Obwohl ich erst 27 bin, fühle ich mich manchmal wie eine ältere Dame, die nicht mehr ganz auf ihr Gedächtnis vertrauen kann. Denn ich schreibe mir für wirklich jede anstehende Aufgabe einen Notizzettel oder führe minutiös To-do-Listen. Nichts soll liegen bleiben oder vergessen werden. Mein Problem? Oft liegen diese Zettel und Listen tagelang unberührt rum: „Morgen dann!“, sage ich mir innerlich. Dieses ständige Aufschieben stresst allerdings umso mehr. Wie gut, dass es einen einfachen Trick gibt, der dem Prokrastinieren ein Ende setzt: In diesem Artikel erfährst du, was hinter der 5-Sekunden-Regel steckt.
Das erwartet dich zur 5-Sekunden-Regel:
Was bedeutet das Wörtchen Prokrastinieren?
Wer ständig Aufgaben und Tätigkeiten so weit nach hinten schiebt, dass sie entweder gar nicht mehr oder nur unter größtem Zeitdruck erfüllt werden, prokrastiniert. Das Wörtchen Prokrastination setzt sich dabei aus den lateinischen Vokabeln pro und crastinum zusammen, was übersetzt so viel wie für morgen bedeutet.
Das gegenteilige Phänomen nennt sich im Übrigen Präkrastination. Hier werden Aufgaben nicht ständig aufgeschoben, sondern unter größtem Stress sofort erledigt – in der Hoffnung, dadurch an Freizeit zu gewinnen. Ein Trend, der vor allem an vielen Arbeitsplätzen zu finden ist, aber nicht aufgeht. Denn jeder Aufgabe folgt eine nächste. Prokrastination ist dagegen vor allem ein Problem von Menschen, die selbstorganisiert arbeiten müssen. Vor allem Studierende und Selbstständige sind demnach von der Aufschieberitis besonders betroffen.
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Wie die Aufschieberitis zum Stressor wird
Aber Prokrastinieren kann man nicht nur in der Ausbildung oder auf der Arbeit. Wir alle kennen das: Manchmal sind es die kleinen Aufgaben, die wir immer weiter aufschieben. Eigentlich müssten wir zum Drogeriemarkt und neue Zahnseide kaufen. Oder wir müssten uns mal wieder bei unserer Oma melden. Oder einen neuen Termin beim Gyn vereinbaren. Gerade weil diese Aufgaben binnen weniger Minuten erledigt wären, schieben wir sie immer weiter auf. Das hat noch Zeit, denken wir uns.
Wir vertrösten uns damit, dass diese Tätigkeiten keine besonders hohe Priorität haben und deswegen warten können. Dennoch speichern wir diese Aufgaben unterbewusst ab oder sammeln – wie auch ich – zahlreiche Erinnerungszettel und Listen an. Weil diese Aufgaben zwar eine geringe Priorität haben, aber dennoch wichtig sind, geistern sie uns ständig in den Hirnwindungen herum. In der Folge stressen sie uns. Je länger wir sie aufschieben, desto größer wird die Überwindung, sie endlich in Angriff zu nehmen…
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Die 5-Sekunden-Regel beendet das Aufschieben
Auch die US-amerikanische Autorin und Motivationstrainerin Mel Robbins weiß um diesen Stress, der entsteht, wenn wir Aufgaben immer wieder aufschieben. Aus diesem Grund hat sie die sogenannte 5-Sekunden-Regel erfunden, die sie in ihrem Buch „The 5 Second Rule“ vorstellt.
Hier schreibt sie, dass man der Prokrastination ein Ende setzt, indem man die kurzen Impulse nutzt, in denen man verspürt, dass eine Aufgabe erfüllt werden muss. Statt im nächsten Moment zu denken „Morgen dann!“, sollte man besser von fünf an rückwärts zählen und die Aufgabe direkt angehen. Werden wir durch unser Gedächtnis oder durch einen Zettel beispielsweise daran erinnert, dass wir den Frauenarzttermin vereinbaren wollten, sollten wir zu uns sagen: „5…4…3…2…1…Los! Anrufen!“
Die 5-Sekunden-Regel ist denkbar einfach und effizient. Denn sie sorgt dafür, dass wir nicht lange fackeln. Statt Dinge zu zerdenken, machen wir sie einfach. Getreu dem Motto: Nicht sagen, machen!
Einfach abheben wie eine Rakete!
Mel Robbins schwört auf diese Methode. Sie weiß aus eigener Erfahrung, wie leicht sich Ausreden für das Anfangen finden lassen. Doch ihr Leben sollte sich rapide ändern, als sie eines Tages eine Fernsehwerbung mit einer Rakete sah, die nach abgezähltem Countdown startete: „Ich dachte, was, wenn ich statt lange zu überlegen beim Weckerklingeln einfach aufstehe, wie eine Rakete beim Start einfach abhebt?“, schreibt Mel auf ihrer Website.
Wer die 5-Sekunden-Regel nutzt, hat nicht viel Zeit, Ausreden zu finden und legt einfach los. Psychologisch betrachtet lenkt uns das Runterzählen ab, der Countdown stellt uns darauf ein, dass gleich etwas passieren wird und zuletzt konditioniert man sich so selbst auf ein konkretes Signal, welches zum Reagieren animiert. Auf eins gilt es, Dinge anzupacken! Mit der 5-Sekunden-Regel, so lässt sich einfach zusammenfassen, tricksen wir also unseren inneren Schweinehund aus.
Und das Beste an der 5-Sekunden-Regel? Je mehr Aufgaben wir dank ihr erledigen, desto größer wird auch unser Selbstvertrauen. Wir alle wissen immerhin um das himmlische Gefühl, Aufgaben von unserer To-do-Liste oder aus unserem Kopf streichen zu können. Neugierig geworden, ob diese einfache Regel hält, was sie verspricht? Dann probiere sie das nächste Mal einfach aus, bevor die wieder dem Prokrastinieren verfällst!
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