Hast du schon einmal darüber nachgedacht, deinen Schlaf mit einem Tracker zu überwachen? Vielleicht nutzt du sogar schon eine Smartwatch oder eine spezielle Schlaf-App, um deine nächtliche Ruhe zu analysieren. Doch was können diese Tools wirklich leisten? Und vor allem: Ist Schlaftracking überhaupt sinnvoll? Wir werfen einen Blick auf die Funktionsweise von Schlaftrackern, welche Daten sie erfassen und wie es mit der Auswertung aussieht. Und was sagt eigentlich die Wissenschaft dazu?
Wie funktioniert Schlaftracking?
Schlaftracker nutzen in der Regel Sensoren, um Bewegungen, Herzfrequenz und manchmal auch die Atmung zu erfassen – genau wie beim Fitness-Tracker. Diese Daten werden die Nacht über gesammelt und anschließend in verschiedene Schlafphasen unterteilt. Die häufigsten Tracker sind in Smartwatches, Fitnessarmbändern oder sogar in speziellen Matten integriert, die man unter die Matratze legt.
Die wichtigsten Daten, die dabei erfasst werden, sind:
- Bewegung: Durch die sogenannte „Aktigraphie“ wird deine Bewegung im Schlaf aufgezeichnet. In ruhigen Phasen wird angenommen, dass du schläfst, während viele Bewegungen auf Wachphasen oder leichten Schlaf hindeuten.
- Herzfrequenz: Viele Tracker messen deine Herzfrequenz im Laufe der Nacht, um deine Schlafphasen (leichter Schlaf, Tiefschlaf, REM-Schlaf) zu erkennen.
- Atmung: Einige modernere Geräte überwachen deine Atemfrequenz oder sogar die Sauerstoffsättigung, um Atemaussetzer zu erkennen.
All diese Informationen aus dem Schlaftracking ergeben dann dein Schlafprofil. Du bekommst am Morgen eine Analyse, die dir zeigt, wie lange du geschlafen hast, in welchen Schlafphasen du dich befunden hast und wie erholsam deine Nacht war. Manche Apps geben dir sogar Tipps, wie du deinen Schlaf verbessern kannst.
Können Schlaftracker deinen Schlaf verbessern?
In der Theorie klingt das alles fantastisch: Du bekommst eine detaillierte Analyse deines Schlafes und Hinweise darauf, wie du deine Schlafqualität steigern kannst. Doch die Realität sieht leider etwas anders aus. Prof. Thomas Penzel, Schlafforscher und Leiter der Schlafmedizinischen Abteilung an der Berliner Charité, weist darauf hin, dass die wenigsten Geräte wohl wissenschaftlich erprobt seien.
Die meisten Schlaftracker arbeiten mit Algorithmen, die sich stark auf Bewegung und Herzfrequenz verlassen. Diese Werte können zwar grob Auskunft über die Dauer und Qualität deines Schlafes geben, sind aber längst nicht so präzise wie professionelle Schlafstudien. Wissenschaftliche Untersuchungen zeigen, dass viele Tracker Probleme damit haben, genau zwischen den verschiedenen Schlafphasen zu unterscheiden. Die Geräte liefern also oft nur Schätzungen – und keine verlässlichen Diagnosen.
Sorgt das Tracking eher für Schlafstress?
Das kann passieren, wenn wir nicht wissen, wie wir die gesammelten Daten auswerten sollen. Oft ist es schwer, aus den gelieferten Informationen klare Schlüsse zu ziehen, besonders wenn du keinen medizinischen Hintergrund hast. Viele Menschen setzen zu viel Vertrauen in die Ergebnisse der Tracker und machen sich unnötig Sorgen, wenn sie denken, dass ihr Schlaf „schlecht“ war. In manchen Fällen kann dies sogar zu einer Verschlechterung des Schlafs führen.
Schlafmediziner Hans-Günter Weeß, Leiter des interdisziplinären Schlafzentrums des Pfalzklinikums Klingenmünster, empfiehlt klar, auf das Schlaftracking zu verzichten – besser sei es, auf das eigene Körpergefühl zu hören. Bei schwerwiegenden Schlafproblemen sollte man ohnehin den Weg in ein professionelles Schlaflabor antreten.
Fazit: Sinnvolle Ergänzung oder teure Spielerei?
Schlaftracking kann eine sinnvolle Ergänzung sein, wenn du neugierig auf deine Schlafgewohnheiten bist und versuchen möchtest, deine Schlafroutine bewusster zu gestalten. Die Geräte bieten dir Einblicke, die im Alltag hilfreich sein können, etwa um Muster zu erkennen oder kleine Anpassungen in deinem Tagesablauf vorzunehmen.
Jedoch solltest du dir bewusst sein, dass Schlaftracker keine wissenschaftlich fundierte Analyse deines Schlafes liefern und insbesondere bei ernsthaften Schlafproblemen keine Diagnosen stellen können. Schlaftracking mag also interessant und teilweise nützlich sein, aber es ersetzt nicht den Rat und die Diagnose von Fachpersonal.
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