Von einer Posttraumatische Belastungsstörung hast du sicher schon einmal gehört. Doch weißt du auch, welche Symptome mit der psychischen Erkrankung einher gehen und wann man sogar von einer komplexen Störung spricht? In diesem umfangreichen Artikel erfährst du, welche Anzeichen auf die Krankheit hindeuten.
Was ist eine Posttraumatische Belastungsstörung?
Unter einer Posttraumatische Belastungsstörung (kurz: PTBS) versteht man eine psychische Erkrankung, die nach sehr belastenden oder traumatischen Erlebnissen auftreten kann. Das können beispielsweise Schicksalsschläge, Todesfälle, Gewalterfahrungen, Kriege, Unfälle oder Naturkatastrophen sein. Betroffene haben mit intensiven Gedanken und Erinnerungen zu kämpfen, was sie in ihrem alltäglichen Leben enorm einschränkt.
Von einer komplexen Posttraumatische Belastungsstörung spricht man, wenn statt eines einzelnen Ereignisses ein wiederholtes Trauma über einen längeren Zeitraum stattgefunden hat. Beispiele hierfür sind emotionale Vernachlässigung, Mobbing, häusliche Gewalt, gestörte Bindungen, Demütigungen oder Kindesmissbrauch.
13 Symptome für eine Posttraumatische Belastungsstörung
Manchmal fühlt es sich so an, als würde man das traumatische Zeit immer und immer wieder durchleben. Das zehrt an den Kräften… Umso wichtiger ist es, die Krankheit nicht als eine Schwäche anzusehen. PTBS kann wirklich jeden Menschen treffen, weiß das Magazin Wie sie liebt. Wir haben recherchiert, wie sich Betroffene fühlen.
1. Du bist in Habachtstellung
Hast du das Gefühl, nicht zur Ruhe zu kommen und ständig in Alarmbereitschaft zu sein? Das ist ein häufiges Symptom einer komplexen Posttraumatischen Belastungsstörung. Die Gedanken spielen immer wieder verschiedene Szenarien durch oder bereiten sich auf Ereignisse vor, bei denen dir etwas Schlimmes passieren könnte. Es fühlt sich an, als würden alle bisherigen Gefühle auf den Kopf gestellt werden. Du fürchtest, dass man dir etwas weggenehmen könnte, was dir viel bedeutet.
2. Entspannen fällt dir schwer
Ob Zuhause im Bett oder im Wellness-Urlaub – die Gedanken kreisen, du fühlst dich gestresst und dein Körper ist dauerhaft angespannt. Es fällt dir unheimlich schwer, dich fallen zu lassen und zu entspannen. Atemübungen und Meditationen scheinen nicht zu klappen, weil du dich zunehmend unter Druck setzt mit Sätzen wie „Ich muss mich jetzt dringend entspannen“. Gib dir Zeit und übe regelmäßig zu meditieren, um wieder ruhiger zu werden.
Hinweis: Eine Posttraumatische Belastungsstörung ist eine psychosomatische Erkrankung. Daher kann es sein, dass du durch das hohe Stresslevel auch an Magen-Darm-Beschwerden leidest.
3. Schlafstörungen plagen dich
Ganz klar: Wer tagsüber angespannt ist, kommt auch nachts nicht zur Ruhe. Einige haben Probleme beim Einschlafen, fahren abends im Bett Achterbahn und kreisen im Gedankenkarusell. Andere schlafen unruhig, werden immer wieder wach und träumen verwirrende und aufwühlende Dinge. Dadurch fällt es dir schwer, am Morgen aufzustehen und fit in den Tag zu starten.
4. Du kannst deine Gefühle nicht regulieren
Deine Gedanken zu kontrollieren, erscheint dir unmöglich. Genauso verhält es sich mit deinen Gefühlen und Emotionen. Sie überkommen dich wie eine Welle und du fühlst dich ihnen machtlos ausgeliefert. Die Anfälligkeit für negative Emotionen wie Angst, Wut und Traurigkeit steigt, was zur Folge hat, dass du in einer bestimmten Situation „unangemessen“ oder ungewohnt reagierst. Wichtig ist: Jedes Gefühl hat seine Daseinsberechtigung und möchte gefühlt und beachtet werden.
5. Du wirst paranoid
Fühlst du dich von anderen beobachtet oder gar bedroht und machst dir Sorgen, dass du gedemütigt oder beleidigt werden könntest? Auch das sind Symptome, die für eine Posttraumatische Belastungsstörung sprechen. Es rührt aus der inneren Überzeugung heraus, dass andere Personen dir gegenüber eine ablehnende Haltung haben oder gegen dich handeln werden. Durch deine Paranoia wächst und wächst das Misstrauen gegenüber anderen Menschen immer mehr.
Du hast kein Social Media? Menschen, die an einer PTBS leiden, meiden häufig Soziale Medien, da dort ein toxisches Umfeld und sozialer Vergleich herrscht, mit dem sie nicht umgehen können.
6. Du bevorzugst es, allein zu sein
Infolgedessen ziehst du dich aus deinem sozialen Umfeld mehr und mehr zurück. Die Angst vor Fremden stärkt deine Neigung zum Alleinsein. Du isolierst dich, verlierst deine Kontakte und könntest womöglich als unnahbar wahrgenommen werden. Die Einsamkeit, die daraus resultiert, kann zu weiteren mentalen Problemen führen. Ein Teufelskreis…
7. Du klammerst dich an narzisstische Menschen
Dich jemandem zu öffnen, ist unvorstellbar. Zu groß ist die Feindseligkeit und das Misstrauen, welches du gegenüber anderen Menschen hegst. Es fällt dir schwer, körperlich und auch mental mit jemandem intim zu werden.
Wenn du dich zu Menschen hingezogen fühlst, sind es nicht diejenigen, die für dich da sein und dich unterstützen wollen. Oft zieht es dich zu Personen, die emotional unerreichbar sind, weil sie kein Interesse zeigen oder völlig unbeteiligt sind. Dieser ungesunde Bindungsstil kann dazu führen, dass du dich von narzisstischen Persönlichkeiten angezogen fühlst. Das kann gefährlich werden und dich noch tiefer in deine Erkrankung stoßen.
8. Selbstzweifel belasten dich
Jahrelange Schuldgefühle lösen eine starke Scham aus, die dazu führt, dass dein Selbstwertgefühl mehr und mehr schwindet. Die Folge: Selbstzweifel kommen auf. Ein kritisches und negatives Selbstbild ist ein typisches Symptom für eine komplexe Posttraumatische Belastungsstörung. Du gaukelst dir selbst vor, der schlimmste Mensch der Welt zu sein, sodass du dich irgendwann selbst nicht mehr leiden kannst. Höchste Zeit, mehr Selbstliebe und Selbstmitgefühl in dein Leben zu integrieren.
9. Deine Werte verlieren ihren Wert
Gab es etwas, woran du mal ganz fest geglaubt hast? Eines der „gefährlichsten“ Symptome der Posttraumatischen Belastungsstörung ist die Hoffnungslosigkeit, die sich in allen Lebensbereichen ausbreitet. Glaubenssätze, Überzeugungen, Werte und Spiritualität werden häufig über Bord geworden. Was bleibt, ist die pure Verzweiflung. Du stellst nicht nur dein Selbst, sondern auch die ganze Welt plötzlich in Frage.
10. Veränderungen? Nein, danke!
Spontan wegfahren oder sich ganz flexibel zum Essen verabreden – no way. Du hältst deine Routinen und Gewohnheiten strikt ein, denn sie geben dir ein Gefühl von Sicherheit und Kontrolle. Veränderungen hingegen werfen dich schnell aus der Bahn, stiften Unruhe und bringen dein Konzept durcheinander, sodass du unruhig und unkonzentriert wirst. Du möchtest dich bestmöglich vor jeder potentiellen Bedrohung schützen.
11. Du meidest bestimmte Situationen
Ob Flugreisen, Städte, Dürfte oder Personen – du meidest alles, was dich auch nur im Entferntesten triggern und dich an dein traumatisches Erlebnis erinnern könnte. Das können ganz individuell unterschiedliche Dinge sein. Ist das Vermeidungsverhalten so extrem, dass du nicht mehr ohne Angst aus dem Haus gehen kannst, ist auch von einer Panik- oder Angststörung die Rede. Der Grund dafür ist die sogenannte „Angst vor der Angst“.
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12. Du arbeitest bis zum Umfallen
Sich in die Arbeit zu stürzen, hilft dabei, Sorgen und Ängste zu verdrängen und die lauten Gedanken leise zu halten. Das übermäßige Arbeiten wird zum Run in einem Hamsterrad. Das geht solange gut, bis du Urlaub hast oder krank wirst. Denn sobald du der Arbeit fern bleibst, holen dich all die Gedanken und Gefühle, Sorgen und Ängste wieder ein und treffen dich mit voller Wucht.
13. Du willst nicht mehr so weiterleben
Selbstmordgedanken sind ein sehr seltenes Symptom einer Posttraumatischen Belastungsstörung. Hierbei geht es auch nicht darum, dass du generell nicht mehr existieren möchtest, sondern dass du den Zustand ständiger Angst und Angespanntheit satt hast und nicht mehr ein solches Leben führen möchtest. Auch wenn es sich so anfühlt, als würde sich deine Situation niemals wieder ändern: Gib nicht auf. Sprich offen über deine Probleme und suche dir professionelle Hilfe in Form von therapeutischer oder psychiatrischer Unterstützung.
Posttraumatische Belastungsstörung – Symptome sind behandelbar
Es gibt verschiedenen Möglichkeiten, eine komplexe Posttraumatische Belastungsstörung zu behandeln. Bei besonders tiefsitzenden und langanhaltenden Traumata können auch Medikamente verschrieben werden, die dich zusätzlich zu einer Psychotherapie unterstützen. Wer möchte, kann sich auch stationär in einer psychosomatischen Klinik aufnehmen lassen. Der erste Schritt ist der Weg zum Arzt oder zur Ärztin des Vertrauens. Mit ihr oder ihm besprichst du dann das weitere Vorgehen.