Veröffentlicht inPsychologie

Grenzen setzen: Warum NEIN mein absolutes Lieblingswort ist

Grenzen setzen ist wichtig, um deine eigenen Bedürfnisse zu wahren & in emotionaler Balance zu bleiben. Wie du das schaffst, liest du hier.

Frau Nein sagen
Wer sich keine Grenzen setzt, läuft Gefahr ausgenutzt zu werden und auszubrennen. So lernst du, deine Bedürfnisse in den Vordergrund zu stellen. Foto: imago images/Addictive Stock

Ich beneide Menschen, die immer lächelnd und offen durchs Leben gehen. Die dankend mit einem Ja auf fast jede Frage antworten. Die das Leben mit allem, was dazugehört lieben. Ich bin nicht so. Auf manche mag das miesepeterig wirken. Auf andere pessimistisch. Aber ich habe meine Gründe, warum ich öfter mal Nein sage. Und zwar, weil ich auf diese Art meine ganz persönlichen Grenzen setze. In diesem Artikel erfährst du, warum das richtig guttun kann und in welchen Situationen es wichtig ist, auch mal Nein zu sagen.

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Grenzen setzen bedeutet, seine eigenen Bedürfnisse zu kennen

Du fragst dich, warum mir ein Nein dermaßen leicht über die Lippen geht? Weil Nein sagen mir dabei hilft, meine eigenen Bedürfnisse zu schützen. Genau darum geht es nämlich beim Thema Grenzen setzen: zu wissen, was einem wichtig ist und was man lieber von sich weisen möchte.

Sehe ich beispielsweise meine mentale Gesundheit in Gefahr, in meinen Augen mein höchstes Gut, und werde dann gefragt, ob ich nicht eben noch eine weitere Aufgabe erledigen könnte, lautet meine Antwort Nein. Ich schütze mich und meine Gesundheit auf diese Weise. Weil ich mir wichtig bin.

Frau Stress
Ob ich eine Runde laufen gehe, meditiere oder Nein sage: All das sind Mechanismen, mich vor dem ausbrennen zu bewahren. Foto: IMAGO / Westend61

Warum Grenzen so wichtig sind

Grenzen setzen ist wichtig. Denn sie helfen uns dabei, uns nicht selbst zu überfordern. Dass wir nur leisten, was wir können – körperlich wie auch mental. Setzen wir keine Grenzen, überschreiten wir unser Limit und nehmen uns selbst Raum. Raum, in dem wir durchatmen, denken und zu uns selbst finden können.

Leider haben Grenzen bis heute ein schlechtes Image. Wer ständig Nein sagt und aufzeigt, dass etwas zu viel wird, gerät schnell unter Verdacht ein:e Spielverderber:in zu sein. Und wer möchte schon mit so jemandem etwas zu tun haben? Wie soll mit solchen Menschen überhaupt eine Beziehung aufgebaut werden?

Dabei ist es in meinen Augen vielmehr so, dass Grenzen setzen, Hilfe zur Selbsthilfe ist. Und das ermöglicht uns letztlich, anderen zu helfen. Denn wie soll man eine starke Beziehung aufbauen und anderen den Rücken stärken, wenn man nicht einmal sich selbst den Rücken stärken kann?

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3 Situationen, in denen wir Grenzen setzen sollten

Ich habe bereits ein Beispiel aufgezeigt, wann ich ganz bewusst Grenzen setze. Allerdings gibt es auch zahlreiche andere Situationen, in denen wir lernen müssen, uns zu schützen und öfter mal Nein zu sagen…

  1. Gespräche, die uns nicht interessieren: Du hast keine Lust mehr über ein spezielles Thema zu sprechen, zumal du völlig unterschiedliche Ansichten als dein:e Gesprächspartner:in hast? Es ist völlig legitim, dich freundlich zu entschuldigen und dem Gespräch zu entfliehen. Vor allem belastende Themen müssen nicht ausdiskutiert werden, wenn du dich dabei nicht wohlfühlst. Hinterfrage aber auch, warum du dich mit diesem Thema unwohl fühlst.
  2. Bitten, die uns überfordern: „Kannst du am Wochenende beim Umzug helfen? Wir wären zu zweit und müssen Kühlschrank, Sofa und Bett in den vierten Stock bringen. Aufzug? Nein den gibt’s nicht. Hilfst du?“. Es ist vollkommen in Ordnung, solche Bitten abzulehnen. Ganz gleich, wie lange du mit dem oder der Bittsteller:in befreundet bist. Auch wenn du merkst, dass du mal wieder etwas Zeit für dich brauchst, kannst du Bitten jederzeit abschlagen. Frage dich immer, was du brauchst, damit es dir gut geht. Grenzen setzen, hilft dir dabei, diese Bedürfnisse zu stillen.
  3. Partner:innen und Freund:innen, die auslaugen: Grenzen solltest du auch immer dann setzen, wenn du merkst, dass du es mit sehr egoistischen Personen zu tun hast. Denn diese werden nicht zwingend Rücksicht darauf nehmen, dass es dir gut geht. Umso wichtiger ist es, dass du dir selbst nimmst, was du brauchst. Tun dir Beziehungen auf Dauer nicht gut und laugen aus, ist es völlig legitim, sie zu beenden. Freund- und Liebschaften sollten unter dem Strich Kraft schenken, statt sie zu rauben.
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Wie schafft man es, Grenzen zu setzen?

Immer wieder schreibe ich in diesem Artikel davon, Grenzen zu setzen. Dabei ist das gar nicht mal so leicht und bedarf einiges an Übung. Folgende Schritte können dir dabei helfen:

  • Hinterfrage deine Bedürfnisse: Nur wer weiß, was ihm gut und schlecht tut, kann Grenzen setzen. Nimm dir also regelmäßig Zeit für dich, komm zur Ruhe und hinterfrage deine Gefühlslage. Was brauchst du?
  • Arbeite an deinem Selbstwert: Denn Nein sagen kann nur, wer für seine Grenzen auch eintreten kann. Bedenke, dass nicht jeder das verstehen wird, wenn du Grenzen ziehst.
  • Grenzen kommunizieren: Gerade weil nicht alle deine Grenzen akzeptieren werden, solltest du sie immer deutlich kommunizieren. Dennoch solltest du dich nie für sie rechtfertigen. Argumentiere empathisch und wertschätzend und sage eine Bitte zum Beispiel folgendermaßen ab: „Ich würde dir gerne helfen, habe aber momentan selber keine Zeit.“
  • Grenzüberschreitungen bemerken: Es ist unwahrscheinlich, dass du von jetzt auf gleich immer deine Grenzen wahren kannst. Umso wichtiger ist es, Grenzüberschreitungen zu bemerken und zu versuchen, es nächstes Mal besser zu machen.
Frau Wand
Es ist ungemein wichtig, dass du regelmäßig in dich reinhörst und hinterfragst, was du brauchst. Foto: Getty Images/ Klaus Vedfelt /

Grenzen setzen wahrt dein emotionales Wohlbefinden

Grenzen setzen mag sich zunächst egoistisch anfühlen. Es nicht zu tun, kann sich langfristig allerdings negativ auf dein mentales Wohlbefinden auswirken. Besser, wir setzen heute Grenzen, um morgen immer noch für andere da sein zu können. Und wenn das auch zukünftig bedeutet, dass ich mit einem Nein als Antwort nur so um mich werfe: Ich kann damit leben, weil es sich verdammt befreiend anfühlt!

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