Ich bin neugierig und lerne gerne dazu. Unterhalte ich mich mit Menschen, die viel wissen, empfinde ich das als anregend. Was ich allerdings so richtig nervig finde? Besserwisser oder Besserwisserinnen, die der Meinung sind, jeden zweiten meiner Sätze korrigieren zu müssen. Hier stockt bei mir der Lerneffekt und das Augenrollen setzt ein. Wie man solch ‚schwierigen Personen‘ ganz ohne genervte Attitüde entgegentreten kann, weiß die Psychologin Dr. Evelyn Summhammer.
Das erwartet dich zum Thema Besserwisser:
Was ist ein Besserwisser bzw. eine Besserwisserin?
Besserwisser, der. Im Duden wird das Wort wie folgt definiert: männliche Person, die alles besser zu wissen meint, sich belehrend vordrängt. Natürlich gibt es nicht nur Besserwisser, sondern auch weibliche Besserwisserinnen, die stets glauben, es besser zu wissen.
Wir alle werden bereits mit einem Besserwisser oder einer Besserwisserin konfrontiert gewesen sein. Oft offenbart sich das in beiläufigen Momenten. Man sitzt beispielsweise gemütlich im Restaurant am Tisch und wagt einen Blick in die Weinkarte. Hier entdeckt man den Grauburgunder und meint, dass man den dem Chardonnay vorziehen würde.
Kaum hat man das ausgesprochen, kommt der Besserwisser oder die Besserwisserin um die Ecke und gibt zum Besten, dass Pinot Grigio und Grauburgunder übrigens das Gleiche sind. Pinot Grigio wäre der italienische Begriff und der Grauburgunder lediglich das deutsche Pendant. Ob man nach dieser Information nun gefragt hat oder sie gar selbst schon wusste – der oder die Besser:wisserin wird sich davon nicht beirren lassen.
Besserwisser:innen geben ungefragt Fakten zum Besten
Auf der Arbeit erkennt man Besser:wisserinnen daran, dass sie einen fast schon vom eigenen Schreibtisch drängen mit den Worten: „Lass mich da mal ran, so wird das nichts.“ Wenn hinter solchen Persönlichkeiten auch großes Wissen steckt, der soziale Umgang leidet unter dieser Art enorm.
Denn wer immerzu korrigiert wird, fühlt sich schnell in die Rolle des oder der stets Belehrten zurückgedrängt, der oder die zu wenig weiß. Hinzu kommt, dass Besserwisser:innen nicht selten so wirken, als würden sie sich mit ihrem (extra) Wissen wie ein Pfau schmücken wollen. Der Grat zwischen der Besserwisserei und Überheblichkeit ist ein schmaler.
Wie wird man zum Besserwisser oder zur Besserwisserin?
Wenn jemand eine Antwort auf diese Frage hat, dann die viel zitierte Psychologin Dr. Evelyn Summhammer. Sie hat ein Buch mit dem Titel „Nörgler, Besserwisser, Querulanten. Wie man schwierige Menschen zielsicher steuert.“ geschrieben und bereits zahlreiche Interviews zu dem Thema gegeben. Gegenüber der Barbara erklärt sie, dass man nicht als Besserwisser:in zur Welt kommt, sondern vielmehr dahin erzogen wird. Und zwar, weil man früh das Gefühl vermittelt bekommt, nie genug zu sein.
Brachten heutige Besserwisser:innen eine Zwei nach Hause, mussten die sich der Frage stellen: „Warum ist es keine Eins geworden?“ In der Folge haben sie sich noch mehr reingekniet, weil sie verinnerlicht haben, dass sie nur geliebt und akzeptiert werden, wenn sie viel wissen. Und dieses Wissen möchte sie auch als Erwachsene preisgeben, um sich Anerkennung zu verschaffen. Besserwisser:innen meinen es also gar nicht böse, wenn sie einen ständig korrigieren.
Zudem haben sie nicht das Gefühl, mit ihrer Art und Weise zu nerven. Eher denken sie, dass sie anderen damit einen Gefallen tun. Summhammer erklärt weiter: „Es ist auch eine Selbstwertthematik. Jeder von uns hat sich im Leben eine Strategie angeeignet, um seinen Selbstwert zu erhöhen. Und der Klugscheißer tut dies, indem er sein Wissen teilt, beweisen will, wie gut er ist.“
Wie geht man mit Besserwissern und Besserwisserinnen um?
Auch dem SWR-Wissen-Magazin gab Summhammer bereits ein Interview, indem sie klarstellt, dass wir alle das ein oder andere Mal besserwisserisch agieren. Auf die Frage, welchen Typen sie aus ihrem Buchtitel am schwierigsten empfindet, sagt sie:
„Ich persönlich bin am meisten von den Besserwissern genervt. Ich muss aber dazu sagen, dass ich natürlich auch selbst in vielen Situation diese Besserwisserin bin. Das ist mir am gesamten Buch das Wichtigste: Wir sollten verstehen, dass jeder Mensch auch etwas von diesen Typen in sich hat. Nur wenn es in einem Überausmaß von einer Person ausgestrahlt wird, dann nervt es das Gegenüber.“
Bloß nicht persönlich nehmen!
Mit diesem Wissen im Hinterkopf, meint Summhammer, sollte man am besten versuchen, die Besserwisserei niemals persönlich zu nehmen. Wird man also von einem Besserwisser oder einer Besserwisserin ständig korrigiert, sollte man nicht denken: „Glaubt der oder die, dass ich blöd bin?“ Das führt zu negativen Spannungen, die sich schnell in der Kommunikation entladen können: entweder durch Gegenangriff oder Rückzug.
Besser wäre es laut der Expertin, das Verhalten des Besserwissenden zu hinterfragen und einmal mehr zu verstehen, dass hier vermutlich aus dem Drang nach Anerkennung gehandelt wird. So distanziert man sich von der Aussage, anstatt sie persönlich zu nehmen.
Wem diese Distanz nicht genügt, der kann auch ihrem Tipp folgen, die Fakten des Besserwissers oder der Besserwisserin zu überprüfen bzw. zu hinterfragen, wo dieses Wissen herkommt. Dieses Vorgehen hat auch den Vorteil, Halbwissen zu entlarven und dem Besserwissenden seine Schranken aufzuweisen.
Besserwisser:innen meinen es nicht böse
Solltest du das nächste Mal korrigiert oder mit ungefragten side facts versorgt werden, rolle nicht mit den Augen und nimm das Ganze schon gar nicht persönlich. Der oder die Besserwisser:in meint es nicht böse, sondern möchte sein oder ihr Wissen einfach gerne mit dir teilen und dafür Anerkennung bekommen. Ganz im Gegenteil übrigens zum Mansplaining, bei dem vorzugsweise Männer das Gefühl haben, sie müssten Frauen die Welt erklären.
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