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Psychologie: Darum hasst du dich selbst auf Fotos so sehr

Du fragst dich nach dem Selfies machen, warum einfach alle Fotos schlecht aussehen? Da bist du nicht allein. Wir erklären dir, was psychologisch gesehen dahinter steckt.

Frau macht Selfie
© IMAGO Images / Westend61

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Selfies machen ist für uns mittlerweile zum Alltag geworden. Manchmal fühlen wir uns besonders und wollen diesen Moment festhalten, andere Male sind es die Freund:innen, die einen dazu motivieren, bestimmte Situationen in einem Bild zu verewigen. Doch oft folgt bei vielen die gleiche Situation, wenn es ans Bilder anschauen geht: Man fühlt sich hässlich. Warum ist das aber so? Wir haben nachgehakt.

Darum spielen die Erwartungen an das Foto beim Selfies machen eine große Rolle

Der Grund, ein Selfie zu machen, ist für viele das Festhalten eines guten Looks. Die Haare sehen super aus, der Eyeliner ist on point? Schnell ein Selfie machen, um diesen Moment festzuhalten! Doch wenn du dir das Foto anschaust, bist du enttäuscht, denn die Haare und auch der Eyeliner sehne noch lange nicht so gut aus, wie im realen Leben. Das Kurioseste ist aber: Wenn man nach ein paar Wochen das Foto anschaut, fragt man sich, was man eigentlich so schlimm daran fand und findet auf einmal Gefallen an dem Selfie.

Paar macht Selfie
Beim Selfies machen wirst du immer kritisch mit dir sein. Foto: IMAGO Images / Westend61

Das Foto ist nicht objektiv gut oder schlecht

Aenne Brielman, Psychologin und Postdoktorandin im Bereich Schönheit und Ästhetik vom Max Planck Institut weiß, dass die Erwartungen, die du für deinen perfekten Schuss planst, diesem Phänomen geschuldet sind. „Wann immer wir etwas auswerten […] basiert dies nie auf dem absoluten Wert, welches der ausgewertete Umstand hat. Das Foto ist also nicht objektiv ‚gut‘ oder ’schlecht'“, sagt sie gegenüber Instyle.com.

Stattdessen steht unsere Evaluation immer relativ zu unseren Erwartungen. Da die meisten von uns relativ hohe Erwartungen an sich selbst haben, gehen wir auch davon aus, dass das gemachte Selfie besser als der Durchschnitt ist – was dazu führt, dass es durchschnittlich wird und du enttäuscht bist. „Es ist ein gutes Foto, aber wir haben ein tolles Foto erwartet“, sagt Brielmann, „Wenn wir nach schlechten Dingen suchen, werden wir sie auch finden.“

Gewusst? So viele Menschen haben beim Selfies machen Komplexe entwickelt, dass über ein Drittel von Chirug:innen aussagen, dass ihre Patient:innen professionelle Kosmetik-Behandlungen wollen, um auf ihren Selfies besser aussehen. Dieser Trend ist seit 2016 um ganze 35% gestiegen.

Freundinnen machen Selfies
Bestimmte Selfies erinnern uns an gute Zeiten und sind dadurch in unseren Augen ’schöner‘. Foto: IMAGO Images / Westend61

Es entwickelt sich ein ’nostalgischer Effekt‘, wenn etwas Zeit nach dem Selfies machen vergangen ist

Wenn du dir direkt nach dem Selfies machen die Fotos anschaust, wirst du immer stärker nach ‚Fehlern‘ suchen. Dieses ‚Fehlersuchen‘ geht aber mit der Zeit vorbei, weil es dich, ganz simpel gesehen, einfach nicht mehr kümmert. Das Foto wurde gemacht, dein Leben geht weiter. Und an diesem Punkt kannst du das gemachte Selfie mit einem klaren Kopf und einem weniger kritischen Auge ansehen – sodass du es doch ganz hübsch findest.

Brielmann redet außerdem von einem nostalgischen Effekt in diesem Zusammenhang. Wenn du dich an gute Zeiten erinnerst, ist es sehr wahrscheinlich, dass du dein Foto positiver bewertest. Dies hängt zusammen mit dem Fakt, dass wir Schönheit als Teil einer positiven Erfahrung sehen, sodass du das Selfie als schöner empfindest, da du dich an stressfreie und gute Zeiten erinnerst.

Nehmen wir die Schul- oder Unizeit als Beispiel: Als du das Selfie gemacht hast, warst du sicherlich gestresst. Wenn du dir dieses Foto allerdings ein paar Jahre später anschaust, wirst du vermutlich lächeln und dir denken, dass du doch eine wirklich gute Zeit zu dem Zeitpunkt der Aufnahme hattest. „Das Foto erinnert dich an gute Zeiten und diese Nostalgie könnte sich auf die Bewertung deines Selfies auswirken“, so Brielmann.

Auch das Alter beim Zeitpunkt des Selfies machen spielt eine Rolle

Wenn wir Selfies von uns selbst anschauen, sind wir immer jünger, als wir zum Zeitpunkt des Anschauens sind – was natürlich und logisch ist. Wenn du dich also jetzt darüber aufregst, wie du aussiehst, wirst du dich in fünf Jahren fragen, was genau du eigentlich an dir auszusetzen hattest. Es ist natürlich, dass wir uns immer verbessern wollen. Aber schau dir dein Selfie von vor fünf Jahren an: Möchtest du diese Person wirklich verbessern? Im Endeffekt kannst du dies gar nicht. Oder du hast es schon getan. Doch eins ist klar: Du kannst deiner früheren Version einfach nicht böse sein.

Und genau dieses Gefühl solltest du auch auf frisch gemachte Selfies applizieren. Genauso wie du negative Dinge findest, wenn du nach diesen suchst, wirst du auch positive Aspekte an deinem Selfie finden, die du vielleicht nicht sofort siehst. Im Endeffekt ist nur eins wahr: Du wirst nie so jung sein, wie du es heute bist. Also mach dieses Selfies, sammel Erinnerungen und versuche zu dir und deinem Körper nett zu sein – du wirst es nicht bereuen!

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