Fast 200.000 Menschen haben sich in Deutschland bisher mit dem Coronavirus infiziert. Über 185.000 sind mittlerweile genesen. Das zumindest besagen die offiziellen Zahlen. Doch wie verbreitet ist Covid-19 tatsächlich? Um das herauszufinden, hat das Robert-Koch-Institut (RKI) seit März 2020 in seiner Se-Blu-Co-Studie 12.000 Proben von Blutspendern in Deutschland untersucht und Überraschendes herausgefunden.
Deutsche hatten kaum Kontakt mit dem Coronavirus
So haben die Untersuchungen ergeben, dass bei gerade einmal 1,3 % der Blutspender seropositiv waren. Das heißt: Nur in einer von 100 Blutproben konnten Antikörper von SARS-CoV-2 nachgewiesen werden. „Das unterstreicht unsere Annahme, dass ein Großteil der Menschen noch keinen Kontakt mit dem Virus hatte und weiterhin empfänglich für eine Infektion ist“, erklärte Lothar Wieler, Präsident des RKI in einer Pressekonferenz.
Männer haben doppelt so häufig Antikörper
Ebenfalls auffällig: Bei Männern wurden doppelt so häufig Antikörper nachgewiesen wie bei Frauen. Das passt zu den Ergebnissen mehrerer Studien, dass Männer anfälliger sind, am Coronavirus zu erkranken. Von all den untersuchten Regione gab es in Freiburg und München-Ost den höchsten Anteil an Blutspendern mit Antikörpern.
Antikörper bei jungen Menschen am häufigsten nachgewiesen
Besonders überrascht hat die Wissenschaftler die Altersverteilung. Die jüngeren Spender hatten die meisten Antkörper im Blut. Vor allem die Frauen und Männer zwischen 25 und 29 Jahren wurden am häufigsten seropostiv getestet.
Auch die Altersgruppen 20-24 Jahre, 30-39 Jahre und 50-59 Jahre zeigten höhere Antikörper-Werte. Dagegen war die sonst so oft betroffene Gruppe der 40-49-Jährigen kaum positiv getestet.
Studie hat einen Knackpunkt
Allerdings gibt Lothar Wieler zu bedenken, dass die Daten nicht repräsentativ für die gesamte Bevölkerung seien, da nur Menschen ohne Grundkrankheiten zum Blutspenden zugelassen werden.
Außerdem haben chinesische Mediziner herausgefunden, dass Infizierte ohne Symptome schon zwei Monate nach der Erkrankung keine Antikörper mehr im Blut hatten. Heißt: Eventuell könnten deutlich mehr der 12.000 Blutspender eine Covid-19-Erkrankung durchgemacht haben; sie ist nur nicht mehr nachzuweisen.
Bis Ende September wird die Blutspender-Studie fortgesetzt. Dann wird es weitere aufschlussreiche Ergebnisse geben.
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