tatsächlich vergrößert sich mit jedem Jahr im Leben einer Frau die Diskrepanz zwischen ihrem Körper und dem westlichen Jugendideal aufgrund der erwarteten altersbedingten Veränderungen.„
Wie wird diese Angst vor dem Altern kapitalisiert?
Sex sells – Angst aber auch! Wenn du dir mal deine eigenen Skincare-Produkte anschaust, wirst du bestimmt merken, dass sich dort einige Anti-Aging-Produkte finden lassen. Die Beauty-Industrie weiß nämlich ganz genau, dass Frauen Angst vor dem Altern haben. Genau deswegen lassen sich Produkte, die diesen natürlichen Prozess verlangsamen sollen, besonders gut vermarkten.
So schreibt Chelsea G. Summers in ihrem Artikel für Gay Mag, dass „der Grund für dieses Wachstum nicht der einfache Wunsch ist, die Haut zu pflegen. Es ist zudem ein komplexerer Zwang, dem Alter zu trotzen.“ Ein Bericht des Marktforschungsunternehmens Euromonitor aus dem Jahr 2018 hat Folgendes gezeigt.
Hautpflegeprodukte sind im Vergleich zu allen anderen Kosmetikkategorien weltweit am stärksten gewachsen sind. Was den Einzelhandelsumsatz betrifft, so wird die Hautpflege von Anti-Aging-Produkten dominiert, angeführt von „Premium-Anti-Age-Produkten“.
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Gibt es hier eine einfache Lösung?
Da der Glaube, dass Frauen über 30 alt sind, sehr tief in unserer Gesellschaft und unserem Glauben verankert ist, kann sich dies nur kollektiv ändern. Man sollte sich bewusst machen, dass Attraktivität nichts mit dem Alter zu tun hat.