Sie sind mittlerweile viel mehr als nur eine Spielerei für Technik-Freaks und Gaming-Nerds. VR-Brillen haben es jetzt auch in die Fitness-Branche geschafft und können uns dabei helfen, abzunehmen und fit zu bleiben. Eine tolle Sache für diejenigen, denen gerne mal die Motivation fehlt – auf spielerische Weise können wir unserem Körper so etwas Gutes tun. Doch das smarte Hilfsmittel bekommt nicht allen: Insbesondere Frauen klagen während der Nutzung vermehrt über Übelkeit. Ist der weibliche Körper einfach anfälliger für die sogenannte Motion Sickness? Eine Studie bringt Licht ins Dunkel.
Darum geht es in der Studie um die „sexistischen VR-Brillen“
Die VR-Brillen wurden in einem rasanten Tempo weiterentwickelt und mit immer neuen Features ausgestattet, die die User:innen-Experience verbessern. Doch eine Sache blieb dabei auf der Strecke: die Wirkung der virtuellen Welt, die wir quasi direkt auf der Nase tragen, auf unseren Körper. Während Hard- und Software immer moderner wurden, klagten Nutzer:innen immer wieder über Motion Sickness – ihnen wurde schlichtweg übel von der ungewohnten Form der Bewegung. Dabei fiel auf, dass Frauen öfter und über stärkere Symptome klagten als Männer. Reiner Zufall? Dieser Frage stellte sich Michael J. Proulx von der University of Bath in seiner Studie, die im Januar 2024 veröffentlicht wurde.
Sind Östrogen und Progesteron schuld an der VR-Sickness?
Das untersuchte das Team rund um Michael J. Proulx und konzentrierte sich nach ersten Recherchen letztendlich auf zwei Tage des weiblichen Zyklus. Die Übelkeit wurde an Tag 15, rund um den Eisprung, wenn unser Östrogen-Level am höchsten ist und an Tag 22, in der Mitte der Lutealphase, wenn das Progesteron seinen Höchststand erreicht, gemessen. Und tatsächlich gaben die Proband:innen in der Lutealphase vermehrt an, stärkere Übelkeit während des Tragens der VR-Brillen zu verspüren. Also dann, wenn die Periode vor der Tür steht. Ist die Frage: „Hast du deine Tage?“ in diesem Fall also berechtigt?
VR-Brillen ohne Übelkeit: Nur für Männer?
Wir kennen dieses Thema aus vielen Bereichen, wie der Medizin oder beispielsweise dem Test von Airbags im Auto: Vieles wird auf den männlichen Körper ausgerichtet, der in diesen Fällen als Norm gilt. Dabei ist längst klar: Frauen brauchen, rein physiologisch gesehen, oft eine ganz andere Form von Behandlung. Das kann im medizinischen Bereich gefährlich werden. An anderen Stellen, wie der Nutzung von VR-Brillen, werden sie somit ausgeschlossen.
Den Herstellenden und Entwickler:innen möchte man hier keine böse Absicht unterstellen, denn der weibliche Zyklus ist eine enorme Herausforderung. Dennoch gibt es bereits zarte Lösungsansätze, die das Tragen von VR-Brillen für Frauen generell zugänglicher machen könnten, wie beispielsweise eine Verkleinerung des virtuellen Sichtfelds.
Die gute Nachricht: Bewegung könnte gegen VR-Sickness helfen
Die Teilnehmenden der Studie machten die Tests mit den VR-Brillen allesamt im Sitzen. Motion-Sickness entsteht im Normalfall dadurch, dass unser Gehirn eine Bewegungsmeldung erhält, obwohl wir uns nicht fortbewegen, wie zum Beispiel im Flugzeug oder auf Autofahrten. So kommt vermutlich auch die VR-Sickness zustande, doch wenn wir uns mit der virtuellen Aktion bewegen, könnte das den Effekt aufheben. Am Ende muss das dann doch jede:r für sich selbst austesten, denn das Empfinden von Übelkeit ist sehr subjektiv, auch wenn es Methoden gibt, diese beispielsweise über die Haut festzustellen.
Fazit: Nicht mit Absicht sexistisch, aber ein grundsätzliches Problem
Kurz vor deiner Periode zu stehen, könnte also eine Erklärung dafür sein, dass dir beim Tragen einer VR-Brille schlecht wird. Für unseren Hormonhaushalt können die Macher:innen der VR-Brillen natürlich nichts, aber ungeachtet dessen ist diese Studie ein weiterer Indikator dafür, dass der weibliche Körper in der Forschung immer noch unterrepräsentiert ist und noch viel Arbeit vor uns liegt.
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